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Für Fototechnik bieten sich viele Anwendungsfelder

Großes Potenzial bieten Drohnen, vor allem da die USA den Weltmarktführer DJI aus China auf die schwarze Liste gesetzt haben. Begehrt sind daneben Objektive für autonome Fahrzeuge.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Das südhessische Start-up Wingcopter hat im Januar seinen ersten Großauftrag aus den USA erhalten: Für mehr als 16 Millionen US-Dollar (US$) wird es Lieferdrohnen an das Unternehmen Spright liefern. Spright gehört zum US-Flugdienstanbieter Air Methods und will mit den unbemannten Flugkörpern Medikamente, Impfstoffe, Blut und Laborproben in entlegene Gegenden der USA fliegen. Erste Tests finden bereits im US-Bundesstaat Kansas statt.

Drohnen mit Wärmebildkameras stehen hoch im Kurs

Drohnen zählen sicher zu den vielversprechendsten fototechnischen Anwendungen. Sie werden neben dem Militär auch in vielen zivilen Bereichen eingesetzt und bei Katastropheneinsätzen immer wichtiger. Nur ein Beispiel von vielen: Erst Anfang Februar 2022 hat die Feuerwehr von New Jersey eine Drohne mit Wärmebildkamera bestellt; den Zuschlag bekam das Bantec-Tochterunternehmen Drone USA. Der Bundesstaat Kalifornien kooperiert mit der US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft (NASA), um Waldbrände durch Einsatz von Drohnen besser zu bekämpfen, unter anderem mithilfe von Wärmebildern.

Laut einer Untersuchung des Zentrums für Drohnenstudien am New Yorker Bard College haben bis Anfang 2020 fast 1.600 US-Behörden und -Organisationen der öffentlichen Sicherheit Drohnen erworben, vor allem in den Bundesstaaten Florida, Illinois, Kalifornien und Texas. Die weitaus meisten Bestellungen wurden auf Ebene der Gemeinden (56 Prozent) und Counties (vergleichbar mit deutschen Landkreisen; 40 Prozent) gezählt.

Auch die Privatwirtschaft setzt immer mehr Drohnen ein, etwa im Agrarsektor: Ausgestattet mit Infrarot-Wärmebildkameras und Bildsensoren können sie bei der maschinellen Aussaat und Ernte frühzeitig erkennen, ob sich Wildtiere auf dem Feld befinden. Daher verwundert es nicht, dass neben vielen Start-ups selbst Großkonzerne wie der Flugzeugbauer Airbus und der Onlineriese Amazon im Bereich Drohnen aktiv sind. Das eröffnet auch Zulieferern aus dem deutschen Sprachraum Marktchancen – vor allem, nachdem die USA den chinesischen Hersteller DJI im Dezember 2021 auf die "Entity List" gesetzt haben, was Geschäftsbeziehungen des Unternehmens zu US-Partnern enorm erschwert.

Nicht nur, aber besonders vor dem Hintergrund der US-Handelspolitik ist die Datensicherheit eines der Hauptmerkmale, an denen sich Drohnen messen lassen müssen. Auch das Schweizer Drohnen-Start-up Auterion will hiervon profitieren: "Wir bekommen zunehmend Anfragen von Großunternehmen und mittelständischen Firmen in den USA, die teils noch engere Grenzen als die Regierung gesteckt haben“, erklärte Auterion-Gründer und Geschäftsführer Lorenz Meier gegenüber der Berner Tageszeitung "Der Bund". Und meint damit Firmen, die nicht nur DJI-Drohnen, sondern gleich alle Komponenten aus China abbestellt haben.

Autonome Fahrzeuge brauchen hochauflösende Kameraobjektive

Ein weiterer Trend, der die US-Nachfrage ankurbelt, ist der zu autonomen Fahrzeugen: Laut dem US-Beratungsunternehmen Global Market Insights wird der US-Markt für hochauflösende Kameraobjektive in der Autoindustrie bis 2027 im Schnitt um etwa 12 Prozent pro Jahr wachsen. Weitwinkelobjektive für Nachtsichtkameras dürften dabei hoch im Kurs stehen. Bosch hat zum Beispiel eine Kamera entwickelt, die dank künstlicher Intelligenz (KI) Objekte beim automatisierten Fahren zuverlässig erkennen soll. Auch hier gilt die Datensicherheit als zentrale Messlatte – schließlich sorgte ein Hackerangriff auf den kalifornischen Anbieter von Überwachungskameras Verkada erst im letzten Jahr für Wirbel.

