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Intelligentes Wohnen setzt sich bei Neubauten durch

In den USA werden Smart Homes selbstverständlicher. Cybersicherheit gewinnt an Relevanz. Der einheitliche Konnektivitätsstandard "Matter" soll im Herbst 2022 eingeführt werden.

Von Joanna Zygadlo | San Francisco

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Anwendungen für intelligentes Wohnen dem gehobenen Lebensstil vorbehalten waren. In den Vereinigten Staaten gehört smarte Haustechnik zu den gängigen Ausstattungsmerkmalen, auf die Käufer von Eigenheimen achten. Intelligente Beleuchtungs-, Medien-, Heizungs- und Sicherheitssysteme sind gefragte Funktionen in modernen Häusern. Einige Bauunternehmen bauen ausgewählte Geräte wie Schlösser, Thermostate und Garagenöffner sowie intelligente Bewässerungssysteme in jeden Neubau ein. 

Eine Studie des US-Versicherungsunternehmens American Home Shield (AHS) zeigt, in welchen Bundesstaaten und Städten in den USA die meisten intelligenten Häuser zum Verkauf angeboten werden. Hierzu griff AHS auf Anzeigen des führenden Online-Immobilienmarktplatzes Zillow zurück. An erster Stelle stand im März 2022 New York City mit 615 Angeboten bereits eingerichteter Smart Homes. Auf den weiteren Plätzen folgten San Antonio (Texas, 252) und Chicago (Illinois, 204).

USA größter Markt für Smart Home-Anwendungen weltweit

Der Markt für intelligentes Wohnen verspricht ein hohes Wachstumspotenzial. Eine Analyse des Marktforschungsinstituts Statista zeigt, dass die meisten Einnahmen mit intelligenter Technik für das Zuhause in den Vereinigten Staaten erzielt werden, gefolgt von China, dem Vereinigten Königreich und Deutschland.

Auf dem US-Markt erzielten die Unternehmen 2021 einen Gesamtumsatz von knapp 28,9 Milliarden US-Dollar (US$) mit dem Verkauf von Smart Home-Technik. Deutschland kam mit 6,6 Milliarden US$ auf Platz vier. Für 2022 wird für die USA eine Umsatzsteigerung von etwa neun Prozent auf 31,5 Milliarden US$ prognostiziert. Das Gros des Geschäfts entfällt laut Statista auf intelligente Haushaltsgeräte. Dazu zählen Staubsauger, Waschmaschinen oder Kaffeemaschinen. Im Jahr 2021 bezifferten sich die Umsätze in diesem Bereich auf etwa 8 Milliarden US$.

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Berührungslose Technik hat sich seit der Coronapandemie als besonders praktisch erwiesen. Entsprechende Produkte sind sehr gefragt. Das gilt zum Beispiel für kontaktlose Türklingeln ohne gemeinsame Oberfläche, die Viren oder Keime verbreiten könnte. Das US-Unternehmen Alarm.com hat 2021 eine Fußmatte mit integrierter Klingel und Video-Übertragung vorgestellt.

Junge Unternehmen mischen den Markt auf

Energie, Komfort, Unterhaltung und Sicherheit gehören zu den wichtigsten Treibern der Branche und bringen auch branchenfremde Unternehmen in den Markt. Der Smart Home-Sektor umfasst sowohl Start-ups als auch etablierte Unternehmen. Neben großen Anbietern wie Google, Apple, Honeywell, Gira, General Electric oder Bosch gibt es viele junge Firmen, die erfolgreich in den US-Markt eintreten - darunter auch deutsche: Die intelligenten Thermostate des Münchener Start-ups tado passen sich in Echtzeit an die Aktivitäten der Bewohner an.

Auch der US-Gigant Amazon investiert weiter und möchte seine bereits mächtige Präsenz ausbauen. Im August 2022 hat das Unternehmen die Übernahme von iRobot, dem Hersteller des Staubsaugerroboters Roomba, verkündet. Kostenpunkt: 1,7 Milliarden US$. Nach der Bekanntgabe der Übernahme schlugen Datenschutzexperten schnell Alarm. So heißt es, der Tech-Gigant könnte den Kauf nutzen, um persönliche Informationen aus den Häusern der Nutzer aufzusaugen.

Sicherheit geht vor

Das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) ist ein wesentlicher Bestandteil intelligenter Haustechnik: ein gemeinsames Netzwerk, über das die Fernsteuerung und Überwachung einzelner Geräte und Sensoren und gegebenenfalls deren Kommunikation untereinander läuft. Innerhalb dieses Ökosystems von Smart Homes gibt es allerdings mehrere Schwachstellen, die den Zugriff auf Daten ermöglichen können. Zu den Sicherheitsrisiken zählen das Wi-Fi-Heimnetzwerk, mit dem die Geräte verbunden sind sowie die zugehörigen Cloud-Dienste oder Smartphones, Laptops und andere Geräte.

Sicherheit ist und bleibt eines der wichtigsten Segmente - und fortgeschrittene IoT-Cybersicherheitslösungen sind sehr gefragt. Produkte, die in den USA angeboten werden, sollten es Anwendern so einfach wie möglich machen, ihre Geräte abzusichern. Laut Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center fehlt vielen amerikanischen Bürgern die Kontrolle über ihre persönlichen Daten. So sollte eine Multi-Faktor-Authentifizierung für die Nutzer möglichst einfach gestaltet sein. Ebenso leicht müssen Anwender den Zugriff auf die Daten und IoT-Produktkomponenten einschränken können, die möglicherweise Einblicke in ihr Leben und ihre Aktivitäten gewähren. Auch IoT-Gerätemanagement sorgt für mehr Sicherheit und wird immer wichtiger.

Neuer Standard für das vernetze Zuhause

Nach jahrelangem Konkurrenzkampf haben sich die führenden Tech-Giganten Amazon, Apple, Google und Samsung auf einen neuen Open-Source-Standard namens "Matter" geeinigt. Den Verbrauchern wird es dadurch ermöglicht, Smart Home-Geräte und -Plattformen zu kombinieren. Viele Hersteller bereiten sich bereits auf Matter vor. Der neue Konnektivitätsstandard sollte im Sommer 2022 eingeführt werden. Der Start verzögert sich jedoch, eine Einführung ist nun für den Herbst 2022 vorgesehen.

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