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Die deutsche Industrie hat ihre Geschäftschancen auf dem US-Markt für Bahntechnik längst noch nicht ausgeschöpft. Zumal der Markt gerade durchstartet.
09.03.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Deutschland liegt zwar unter allen Bezugsmärkten der USA auf Platz vier. Doch machten diese Lieferungen im Wert von knapp 90 Millionen US-Dollar in den ersten elf Monaten 2020 nur einen Anteil von 6,5 Prozent an den Gesamteinfuhren aus. China brachte es dagegen auf 29 Prozent, gefolgt von Kanada und Mexiko mit jeweils 17,5 und 15,9 Prozent.
2018 | 2019 | Jan.-Nov. 2019 | Jan.-Nov. 2020 | Veränderung Jan.-Nov. 2020/19 2) | |
---|---|---|---|---|---|
China | 745,1 | 608,4 | 563,2 | 382,0 | -32,2 |
Kanada | 476,7 | 488,2 | 450,1 | 231,4 | -48,6 |
Mexiko | 190,0 | 320,4 | 295,9 | 210,7 | -28,8 |
Deutschland | 71,2 | 70,4 | 62,6 | 86,9 | 38,8 |
Japan | 149,4 | 78,4 | 72,8 | 58,7 | -19,3 |
Rest | 494,2 | 495,6 | 457,0 | 355,9 | -22,1 |
Gesamt | 2.126,6 | 2.061,4 | 1.901,6 | 1.325,6 | -30,3 |
Dass für die deutsche Wirtschaft 2021 mehr zu holen ist, zeigen drei Faktoren:
Erstens werden die USA die pandemiebedingte Wirtschaftskrise schneller als die Europäische Union (EU) überwinden, vor allem weil die Impfkampagne in Amerika in vollen Touren angelaufen ist. In diesem Zusammenhang wurden die Prognosen zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 2021 erst kürzlich auf 4,9 Prozent (real) angehoben.
Im Februar hatten zum Beispiel die Bestellungen von Waren und Gütern in einem dermaßen hohen Tempo angezogen, dass die Produzenten der Nachfrage nicht mehr nachkamen. Allein Industriekunden bestellten um 15 Prozent mehr Zwischengüter und Ausgangsprodukte als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Nachfrage nach industriellen Fertigprodukten zog im selben Monat um 10 Prozent an.
Auf der Schiene werden jedes Jahr 1,7 Milliarden Tonnen Waren und Güter bewegt; im Jahr 2021 dürften es mehr werden. Neben den erwähnt großen Bestellumfängen bei Industrievor- und -fertiggütern führte der ungewöhnlich strenge Winter zu einem vergrößerten Transportaufkommen bei Heizöl, Benzin, Kohle und Flüssiggas. Zusätzlich wird der Infrastrukturbau 2021 anziehen, wodurch mehr Baustoffe und Baumaterialien bewegt werden.
Zweitens sinkt der Anteil chinesischer Technologie am US-Markt für Bahntechnik mittel- bis langfristig, wodurch sich die Geschäftschancen vor allem für amerikanische und kanadische Firmen, aber auch für europäische, japanische und koreanische Anbieter vergrößern. Die Gründe für das Zurückdrängen chinesischer Systemanbieter sind einmal im schärferen Vorgehen der US-Behörden auf allen Verwaltungsebenen gegen Billigangebote chinesischer Firmen zu sehen. Diese werden als Wettbewerbsverzerrung durch unzulässige staatliche Subventionen seitens der chinesischen Regierung klassifiziert. Zusätzlich sieht die amerikanische Politik die stetig gewachsene Abhängigkeit von chinesischer Technologie aus strategischen Überlegungen heraus mit wachsender Sorge.
Drittens wurden die nationalen Lieferklauseln bei Bundesausschreibungen, etwa der staatlichen Eisenbahngesellschaft Amtrak, zwar gerade erst noch einmal verschärft. Deutsche Firmen bewahren sich dennoch Lieferchancen, wenn ihre Produkte Alleinstellungsmerkmale aufweisen, die von amerikanischen Wettbewerbern nicht geliefert werden können. Auch können sich deutsche Firmen als Tier-One- und Tier-Two-Lieferanten für Unternehmen anbieten, die bei öffentlichen Ausschreibungen den Zuschlag zur Projektdurchführung gewonnen haben. Chinesischen Zulieferern dürften es aus den oben genannten Gründen schwerfallen, auf diesem Gebiet erfolgreich zu bleiben.
