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Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Ungarn gehört zu attraktivsten Standorten für ausländische Investoren in Mittelosteuropa. Daran haben weder die Coronakrise noch der Ukrainekrieg etwas geändert.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Wachstumsstarke Wirtschaft lockt Investoren

Die ungarische Wirtschaft erlebte zwischen 2013 und 2019 eine Phase besonders starken Wachstums. Der Aufwärtstrend wurde erst 2020 durch die Coronapandemie unterbrochen. Bereits 2021 kehrte Ungarn aber zum alten Wachstumspfad zurück.

Ungarns Volkswirtschaft gehört mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 154,1 Milliarden Euro (2021) zu den stärksten in der Region. Das Land ist nicht nur ein interessanter Absatzmarkt. Die gute industrielle Basis, die Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) sowie die investitions- und innovationsfreundliche Wirtschaftspolitik tragen dazu bei, dass das Land zu den attraktivsten Standorten für Produktionsansiedlungen und für Vorhaben im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) in Mittel- und Osteuropa gehört.

Mietpreisentwicklung in Ungarn (in Euro pro Quadratmeter/Monat)

Indikator

2019

4. Quartal 2020

4. Quartal 2021

Miete jeweils für Büroraum in Budapest

  Klasse A

15,00

14,80 bis 16,00

15,00 bis 16,00

  Klasse B

11,00

12,20 bis 13,00

12,00 bis 13,00

Quelle: Colliers/Budapest Research Forum (BRF) 2022

Weitere Informationen zu den Vor- und Nachteilen des Investitionsstandortes Ungarn finden Sie in unserer SWOT-Analyse.

GTAI stellt auch Daten zu den Lohn- und Lohnnebenkosten zur Verfügung. 

Investitionen in Zukunftsbranchen sind gefragt

Die ungarische Regierung setzt auch für die Zukunft auf ausländische Investitionen. Zu den wegweisenden Schwerpunktbranchen und -themen, die weiterhin mit hohen Zuschüssen rechnen können, gehören unter anderem Elektromobilität, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, der Informations- und Telekommunikationssektor, die Elektronikindustrie sowie in jüngster Zeit auch der Maschinenbau (speziell die Verteidigungsindustrie).

Die traditionell bevorzugte Automobil- und Kfz-Zulieferindustrie kann mit einer zuvorkommenden Haltung der Regierung rechnen. Einen Boom erleben derzeit Vorhaben ausländischer Unternehmen in der Sparte Elektromobilität - sowohl bei der Fahrzeugherstellung, als auch bei der Produktion von Antriebsbatterien für Elektroautos und den zugehörigen Komponenten.

Starke Förderung erfährt seit Jahren die Ansiedlung von Shared Service Centern im Land. Neue Impulse erhalten die Gesundheitswirtschaft (einschließlich Medizintechnik und Pharmaindustrie) und die Nahrungsmittelbranche. Eher zurückhaltende, wenn nicht gar negative Signale waren dagegen in jüngster Zeit gegenüber ausländischen Investoren im Handelssektor wahrnehmbar, hier insbesondere gegenüber Supermarktketten.

Starker Zufluss ausländischer Direktinvestitionen

Ungarn konnte seit der wirtschaftlichen Transition in den 1990er Jahren einen starken Zufluss ausländischer Direktinvestitionen verzeichnen. Deren Bestand stieg von 79,2 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 87,4 Milliarden Euro im Jahr 2019. Auch 2020 und 2021 hat der Zufluss ungeachtet der Coronakrise nicht nachgelassen. Ganz im Gegenteil - 2021 konnte Ungarn sogar einen Rekordzuwachs an neuen ausländischen Direktinvestitionen in Höhe von 5,9 Milliarden Euro verbuchen.

Das Land gehört zu einem der wichtigsten Empfänger ausländischer Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa. In der Region belegte Ungarn 2019 nach Angaben des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) den vierten Platz nach Polen (209,5 Milliarden Euro), Tschechien (152 Milliarden Euro) und Rumänien (88,3 Milliarden Euro). Die Direktinvestitionen pro Kopf der Bevölkerung lagen in Ungarn mit 8.943 Euro deutlich über dem Durchschnitt der elf mittelosteuropäischen Länder (7.185 Euro).

