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Branchen | USA | Dentaltechnik

Der US-Dentalmarkt erholt sich

Trotz höherer Umsätze bleibt das Marktwachstum begrenzt. Ein Gewinner der Pandemie ist der 3D-Druck. Deutsche Aussteller auf der New Yorker Dentalmesse waren zufrieden.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Die Coronapandemie hat den US-Dentalmarkt hart getroffen: Laut der American Dental Association (ADA), der größten zahnärztlichen Vereinigung der USA, waren mehr als drei Viertel der Zahnarztpraxen des Landes zeitweise geschlossen, nahmen aber Notfallpatienten auf. Knapp ein Fünftel behandelte dagegen gar keine Patienten. ADA-Angaben zufolge haben rund 90 Prozent der Zahnärzte während der Covid-19-Pandemie finanzielle Unterstützung vom Staat beantragt.

Mit der zunehmenden Zahl der Impfungen erholt sich der Markt wieder. Das Marktforschungsunternehmen IBISWorld erwartet, dass Zahnarztpraxen 2021 etwa 155,2 Milliarden US-Dollar (US$) umsetzen werden. Das entspräche einem nominalen Wachstum von 8 Prozent gegenüber 2020 und wäre sogar deutlich mehr als im Vorkrisenjahr 2019 (146,0 Milliarden US$).

Hohe Kosten begrenzen Marktwachstum

Dennoch dürfte der US-Dentalmarkt erst 2022 wieder sein Vorkrisenniveau erreichen. Zum einen mutiert das Coronavirus SARS-CoV-2 stetig, und Mitte Dezember 2021 waren erst 61 Prozent der US-Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Das erschwert die zahnärztliche Arbeit. Zum anderen übernehmen viele Krankenkassen in den USA auch weiterhin keine Zahnbehandlungen. Zwar haben Kinder im Rahmen des "Patient Protection and Affordable Care Act" ("Obamacare") eine kostenlose Zahnversicherung bekommen, aber bei Erwachsenen gilt ein Zahnarztbesuch nicht als Pflichtleistung. Sie müssen dafür eine zusätzliche Zahnversicherung abschließen.

Hohe Kosten für Zahnbehandlungen und -versicherungen könnten daher ein höheres Marktwachstum vereiteln. Auch wenn die zahnärztliche Versorgung durch das staatliche Fürsorgeprogramm Medicaid ausgeweitet wurde, um auch einkommensschwachen Personen den Zugang dazu zu ermöglichen, bestehen mitunter hohe Zuzahlungen und Selbstbehalte. Außerdem kann es für jene, die eine Zusatzversicherung haben, schwierig werden, eine Praxis zu finden, die von ihrem speziellen Versicherungsplan abgedeckt wird.

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Pandemie beschleunigt Konsolidierung

Der Trend zur digitalen und innovativen Zahnmedizin wird sich weiter verstärken: So hat sich der US-Hersteller Dentsply Sirona bereits 2020 aus der traditionellen Kieferorthopädie zurückgezogen, um sich auf die digitale Zahnheilkunde zu konzentrieren. Um sein Implantatportfolio zu erweitern, übernahm Dentsply Sirona im Januar 2021 die in Israel ansässige Datum Dental, die sich auf innovative Produkte im Bereich der dentalen Regeneration konzentriert. Im April hat sich National Dentex die Dental Services Group einverleibt, um das größte Dentallabornetzwerk in Nordamerika zu schaffen. Zudem akquirierte National Dentex im November auch das Fager Dental Lab.

Die Alterung der US-Bevölkerung wird die Nachfrage nach zahnmedizinischer Ausrüstung in den nächsten Jahren antreiben. Untersuchungen der Amerikanischen Akademie für Parodontologie zufolge hatte 2019 die Hälfte der US-Bürger im Alter über 30 Jahren eine Parodontitis an einem oder mehreren Zähnen, davon mehr als 15 Prozent in einem fortgeschrittenen Stadium.

Die ästhetisch-kosmetische Zahnmedizin in den USA verzeichnete in den fünf Jahren vor Ausbruch der Pandemie ein stetiges Wachstum, angetrieben durch die steigenden Ausgaben der Millennials und Babyboomer für solche Leistungen. Im Krisenjahr 2020 ist der Umsatz zwar um rund 4 Prozent gesunken. IBISWorld rechnet allerdings schon für 2021 mit einer Erholung um 7 bis 8 Prozent auf 4,9 Milliarden bis 5,0 Milliarden US$.

Markt für 3D-gedruckte Implantate wächst

Ein Bereich in der Zahnmedizin, der von Covid-19 profitiert, ist die additive Fertigung: So konnte Carbon trotz der Pandemie bereits 2020 seinen Umsatz erheblich steigern. Dentallabore auf der ganzen Welt verwenden die 3D-Drucktechnologie des Unternehmens aus Redwood City im Silicon Valley zur Herstellung zahlreicher Dentalprodukte. Weitere bedeutende US-Anbieter sind EnvisionTEC und 3D Systems. Die Marktforschenden von iData Research schätzen den US-Markt für dentale 3D-Drucker 2021 auf rund 100 Millionen US$ (+11 Prozent gegenüber 2020) und prognostizieren, dass er bis 2027 auf fast 144 Millionen US$ anwachsen wird.

Zwar spielt auch der Direktdruck von Metallformen für Dentalwerkzeuge in den USA eine wichtige Rolle. Das schnellste Wachstum wird in den nächsten Jahren indes beim Kunstharz-3D-Druck erwartet. Antriebsfeder sind dabei weniger technische Fortschritte bei den Druckern selbst als vielmehr innovative, neue Dentalmaterialien, zum Beispiel für die Kieferorthopädie. Mehr als die Hälfte der von der ADA befragten Zahnärzte gab an, dass die Probleme der Patienten mit Zähneknirschen sowie Kieferbeschwerden und Zahnfrakturen durch Stress und Angst während der Coronakrise zugenommen hätten. Die US-Nachfrage nach Zahnimplantaten dürfte daher weiter steigen. Bei Kronen und Brücken wird seit einigen Jahren verstärkt Vollkeramik als Material nachgefragt, die Beliebtheit von Porzellan hat dagegen abgenommen.

Einkäufe werden meist über Onlineplattformen abgewickelt

Der Geräte- und Materialeinkauf erfolgt meist über Internetplattformen. Laut Medienberichten nutzt mehr als ein Drittel der US-amerikanischen Ärzteschaft Amazon Business für den Erwerb medizinischer und dentaler Produkte. Auch andere US-Technologieriesen wie Apple, Google und IBM tummeln sich auf dem Gesundheitsmarkt und verstärken den Innovationsdruck.

Wichtiger Markt für deutsche Anbieter

Für deutsche Anbieter ist der US-Dentalmarkt sehr bedeutend, wie sich auch auf der Fachmesse und Konferenz für Zahnmedizin "Greater New York Dental Meeting" (GNYDM) vom 26. November bis 1. Dezember 2021 zeigte. Trotz Pandemie waren in dem Jahr wieder viele Händler zugegen, diesmal aber offenbar weniger Zahnärzte. Die Aussteller am German Pavillon, mit denen GTAI sprach, gaben sich angesichts der besonderen Umstände 2021 insgesamt dennoch zufrieden. Denn viele wichtige Kunden waren präsent. 

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