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Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Investitionsklima

Investitionen nehmen in Ungarn wieder zu

Ungarns Unternehmen investieren wieder kräftig. Auch ausländische Investitionen fließen unvermindert stark ins Land. Der Ukraine-Krieg dämpft jedoch die Aussichten. 

Von Waldemar Lichter | Budapest

Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2021 real um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Das meldet das ungarische Statistikamt KSH. Dabei stiegen die Investitionen von Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigen um 8 Prozent, die der öffentlichen Hand sanken dagegen um 7,6 Prozent. Der Rückgang dürfte auf das vorübergehende Moratorium für größere Vorhaben Ende 2021 zurückzuführen sein, das der Stabilisierung der Staatsfinanzen dienen sollte.

Infolge der Coronapandemie waren die Bruttoanlageinvestitionen 2020 um 1,6 Prozent gesunken. Der hohe Anstieg 2021 ist zum einen auf die niedrigere Basis des Vorjahrs zurückzuführen. Zum anderen hat aber auch das weiterhin lebhafte Interesse ausländischer Investoren am Standort Ungarn und ihr starkes Engagement im Land zum Wachstum beigetragen.

Investitionen haben in den meisten Zweigen angezogen

Von der günstigen Entwicklung der Investitionen haben fast alle Sektoren der ungarischen Wirtschaft profitiert. Das verarbeitende Gewerbe, auf das mehr als ein Viertel der Bruttoanlageinvestitionen in Ungarn entfällt, hat sich von dem starken Rückgang im Jahr 2020 (-7 Prozent) erholt. Die Investitionen legten dort 2021 um 9,5 Prozent zu.

Besonders hoch waren die Zuwächse in der Bauwirtschaft und im Handel. Rückläufig waren die Investitionen lediglich im Versorgungssektor (Energie, Wasser, Abfall), im Immobiliengewerbe und im Bergbau.

Entwicklung der Investitionen in Ungarn (nach wichtigsten Sektoren)

Sektoren

Veränderung 2020 1)

Veränderung 2021 1)

Investitionsvolumen 2021 in Mio. Euro

Insgesamt

-1,6

4,2

34.898

 Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

-2,2

1,7

1.512

 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

-39,9

-11,5

80,1

 Verarbeitendes Gewerbe

-7,0

9,5

8.984

 Strom-, Gas-, Dampfversorgung

-5,7

-8,3

1.094

 Wasserversorgung, Abwasser, Abfallmanagement

-8,5

-13,8

558

 Baugewerbe

-1,0

19,5

871

 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

-8,3

18,0

2.012

 Transport und Logistik

-11,4

13,7

4.960

 Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie

-11,9

12,1

424

 Information und Kommunikation

2,6

9,9

775

 Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

-19,0

20,0

241

 Grundstücks- und Wohnungswesen

23,3

-6,1

6.902

1) Reale Veränderungen in Prozent gegenüber dem VorjahrQuelle: Ungarisches Statistikamt (KSH) 2022

Zufluss ausländischer Direktinvestitionen ungebremst

Ungeachtet der Coronakrise hat Ungarn 2021 erneut einen Rekordzufluss ausländischer Direktinvestitionen verbuchen können. Nach Angaben der ungarischen Investitionsförderagentur HIPA flossen rund 5,9 Milliarden Euro ins Land. Das seien 500 Millionen Euro mehr gewesen als im bisher erfolgreichsten Jahr 2019, so HIPA. Dazu zählten auch 19 bedeutende Vorhaben im Dienstleistungssektor in den Bereichen Business Services, Informations- und Telekommunikationstechnik sowie Forschung und Entwicklung.

Wichtige Projekte wurden auch in der Nahrungsmittel-, Elektronik- und Automobilindustrie auf den Weg gebracht. Dazu gehören sieben Vorhaben im Bereich der Fertigung von Batterien für Elektroautos und fünf weitere Ansiedlungen im Elektroniksektor. Auf letztere entfallen nach Angaben von HIPA zusammen über 2,7 Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen. Projekte im Automobilsektor summieren sich auf 660 Millionen Euro, in der Nahrungsmittelindustrie auf 581 Millionen Euro und in der Glas- und Kunststoffindustrie auf mehr als 200 Millionen Euro.

Standort für ausländische Investoren weiterhin attraktiv

Der größte Teil der ausländischen Direktinvestitionen kam 2021 aus Asien, insbesondere aus Südkorea, Japan, China und Indien. Nummer eins waren zum zweiten Mal nach 2019 Investoren aus Südkorea, auf die Investitionszusagen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro entfielen. Zu den größten Einzelvorhaben gehört dabei der Bau des Batteriewerks in Iváncsa für 1,9 Milliarden Euro durch das Unternehmen SK Innovation.

Die starken Investitionsaktivitäten südkoreanischer Unternehmen in Ungarn sind den günstigen Bedingungen zu verdanken. Entscheidende Faktoren sind zudem die Nähe zu wichtigen Absatzmärkten in der Europäischen Union, aber auch die Tatsache, dass zahlreiche prominente Automobil- und Kfz-Zulieferunternehmen bereits in Ungarn vertreten sind.

"Ungarn ist für koreanische Investoren ein attraktiver Produktionsstandort und eine gute Drehscheibe innerhalb Europas", bestätigt Barbara Zollmann, die Geschäftsführerin der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (AHK Ungarn). Nach Zollmanns Einschätzung können koreanische Firmen mit ihren Stärken in der Automobilindustrie und Batterietechnik gut andocken. Umfassende Unterstützung durch die ungarische Regierung und die sehr gut aufgestellte Investitionsförderagentur HIPA erwartet Investoren zudem in Technologie-intensiven Bereichen.

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