Ausländische Direktinvestitionen in Ungarn (in Millionen Euro)

Indikator

2019

2020

2021

Kumulierter Bestand

83.908

83.584

89.767

Nettotransfers

3.287

4.465

3.726

Quelle: Ungarische Nationalbank (MNB) 2022; Deutsch-Ungarische Industrie und Handelskammer (DUHIK) 2022

Deutschland wichtigster Investor

Der größte Teil der ausländischen Direktinvestitionen (Stand 2020: 44,8 Prozent) entfällt auf das verarbeitende Gewerbe. Weitere 10,6 Prozent galten dem Groß- und Einzelhandel und 9,1 Prozent dem Finanz- und Versicherungssektor.

Im verarbeitenden Gewerbe hat der Fahrzeugbau den größten Anteil (2019: 40,2 Prozent), gefolgt von der Elektronikindustrie (14,2 Prozent), der gummi- und kunststoffverarbeitenden Industrie (12,3 Prozent) und der Pharmaindustrie (9,1 Prozent). Der Anteil des Automobilsektors dürfte in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen, da derzeit eine Reihe großer Vorhaben realisiert werden. Beispielsweise errichtet BMW ein neues Pkw-Werk im ostungarischen Debrecen.

Deutsche Direktinvestitionen in Ungarn (in Millionen Euro)

Indikator

2018

2019

2020

Kumulierter Bestand

19.017

20.192

18.041

Nettotransfers

1.880

2.184

1.679

Quelle: Deutsche Bundesbank 2022

Wichtigstes Herkunftsland ausländischer Direktinvestitionen in Ungarn ist Deutschland (Anteil am Gesamtbestand 2020: 19,5 Prozent). Dahinter folgen die Niederlande (18,9 Prozent), Österreich (12,2 Prozent), Luxemburg (7 Prozent) und die Schweiz (5,6 Prozent). Der tatsächliche Anteil Deutschlands dürfte jedoch höher sein, wenn die Investitionen von Tochterunternehmen aus Drittländern berücksichtigt werden.

Südkorea hat dank Investitionen im Automobilsektor (Antriebsbatterien und Komponenten dafür) einen Sprung nach vorn gemacht (Anteil 2020: 4,4 Prozent). Sowohl 2020 als auch 2021 wurde Deutschland beim jährlichen Zufluss von Südkorea als wichtigstem Investor abgelöst. 

Wichtigste deutsche Investoren in Ungarn (Stand: April 2022)

Unternehmen

Branche

Umsatz 2020 in Mio. Euro

Audi Hungaria

Automobilindustrie

7.686

Mercedes-Benz Manufacturing Hungary

Automobilindustrie

3.455

Magyar Telekom

Telekommunikation

1.933

Bosch Elektronika

Automobilzulieferer

1.720

Lidl Magyarország

Einzelhandel

1.695

Continental Automotive Hungary

Automobilzulieferer

972

Schaeffler Savaria

Automobilzulieferer

668

Quelle: EMIS (ISI Emerging Markets Group Company) 2022

Niedrige Steuern und gute Infrastruktur

Im Wettbewerb um neue bedeutende Investitionsvorhaben hat sich Ungarn bisher mit großem Erfolg gegen andere Mitbewerber aus der Region behaupten können. Das Land punktet mit niedrigen Einkommen- und Körperschaftsteuern, leistungsfähiger Verkehrs- und Transportinfrastruktur und gutem Telekommunikationsnetz. Andere Länder in der Region holen aber auf. Auch sie unternehmen erhebliche Anstrengungen, um ihre Verkehrs- und Telekommunikationsnetze zu modernisieren und auszubauen.

Zu einem immer wichtigerem Standortfaktor wird die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, vor allem von ausgebildetem Fachpersonal. Wie fast überall in der Region macht sich auch in Ungarn der Fachkräftemangel bemerkbar. Ungarn bemüht sich verstärkt darum, sein Bildungssystem und das Hochschulwesen zu modernisieren und stärker dem Bedarf der Wirtschaft anzupassen.

Eine besondere Bedeutung spielt dabei die Einführung einer dualen Berufsausbildung. Bei diesen Bemühungen wird Ungarn von der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) und von im Land vertretenen deutschen Unternehmen unterstützt.

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