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Kaum eine fabrikneue Landmaschine kommt heute ohne Sensoren, Antennen, Empfänger, Chiptechnik, Halbleiter, Zwischenspeicher und leistungsfähige Akkutechnik aus.
08.02.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Inzwischen stehen die ersten rein elektrogetriebenen Landmaschinen und Traktoren in den Verkaufsräumen der Händler. So brachte zum Beispiel der Hersteller Monarch aus Livermore in Kalifornien 2020 einen E-Traktor auf den Markt. Im Regelbetrieb wird das Gefährt mit 40 PS betrieben, was unter Spitzenlast auf 70 PS hochgeregelt werden kann. Nach Angaben des Herstellers kann der Traktor in allen Geländearten eingesetzt werden, sogar ferngesteuert. Im autonomen Betrieb hält der Landwirt über eine App auf seinem Handy Verbindung zum Traktor.
Der Traktor kann zudem mittels Sensoren und Kameras Daten sammeln, die bei Bedarf zur Auswertung an die Universität UC Davis in Nordkalifornien überspielt werden. Dort werden die Daten aufgearbeitet, woraus sich Handlungsempfehlungen für den Landwirt ableiten lassen.
Zur bereits erhältlichen smarten Agrartechnik gehört unter anderem das System TerraClear, mit dem Bulldozer und Frontlader ausgerüstet und damit in die Lage versetzt werden, landwirtschaftliche Nutzfläche von Gesteinsbrocken zu säubern. Drohnen scannen dafür das Terrain und markieren alle Fundstellen in einer digitalen Landkarte.
Der Roboter SmartCore von Rogo Ag sammelt wiederum Bodenproben, und stellt anschließend fest, welche Art Düngemittel und in welchen Mengen an bestimmten Stellen des Feldes aufgetragen werden sollten. Damit beugt SmartCore Überdüngungen vor.
Ein weiteres System, der kettenbetriebene Roboter Rowbot, kommt vorrangig in Maisfeldern zum Einsatz. Dort fährt er zwischen den Pflanzenreihen hindurch und erfasst dabei Daten über den Zustand der Pflanzen. Zusätzlich kann das System Dünger hochpräzise ausbringen.
Die Firma Sabanto hat eine autonom fahrende Feldmaschine entwickelt, die binnen 24 Stunden Saatgut, etwa Sojabohnen, auf bis zu 500 Hektar Nutzfläche aussähen kann. Die Maschine kann wahlweise aber auch zum autonomen Pflügen eingesetzt werden. Das Unternehmen Raven Industries stellt wiederum das Softwareprogramm AutoCard bereit, das zur Steuerung von autonom fahrenden Traktoren und Erntemaschinen eingesetzt wird.
Drohnen zur Überwachung von Feldern und zur Datenerhebung sowie -übermittlung stellt das Unternehmen Rantizo her. Damit lassen sich schnell Problemzonen auf der Nutzfläche, etwa eine Unter- oder Überdüngung, Feuchtigkeitsmängel oder Schädlingsbefall ermitteln. Die Drohnen werden ebenfalls zum Aufbringen von Agrarchemie aus der Luft eingesetzt.
Zu den Platzhirschen auf dem Markt für digitale Landmaschinen gehört John Deere. Der Konzern steht bei der Entwicklung rundum vernetzter, sensorbestückter und autonom arbeitender Agrartechnik mit an vorderster Stelle, ebenfalls bei der Entwicklung von Steuerungsprogrammen und der Einrichtung von Portalen und Cloudanwendungen.
Zudem unterstützt der Konzern seit 2019 junge Unternehmen im Rahmen eines Kollaborationsprogramms mit Start-ups. Auf diese Weise fördert John Deere die Entwicklung frischer Ideen und neuer Technologien. Die Start-ups erhalten in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Ausarbeitungen an Kunden und im Händlernetz von John Deere auszutesten. Dabei werden sie von Experten aus dem Konzern begleitet und beraten.
Für das Kalenderjahr 2021 hat John Deere vier Start-ups für das Programm ausgesucht. Dabei handelt es sich zum einen um die Neugründung Nori. Diese Firma betreibt eine Handelsplattform, über die private und juristische Personen CO2-Zertifikate direkt von umweltbewusst wirtschaftenden Landwirten erwerben können. Nori möchte damit zur Eindämmung des Klimawandels beitragen.
Bei dem zweiten Start-up handelt es sich um die NVision Ag. Dieses Unternehmen wertet Luftbilder mit einer patentierten Methode aus, die an der University of Missouri entwickelt wurde. Damit werden auf einer Internetplattform digitale Landkarten erstellt, auf denen Ernteverluste und zu erwartende Ernteschäden ersichtlich werden. Auf dieser Grundlage können zum Beispiel Empfehlungen zum punktgenauen Einsatz von Stickstoffdünger gegeben werden.
Das dritte Start-up, AmsterChem, hilft Landwirten mit seinem Program Scanit, die Gefahr von luftübertragenen Pflanzenkrankheiten rechtzeitig zu erkennen und wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten. Mit Hilfe des vierten Start-ups, Teleo, können Landwirte ihren vorhandenen Park an Landmaschinen in ferngesteuerte und fahrerlose Fahrzeuge und Maschinen umrüsten.
Ausländische Start-ups, die Kontakte zu potenziellen Kunden und Kooperationspartnern suchen, haben die Gelegenheit, sich in Iowa für die Teilnahme an einem sechswöchigen virtuellen Programm mit der Bezeichnung Cultivo Virtual Academy zu bewerben.
Bei dieser Gelegenheit werden die ausländischen Teilnehmer mit Vertretern der Agrarindustrie, von Agrarverbänden und der Politik aus Iowa vernetzt. Das Programm ist auf bis zu 30 ausländische Start-ups pro Jahr ausgelegt.
Die deutschen Landmaschinenhersteller dominieren die Einfuhren von Landmaschinen und -technik in den USA mit einem Anteil von knapp 20 Prozent. Im Krisenjahr 2020 legten die deutschen Exporteure nach Angaben der US-Zollbehörde von Januar bis einschließlich November im analogen Vorjahresvergleich sogar noch wertmäßig um rund 19 Prozent zu. Eine ähnlich positive Entwicklung war bereits 2019 zu verzeichnen.
Herkunftsland | 2018 | 2019 | Jan.-Nov. 2019 | Jan.-Nov. 2020 | Veränderung Jan.-Nov. 19/20 2) |
---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 1.273,3 | 1.453,9 | 1.312,5 | 1.559,6 | 18,8 |
Kanada | 1.156,9 | 1.174,5 | 1.083,2 | 1.044,9 | -3,5 |
Japan | 1.031,5 | 1.235,4 | 1.133,8 | 984,2 | -13,2 |
China | 987,2 | 903,2 | 822,0 | 951,3 | 15,7 |
Mexiko | 839,6 | 801,8 | 749,0 | 642,8 | -14,2 |