Im Jahr 2020 war deutsche Bahntechnik bereits erfolgreicher auf dem US-Markt unterwegs, als in den Jahren davor. So ist der Lieferwert in den ersten elf Monaten 2020 im Vorjahresvergleich um 39 Prozent gestiegen, gegen den allgemeinen Trend, denn insgesamt importierten die USA aus der gesamten Welt wertmäßig um 30 Prozent weniger.
Projektbezeichnung | Anmerkung |
---|---|
The California High-Speed Rail Authority (CHSRA) | Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in Kalifornien |
Modernisierung der Bahnlinie im Nordost-Korridor; Partnerschaft der Bundesstaaten New York und New Jersey mit Amtrak | |
Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Dallas und Houston, Texas | |
Dallas Silver Line Project, Dallas Area Rapid Transit (DART) | Bau einer zweigleisigen Nahverkehrsstrecke in Dallas, Texas |
South Central Light-Rail Project, Valley Metro | Erweiterung der Stadtbahn in Phoenix, Arizona |
Bau einer Stadtbahn zwischen New Orleans, Louisiana, und Mobile, Alabama | |
Light-Rail-Line Project, Sacramento Regional Transit Board | Bau einer Stadtbahn-Linie in Sacramento, Kalifornien |
Die USA verfügen über ein Streckennetz für den Güternah- und -fernverkehr von 225.310 km, das sich zu 100 Prozent im privaten Besitz von circa 650 Betreiberfirmen unterschiedlicher Größe befindet. Private Betreiber und Eisenbahngesellschaften müssen sich bei ihren Beschaffungen wiederum nicht an nationale Lieferklauseln halten, wie es bei Bundesausschreiben der Fall ist. Der jährliche Umsatz beträgt im Güternah- und -fernverkehr circa 80 Milliarden US-Dollar.
Für den Güterfernverkehr zeichnen sich 2021 zwei grundsätzliche Trends ab. Zum einen werden weniger, dafür aber längere Züge, mit größeren und höheren Waggons eingesetzt. Im sogenannten intermodalen Frachtverkehr sind die Eisenbahngesellschaften technisch sogar in der Lage, zwei Container übereinandergestapelt zu transportieren. Gleichzeitig gelangen stärkere Zugmaschinen und Lokomotiven zum Einsatz.
Zum anderen lehnen Streckenbetreiber und Eisenbahngesellschaften aus Kostengründen die Ausstattung des Streckennetzes mit elektrischen Oberleitungen ab. Stattdessen laufen Versuche, Lokomotiven mit alternativen Antriebsarten auszustatten, darunter mit LNG, Biokraftstoff, Wasserstoff, aber auch mit Brennstoffzellen sowie mit reinen Elektromotoren.
Den Gütertransport dominieren fünf große Eisenbahngesellschaften, die jeweils in bestimmten Regionen, aber nicht im gesamten Land verkehren. Bei den Eisenbahngesellschaften handelt es sich um die BNSF Railways, CSX Transportation, Norfolk Southern Railway, Union Pacific Railroad und die Kansas City Southern. Die letztgenannte Gesellschaft überwiegt unter anderem im grenzüberschreitenden Güterverkehr mit Mexiko und unterhält darüber hinaus einen Ableger in der Kanalzone von Panama.
Wegen der engen Verzahnung des amerikanischen mit dem kanadischen Streckennetz sind auch die Canadian Pacific Railway sowie Canadian National Railway zu nennen. Die größte Eisenbahngesellschaft im Personentransport entlang der Ostküste ist Amtrak (weitere Informationen zum Personentransport per Schiene finden Sie im Bericht "In den USA sollen Passagiere auf die Schiene umsteigen").
U.S. Department of Transportation – Federal Railroad Administration | Regierungsbehörde auf Bundesebene |
Verband der Transportwirtschaft | |
Betreiberverband der Kurz- und Regionaleisenbahnen | |
Verband der Amerikanischen Eisenbahngesellschaften | |
Verband der Bahntechnik | |
Verband der Containertransporteure |