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Deutsche Wettbewerbsposition | Ukraine

Zunehmende Einbindung in EU-Binnenmarkt stärkt bilateralen Handel

Deutschland ist das zweitwichtigste Lieferland der Ukraine. Die Annäherung an die EU sorgt für eine engere wirtschaftliche Verknüpfung, doch auch China holt auf.

Von Fabian Nemitz | Kiew

Die Ukraine ist ein Land mit viel Nachholpotenzial. Aktuell bereitet aber eine mögliche Eskalation des Konflikts mit Russland große Sorgen. Gelingt es, den Konflikt zu entspannen und das Investitionsklima weiter zu verbessern, dürfte sich das Wirtschaftswachstum künftig deutlich erhöhen.

Zu den Pluspunkten zählen der große Binnenmarkt mit rund 40 Millionen Einwohnern, die Nähe zur Europäischen Union (EU) und das Assoziierungsabkommen mit dem Staatenverbund sowie große Human-, Agrar- und Rohstoffressourcen. Als Sourcingmarkt spielt die Ukraine eine wichtige Rolle. Das gilt vor allem für Nahrungsmittel, die Lohnfertigung, das IT-Outsourcing sowie künftig möglicherweise auch für grünen Wasserstoff.

Deutschland gehört zu den wichtigsten Handels- und Investitionspartnern der Ukraine. Als Investoren sind deutsche Firmen vor allem in der Produktion von Baustoffen, Kfz-Teilen, Saatgut sowie in der Logistik im Einzelhandel tätig.

Die Ukraine auf einen Blick

Die Ukraine importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 53,7 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 9,9 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag die Ukraine auf Rang 41 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Die Ukraine exportierte 2020 Waren im Wert von 49,2 Milliarden US$, davon gingen 4,2 Prozent nach Deutschland. Destatis zufolge lag die Ukraine auf Rang 44 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Schätzungen der Auslandshandelskammer (AHK) Ukraine waren 2021 rund 2.000 deutsche Unternehmen in der Ukraine ansässig, hauptsächlich in der Hauptstadt Kiew und im Westen des Landes. Deutsche Firmen stellen etwa 50.000 Arbeitsplätze im Land.

Große Umwälzungen bei der Struktur der Handelspartner

Parallel zum Wirtschaftswachstum haben sich die ukrainischen Warenimporte seit 2000 deutlich erhöht. Für große Einbrüche sorgten aber die weltweite Finanzkrise (2009) und die Wirtschaftskrise nach dem Euromaidan (2013/14). Die Importe haben das Rekordniveau aus dem Jahr 2008 bislang jedoch nicht wieder erreicht.

Seit dem Euromaidan hat sich die Struktur der wichtigsten Handelspartner deutlich verändert. Die Bedeutung der EU ist gestiegen, während Russland stark zurückgefallen ist. Wichtigstes einzelnes Lieferland ist seit 2019 China. Deutschland hält seine gute Position bislang, könnte künftig aber Anteile an dynamischere Länder verlieren. "Made in Germany" steht jedoch immer noch hoch im Kurs.

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China ist Deutschland bei vielen Produkten auf den Fersen

Deutschland konnte seine Position als führendes Lieferland bei vielen Produkten in den vergangenen Jahrzehnten behaupten. Deutschland profitiert von der geografischen Nähe, dem guten Ruf seiner Produkte und der zunehmenden Einbindung der Ukraine in den EU-Binnenmarkt. Gleichzeitig holt China deutlich auf. Das gilt besonders für Maschinen und Anlagen.

Die führende Stellung Deutschlands als Lieferland für Kfz und Kfz-Teile liegt auch am unfangreichen Importvolumen von Gebrauchtwagen. Beim Absatz von Neuwagen liegen Hersteller aus anderen Ländern vorn, darunter Toyota, Renault und KIA.

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

 Maschinenbau 2)

1

Deutschland

16,1

16,8

21,0

2

China

0,3

8,7

17,4

3

Italien

8,4

6,7

9,3

4

Russland

40,0

25,7

5,1

Chemische Erzeugnisse 3)

1

Deutschland

14,7

14,4

13,6

2

China

2,4

6,8

9,3

3

Polen

4,0

6,6

8,6

Kfz- und -Teile 4)

1

Deutschland

19,6

19,6

15,4

2

USA

1,9

5,3

14,3

3

Japan

8,2

17,5

13,5

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten in die Ukraine; 2) SITC-Gruppen 71 bis 74; 3) SITC-Gruppe 5; 4) SITC-Gruppe 78Quelle: UN Comtrade

Ukraine bietet großes Potenzial als Beschaffungsmarkt

Die Ukraine gehört zu den global wichtigsten Agrarländern. Das Gros der Exporte aus der Schwarzmeerrepublik entfällt auf Rohwaren oder Produkte mit einer geringen zusätzlichen Wertschöpfung wie Weizen und Pflanzenöl. Einige EU-Länder wie Polen oder die Niederlande verarbeiten Rohwaren aus der Ukraine weiter.

Der steigende Bedarf an Lithium und weiteren Rohstoffen für die Elektromobilität und andere moderne Industriezweige bietet Chancen für die Ukraine. Im Juli 2021 haben die EU und die Ukraine eine strategische Partnerschaft für Rohstoffe und Batterien auf den Weg gebracht.

Dank seiner weiten Flächen und günstiger Standorte für erneuerbare Energien sowie dem bestehenden Gaspipeline- und Speichernetz könnte das Land künftig auch eine wichtige Rolle bei der Versorgung Europas mit grünem Wasserstoff einnehmen. Deutschland und die Ukraine verbindet seit 2020 eine Energiepartnerschaft.

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