Ferner sorgen viele US-Städte dank fortgeführter Smart-City-Initiativen für einen hohen Kamerabedarf, vor allem zur Verkehrssteuerung und -überwachung. Diesen Schwerpunkt setzen zum Beispiel Atlanta, Boston, Denver und Pittsburgh.

Auch Smartphones integrieren immer mehr Fototechnik

Wie gut Software funktioniert, hängt oft von der Qualität der optischen Hardware ab. Das wissen vermutlich alle, die ihr Smartphone schon einmal per Gesichtserkennung entsperren wollten. Es gilt ebenso für KI-Anwendungen, um bei schlechten Lichtverhältnissen schärfere Bilder zu bekommen. Qualcomm zum Beispiel verbaut in seinen Smartphoneprozessoren hochqualitative Leica-Technologie. Laut Berichten in Fachforen arbeitet der US-Halbleiterriese eng mit dem deutschen Optikunternehmen zusammen.

Fototechnik wird bei Mobiltelefonen zunehmend zum Verkaufsargument. So stecken in den Geräten oft gleich ganze Kamerasysteme mit mehreren Objektiven. Während der US-Anbieter Motorola Anfang 2022 ein neues High-End-Smartphone mit Ultra-Weitwinkel-Objektiv angekündigt hat, verbauen andere Hersteller wie Blackview Ultra-Weitwinkel-Objektive in preisgünstigeren Handys und preisen diese dann für den Outdoor-Gebrauch an. Robuste Handys für den Außeneinsatz bilden in den USA aber nur eine Marktnische. Ob andere Bereiche wie die Unterwasserfotografie, die bei Mobiltelefonen bisher keine große Rolle gespielt hat, Wachstumspotenzial haben, bleibt abzuwarten: Immerhin verwenden manche Anbieter besonders hochwertige Materialien für Sichtfenster für die Kameraoptik.

Nachfrage nach herkömmlichen Fotoapparaten sinkt weiter

Die Pandemie hat den mehrjährigen Negativtrend bei herkömmlichen Fotoapparaten noch beschleunigt. So verlängern sich deren Lieferzeiten durch die weltweite Chipkrise von den sonst üblichen wenigen Wochen auf bis zu neun Monate. Anfang Februar 2022 verlautete, dass erste US-Händler damit begonnen hätten, ihre Lager mit Spiegelreflexkameras zu räumen. Der Trend weg von Spiegelreflex- hin zu spiegellosen Systemkameras setzt sich fort. Potenzial wird in den USA vor allem bei preiswerten Einsteigermodellen gesehen.

Im Zuge der noch unter Ex-Präsident Donald Trump erhobenen US-Sonderzölle verlagerte Leica bereits 2020 die Fertigung von mehreren Objektiven für den US-Markt aus Wetzlar in sein portugiesisches Werk. Die Sonderabgabe galt auch für deutsche Kameraausrüstungen. Unter Joe Biden wurde sie aber wieder längerfristig ausgesetzt.

US-Importe ausgewählter fototechnischer Erzeugnisse (in Millionen US$)

Warengruppe (SITC-Pos.)

2017

2018

2019

2020

2021

Fernsehkameras, digitale Fotoapparate und Videokameraaufnahmegeräte für die Nachrichtentechnik (764.84)

6.796

7.529

7.751

7.597

8.863

   davon aus Deutschland

230

305

281

293

303

Andere fotografische Apparate und Ausrüstungen (881)

711

710

656

568

757

   davon aus Deutschland

28

22

19

17

20

Fotografisches und kinematografisches Zubehör (882)

1.665

1.741

1.749

1.517

1.588

   davon aus Deutschland

152

181

213

202

213

Objektive für Fotoapparate, Filmkameras, Projektoren oder fotografische, kinematografische Vergrößerungs- oder Verkleinerungsapparate (884.31)

1.057

1.109

1.010

770

1.145

   davon aus Deutschland

40

45

44

23

39

Quelle: U.S. International Trade Commission 2022

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