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Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Konjunktur

Ungarns Wirtschaft wächst weiter kräftig

Die konjunkturelle Erholung in Ungarn setzt sich mit weiter hohem Tempo fort. Der Ukrainekrieg wird das Wirtschaftswachstum aber abschwächen.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Die ungarische Wirtschaft bleibt 2022 ungeachtet der widrigen Rahmenbedingungen infolge des Ukrainekrieges und steigender Energiepreise auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm im 2. Quartal 2022 real um 6,5 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal zu. Das Wachstum lag damit deutlich über den Erwartungen von Marktbeobachtern. Es ist das fünfte positive Quartal in Folge. Für das 1. Halbjahr 2022 errechnete das ungarische Statistikamt ein reales BIP-Plus von 7,3 Prozent.

Privater Verbrauch bleibt robust 

Getragen wird das Wachstum vor allem durch den nach wie vor starken privaten Konsum. Das Verbrauchervertrauen wird durch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt gestützt. Die Arbeitslosenquote lag im Juli 2022 bei geringen 3,5 Prozent, die Nachfrage nach Arbeitskräften und der Lohndruck nehmen zu. Gebremst werden dürfte die Konsumlust allerdings durch die hohe Inflation und steigende Energiepreise, die zunehmend die Budgets der privaten Haushalte belasten.

Einen kräftigen Beitrag zur Konjunktur leisten inzwischen wieder die Exporte von Dienstleistungen. Sie nahmen in den ersten beiden Quartalen 2022 um über 23 Prozent zu. Das dürfte vor allem auf die deutliche Belebung im Tourismus zurückzuführen sein, ebenso wie auf die anziehende Nachfrage nach Logistikdienstleistungen. Die Bruttoanlageinvestitionen legten zwar ebenfalls stark zu, die Dynamik schwächt sich aber ab.

EU-Gelder stärken Investitionen

Wie stark das Wachstum der Investitionen ausfällt, wird davon abhängen, wie die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausfällt. Öffentliche Investitionsvorhaben könnten Einsparplänen zum Opfer fallen. Wichtige Impulse werden von Fördergeldern der Europäischen Union (EU) ausgehen. Aus dem Wiederaufbaufonds (Recovery and Resilience Fund) und den Kohäsionsfonds der EU-Haushaltsperiode 2021 bis 2027 kann Ungarn bis zu 30 Milliarden Euro schöpfen. Eine Einigung mit der Europäischen Kommission über die Freigabe der Mittel wird von der ungarischen Regierung noch im Herbst 2022 erwartet.

Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts schnitten die Dienstleistungen am besten ab. Im 2. Quartal 2022 legten diese um 10,5 Prozent (1. Quartal: 9,9 Prozent) zu. Das Wachstum bei Beherbergungs- und Gastronomiedienstleistungen lag dabei bei 46,2 Prozent (80,8 Prozent), im Logistiksektor bei 20,9 Prozent (20,9 Prozent) jeweils gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal. Die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe stieg um 4,5 (4,6) Prozent. Dabei trugen die Elektrotechnik- und die Lebensmittelindustrie am stärksten zum Wachstum der Industrie bei.

Dürre trifft Landwirtschaft hart

Schwach fielen dagegen die Ergebnisse der Bauwirtschaft und des Agrarsektors aus. Nach einem Minus von 3,9 Prozent im 1. Quartal 2022 brach die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft im 2. Quartal 2022 um 35,5 Prozent ein, was vor allem auf die ungewöhnliche Trockenheit zurückzuführen war.

Der Bausektor legte im 1. Quartal 2022 um lediglich 0,4 Prozent zu – nach 18,3 Prozent im letzten Jahresviertel 2021. Um die Bauwirtschaft zu stützen, beabsichtigt die Regierung, die auf 5 Prozent reduzierte Mehrwertsteuer auf Wohnungen über 2024 hinaus bis Ende 2028 zu verlängern. Von der gesenkten Steuer können jedoch nur Projekte profitieren, bei denen bis 2024 mit dem Bau begonnen wird.

Bruttoinlandsprodukt nach Verwendung*

3. Quartal 2021

4. Quartal 2021

1. Quartal 2022

2. Quartal 2022

Privater Verbrauch

5,6

7,1

11,5

9,4

Staatsverbrauch

5,5

0,4

6,4

0,3

Bruttoanlageinvestitionen

11,5

3,2

13,2

6,1

Exporte

2,8

2,6

5,2

7,6

 davon Exporte von Dienstleistungen

15,7

18,6

23,1

23,4

Bruttoinlandsprodukt

6,2

7,1

8,2

6,5

*) reale Veränderungen in Prozent gegenüber der gleichen VorjahresperiodeQuelle: Ungarisches Statistkamt KSH 2022

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