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Konjunktur | Ungarn
Das Wachstumstempo lässt kaum nach. Die Wirtschaftsleistung legte 2019 ähnlich stark zu wie im Vorjahr. Für die nächsten Jahre wird eine leichte Abschwächung erwartet.
05.03.2020
Von Waldemar Lichter | Budapest
Das ungarische Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm 2019 um real 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und erreichte ein Volumen von umgerechnet 143,8 Milliarden Euro. Das gab das Statistikamt KSH in einer zweiten Schätzung bekannt. Das Wachstum war damit nur wenig geringer als im Vorjahr (5,1 Prozent) und deutlich höher als in den ohnehin guten Jahren 2015 bis 2017, als das BIP-Plus auf 3,8, 2,2 und 4,3 Prozent betragen hatte.
Damit erzielte Ungarn 2019 das zweithöchste Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union (EU) - nach Malta. Dies berichtet das renommierte Budapester Wirtschaftsforschungsinstitut GKI. Für 2020 erwartet GKI eine Abschwächung des BIP-Wachstums auf 3,2 Prozent. Die Investitionen werden um nur noch 4 Prozent anziehen. Für die Industrieproduktion rechnet GKI mit einem Plus von 4 Prozent und für die Bauwirtschaft von 5 Prozent.
Jedoch müssen diese Prognosen wegen der zahlreichen Unwägbarkeiten mit einem Fragezeichen versehen werden. Denn das makroökonomische Umfeld verschlechtere sich, die Inflation ziehe an, der Wechselkurs der Landeswährung Forint befinde sich im spektakulären Sinkflug, so GKI-Forscher. Außerdem könnten die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Coronavirus noch gar nicht eingeschätzt werden.
Anerkennende Bewertungen für die bisherigen Ergebnisse der ungarischen Wirtschaft kommen von der EU. In einem im Februar veröffentlichten Jahresbericht zu Ungarn bescheinigte die Europäische Kommission dem Land ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von über 4 Prozent pro Jahr seit 2014. Damit gehöre Ungarn zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in der EU. Das sei auch der unterstützenden Wirtschaftspolitik zu verdanken gewesen, wodurch das Land der globalen Wachstumsverlangsamung habe begegnen können.
Zum BIP-Wachstum hat auf der Entstehungsseite vor allem der boomende Bausektor beigetragen. Hier wird das Plus für 2019 mit 21,7 Prozent angegeben. Der Dienstleistungssektor nahm um 4,2 Prozent und die Industrie um 5,3 Prozent zu. Zu den am stärksten wachsenden Industriezweigen gehörten der Fahrzeugbau, die elektronische und elektrotechnische Industrie sowie die Nahrungsmittelbranche. Der Agrarsektor musste dagegen einen Rückgang von 0,3 Prozent hinnehmen.
Auf der Verwendungsseite stieg der private Konsum um 4,4 Prozent, der Verbrauch des Staates um 2 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen nahmen um 13,9 Prozent zu. Die Exporte wuchsen um 6 Prozent, die Importe um 6,9 Prozent.
Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen in ausgewählten Sektoren (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
2017 | 2018 | 2019 | |
---|---|---|---|
Insgesamt | 23,7 | 20,2 | 13,9 |
Agrarsektor | 10,6 | 14,2 | 8,5 |
Bergbau | 27,2 | 98,6 | 11,6 |
Verarbeitendes Gewerbe | 14,2 | 11,2 | 16,1 |
Strom-, Gas-, Dampfversorgung | 23,5 | 42,5 | 6,6 |
Wasserversorgung, Abfallmanagement | 10.8 | 23,0 | 38,8 |
Bauwirtschaft | 8,6 | 34,9 | 27,5 |
Handel | 4,7 | 7,4 | 1,9 |
Transport und Logistik | 42,8 | 28,9 | 15,1 |
Gastgewerbe und Gastronomie | 20,4 | 26,8 | 31,9 |
Informations- und Kommunikationssektor | 17,3 | -6,3 | -2,9 |
Finanzsektor | 18,8 | 21,3 | 24,8 |
Immobilien | 26,8 | 20,3 | 16,9 |
Quelle: Ungarisches Statistikamt KSH
Entwicklung der Produktion in ausgewählten Zweigen des verarbeitenden Gewerbes (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
2017 | 2018 | 2019 | |
---|---|---|---|
Verarbeitendes Gewerbe insgesamt | 4,6 | 3,5 | 5,5 |
Nahrungsmittel und Getränke | 1,1 | 4,3 | 5,2 |
Textilien und Bekleidung | 6,8 | -3,5 | -9,1 |
Holz, Papier und Druck | 2,5 | 7,5 | 5,9 |
Koks und Mineralölprodukte | 3,7 | 4,0 | 1,4 |
Chemikalien und chemische Produkte | -2,2 | 5,7 | -4,7 |
Pharmaindustrie | 7,4 | -1,3 | 4,2 |
Kautschuk- und Kunststoffprodukte | 7,6 | 15,6 | 3,5 |
Metallprodukte | 12,1 | 7,0 | -1,2 |
Elektronik- und Optikprodukte | 8,7 | 7,6 | 6,8 |
Elektrotechnische Ausrüstungen | 4,7 | 8,4 | 14,3 |
Maschinen und Ausrüstungen | 10,0 | -8,1 | 1,4 |
Fahrzeugindustrie | 1,8 | -0,2 | 9,8 |
Quelle: Ungarisches Statistikamt KSH