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Branchen | USA | Abfallwirtschaft

Ausrüstungsbedarf der US-Kreislaufwirtschaft steigt

Die Abfallwirtschaft in den USA investiert. Damit steigt die Nachfrage nach deutschen Maschinen. Treiber sind ein größeres Umweltbewusstsein und großzügige Förderprogramme.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Überbordende Mülltonnen, volle Deponien sowie sichtbar verunreinigte Gewässer und Böden haben in der Bevölkerung zu einem Umdenken im Verbraucherverhalten geführt. Auch die Umweltpolitik zog rasch nach. Inzwischen sind Mülltrennung, -vermeidung und die Wiederverwendung von Altmaterial zu einer Breitenbewegung herangewachsen.

Die Nachfrage nach Konsumgütern mit ausgewiesenen Anteilen an recycelten Ausgangsstoffen steigt, ob in Sportschuhen, Möbeln oder Laptops. Markenhersteller weisen mit Erfolg darauf hin, dass sie bei der Produktion nachhaltig vorgehen.

Daher kann auch nicht verwundern, dass sich die Kreislaufwirtschaft zu einem milliardenschweren Markt entwickelt hat - und weiter kräftig wächst. So werden immer mehr Firmen gegründet, die Wertstoffe einsammeln und wiederverwerten. Dabei fließt viel Geld in moderne Anlagen zum Trennen und zur Verarbeitung von Haus- und Industrieabfällen.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau profitiert von diesem Trend. Seit geraumer Zeit sind deutsche Anlagen zum Pressen, Sieben, Zerkleinern, Sortieren und Separieren von Abfällen, vornehmlich aus Holz, Papier, Kunststoff, Elektrogeräten, Metall, Kompost und Hausmüll in den USA gefragt. Großzügig ausgestattete Förderprogramme der öffentlichen Hand stützen diese Maschinennachfrage zusätzlich.

Förderprogramme ziehen Investitionen nach sich

Zu den wohl bedeutendsten Unterstützungspaketen der US-Regierung gehört das Solid Waste Infrastructure for Recycling Grant Program mit einem Fördervolumen von 275 Millionen US-Dollar (US$). Das Paket ist ein fester Bestandteil des im November 2021 verabschiedeten "Infrastructure Investment and Jobs Act".

Daneben hat die Regierung die Umweltbehörde EPA damit beauftragt, bis 2026 Richtlinien für den Umgang mit Batterien zu erarbeiten. Unternehmen und Forschungseinrichtungen können sich hierzu mit Vorschlägen und Angeboten an die EPA wenden. Insbesondere bei der Festlegung von Standards und Normen für das Batterierecycling kann eine Kooperation mit der EPA für Forschung und Wirtschaft hochinteressant sein.

Künstliche Intelligenz hält Einmarsch in die Abfallbranche

Zu den aktuellen Trends in der Kreislaufwirtschaft gehört die Einführung von künstlicher Intelligenz in Prozesse, Maschinen und Anlagen. Das Institute of Scrap Recycling Industries unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass "die kontinuierliche Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz den Wandel in der Umweltbranche befördert."

US-Softwareunternehmen arbeiten an virtuellen Plattformen, über die Spediteure Abhol- und Transportvorgänge automatisieren können. Speziell die Softwarefirma ACMS optimiert Kreislaufvorgänge. Dazu gehören automatische Wiegefunktionen für Nutzfahrzeuge, automatisierte Flotten- und Routenplanungen, aber auch die KI-gestützte Abholung von Abfällen. ACMS wächst in den USA und in der Welt. So hat das Unternehmen 2022 beziehungsweise 2019 die beiden deutschen Softwarehäuser Quentic und Recy System übernommen. 

Unternehmen investieren in Recycling von Plastik, Papier und Metallen

Die Automatisierung und der vermehrte Einsatz künstlicher Intelligenz befeuern Investitionen in die Kreislaufwirtschaft. Dabei spielt auch eine Rolle, dass China seit 2018 keine Plastikabfälle mehr einführt. Somit ist der Müllexport, eine bis dahin geläufige Methode der Abfallbeseitigung in den USA, inzwischen keine Lösung mehr. Wie das Journal of Commerce berichtet, sanken die Wertstoffexporte der USA von 2015 bis 2022 um 24,8 Prozent. 

Der chinesische Importstopp hat Investitionen in die umweltkonforme Abfallverarbeitung und in die Kreislaufwirtschaft befördert. Der American Chemistry Council weist auf die steigenden Kapazitäten zum Kunststoffrecycling hin. Demnach seien von Juli 2017 bis Januar 2022 insgesamt 8,8 Milliarden US$ in 81 Projekte zum Kunststoffrecycling geflossen.

Laut der American Forest & Paper Association haben Zellstofffabriken 2021 eine Rekordproduktion verzeichnet, unter anderem aufgrund der Wiederverwendung von Altpapier. Prompt kündigten Pratt Industries, Green Bay Packaging, aber auch die chinesische Nine Dragons Paper im Folgejahr den Bau neuer Zellstofffabriken in den USA an.

Bewegung gibt es auch in der Metallindustrie. So geht das Institute of Scrap Recycling Industries von einer Zunahme der Sammlung und Wiederverarbeitung von Altmetallen um 5 Prozent pro Jahr aus. Zwar würde dafür vorrangig die bestehende Infrastruktur genutzt, so das Institut, doch seien "einige zusätzliche Investitionen in neue Kapazitäten" bekannt geworden.

So kündigte Jean-Paul Deco, Mitbegründer der US-Tochtergesellschaft des britischen Unternehmens Exurban, gegenüber dem Magazin E-Scrap News den Bau einer Anlage im Wert von 340 Millionen US$ am Standort Fort Wayne (Indiana) an. In dieser Anlage sollen pro Jahr 45.000 Tonnen Elektroschrott verarbeitet und Wertstoffe wiedergewonnen werden.

Messen und Markterschließungsprogramme 

Zu den wichtigen Fachausstellungen der US-Kreislaufwirtschaft gehört die ISRI Annual Convention and Exposition, die 2023 von 17. bis 20. April in Nashville (Tennessee) stattfindet.

Im gleichen Zeitraum, von 17. bis 21. April, führt die AHK USA-Süd in Zusammenarbeit mit SBS systems for business solutions eine BMWK-Geschäftsanbahnungsreise für deutsche KMU in den US-Bundesstaat Texas durch. Die Reise steht unter dem Motto "Zukunftsgewandte Stadtentwicklung" und richtet sich unter anderem an Anbieter von Lösungen für die Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Fachliche Unterstützung für die Reise leisten die Fachverbände Cleantech Initiative Ostdeutschland, VATM und VDE.

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