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Branchen | Ungarn | Luftfahrtindustrie

Embraer steigt in Ungarn ein

Flugzeugbauer Embraer entdeckt Ungarn als Standort für Forschung und Entwicklung. Die ungarische Regierung will die Luftfahrtindustrie und Weltraumforschung vorantreiben.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Ende August 2021 hat der brasilianische Luft- und Raumfahrtkonzern eine offizielle Vertretung in Budapest eröffnet. Sie wird als europäisches Engineeringbüro von Embraer fungieren. Es soll vorrangig Projekte für Forschung- und Entwicklung (F&E) des Unternehmens in Ungarn durchführen, darunter auch in den Sparten Satelliten und Maschinenbau. Der Aufbau von Produktionskapazitäten könnte später folgen, heißt es.

Schub für die ungarische Luftfahrtindustrie erhofft

Der Einstieg von Embraer stelle einen bis dahin nicht dagewesenen Technologiesprung in der ungarischen Luftfahrtindustrie dar, sagte Gáspár Maróth, Regierungsbeauftragter für Entwicklung im Verteidigungssektor. Das brasilianische Unternehmen rechnet sich Chancen für eine Kooperation mit ungarischen Partnern in den Bereichen Engineering, Technologie sowie F&E aus.

Die Regierung in Budapest erhofft sich von den Embraer-Aktivitäten einen Schub für ihre Pläne, der ungarischen Luftfahrtindustrie neue Impulse zu verleihen. Im August 2021 wurde außerdem eine eigene Weltraumstrategie verabschiedet. Ungarn will dabei Chancen und Möglichkeiten ausloten, sich an der Weltraumforschung zu beteiligen und zu einem aktiven Player in der globalen Wertschöpfungskette dieses Sektors werden. Regierungsvertreter erhoffen sich davon, die Innovationsfähigkeit der ungarischen Wirtschaft zu steigern.

Mehrere ausländische Unternehmen aktiv

In der Luftfahrtindustrie Ungarns sind bereits einige ausländische Unternehmen aktiv. Dazu zählt beispielsweise Diehl Aviation Hungary Kft., das zur Nürnberger Diehl-Gruppe gehört. Das Unternehmen mit rund 700 Beschäftigten ist bedeutender Zulieferer der Flugzeugindustrie und fertigt am Standort Nyírbátor in der Nähe von Budapest unter anderem Seitenwände, Türen, Fenster und Isolierpakete für Flugzeuge. 

Vertreten ist auch Airbus Helicopters. Im südostungarischen Ort Gyula wurde im Mai 2021 ein neues Werk des Unternehmens fertiggestellt, in dem ab Frühjahr 2022 von etwa 200 Mitarbeitern Hubschrauberteile produziert werden sollen. Die Kosten werden auf rund 70 Millionen Euro beziffert. Die Gemeinde Gyula investiert derzeit rund 3,4 Millionen Euro aus Fördermitteln der Europäischen Union in den Ausbau der Versorgungs- und Straßeninfrastruktur für das Werk. Die ungarische Regierung ist mit einem Anteil von 30 Prozent an Airbus Helicopters Hungary beteiligt.

Ruag Aerostructures Zrt. fertigt am nordungarischen Standort Eger seit 2017 von der EASA (European Union Aviation Safety Agency) zertifizierte Komponenten für die Flugzeugindustrie (etwa für Airbus). Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der schweizerischen RUAG International Holding AG.

Ausgewählte Unternehmen in der ungarischen Luftfahrtindustrie

Unternehmen

Standort

Umsatz 2019 (Millionen Euro)

Umsatz 2020 (Millionen Euro)

Diehl Aviation Hungary Kft.

Nyírbátor

51,3

k.A.

Ruag Aerostructures Hungary Zrt.

Eger

12,6

24,7

Oerlikon Eldim Hu Kft.

Debrecen

26,8

12,5

Flytech Repüléstechnikai Kft.

Szombathely

3,1

1,8

Genevation Aircraft Kft.

Jakabszállás

1,0

1,3

Quelle: EMIS (ISI Emerging Markets Group Company) 2021

Ultraleichtflugzeuge werden in Ungarn von der Firma Magnus Aircraft Kft. in Pécs gebaut. Für ihre Fusion-12-Flugzeuge (bis 600 Kilogramm) erhielt das Unternehmen Ende 2020 die Zertifizierung des Deutschen Ultraleichtflugzeug-Verbandes (DULV). Diese war notwendig, damit die Flugzeuge von der Luftfahrbehörde in Kenia zugelassen und in Afrika eingesetzt werden können.

Ein einsitziges Kunst- und Trainingsflugzeug GENPRO hat das Unternehmen Genevation Aircraft entwickelt. Am Standort Jakabszállás waren Investitionen von rund 31 Millionen Euro zum Aufbau einer Anlage für die Serienproduktion des Flugzeuges aus Stahl-Kohlenstoffmaterial geplant. Anfang 2020 hat das Unternehmen ein Brennstoffzellen-Flugzeug vorgestellt, das gemeinsam mit dem US-Unternehmen Alaka´i Technologies entwickelt worden war.

An der Entwicklung eines elektrisch angetriebenen zweisitzigen Flugzeugs in Ungarn (eFusion) durch Magnus Aircraft war der deutsche Elektrokonzern Siemens beteiligt. Siemens verkaufte jedoch sein Geschäft mit E-Flugzeugantrieben (eAircraft) einschließlich der vielversprechenden ungarischen Sparte 2019 an Rolls-Royce.

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