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Neue Beihilfen sollen Investitionspläne der US-Farmer beflügeln

Für Landwirte sind der Liquiditätsbedarf und die Geschäftsrisiken deutlich gestiegen. Mit einem Bündel von Maßnahmen will die US-Regierung die Lebensmittelversorgung sichern.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Erst Dürre, dann zu viel Regen: Das Erntepotenzial für Winterweizen ist in den USA um rund ein Viertel gesunken. Zusätzlich hat der Krieg in der Ukraine die Preise für fossile Brennstoffe und damit auch die Betriebskosten weiter in die Höhe getrieben, vor allem für Kraftstoff und Düngemittel. US-Landwirte bekommen die Auswirkungen schmerzlich zu spüren. Anfang Juni mussten sie für die meisten Düngemittel im Einzelhandel immer noch deutlich mehr zahlen als an den Terminbörsen. Und da sich die Preise noch nicht konsolidiert haben, halten sich die Farmer mit dem Einkauf zurück.

Im Mai 2022 hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die Mittel zur Förderung der heimischen Düngemittelproduktion auf insgesamt 500 Millionen US-Dollar (US$) verdoppelt. Möglicherweise könnten sich deutschen Herstellern von Kaliumcarbonat wie K+S dadurch Lieferchancen eröffnen. Das auch als „Pottasche“ bekannte kaliumreiche Salz wird als Dünger verwendet, und in der Europäischen Union (EU) ist Deutschland der größte Lieferant davon. Im Jahr 2021 stammten noch 12 Prozent der US-Importe von Kaliumcarbonat aus Russland.

Schwachstellen in der Nahrungsmittelversorgung erfordern staatliches Handeln

Wegen der gestiegenen Düngemittel- sowie übrigen Preise für Betriebsmittel sagten viele US-Farmer im Frühjahr, dass sie statt Mais lieber vermehrt Sojabohnen und Winterweizen anbauen wollen. Mais hat einen relativ hohen Kaliumbedarf. US-Präsident Joe Biden will sie dagegen dazu ermuntern, sowohl mehr Weizen, Sojabohnen als auch Mais anzubauen, um die wegbrechenden Agrarexporte der Ukraine aufzufangen.

Um Schwachstellen in der Versorgung zu beheben, die in der Pandemiezeit und durch den Ukrainekrieg ans Licht traten, will die Biden-Regierung fast 2,2 Milliarden US$ bereitstellen, davon:

  • 900 Millionen US$ für die Ausbildung von Fachkräften für Lebensmitteltechnik und die Lieferketteninfrastruktur;
  • 550 Millionen US$ für kleine Nahrungsmittelunternehmen und die Verringerung von Essens- und Getränkeabfällen;
  • 375 Millionen US$ für biologische und urbane Landwirtschaftsprojekte;
  • 370 Millionen US$, um den Zugang zu gesunden Lebensmitteln zu verbessern.

Von den Agrarsubventionen sollen vor allem mittelständische Betriebe profitieren

Die zusätzlichen Agrarbeihilfen könnten erheblichen Einfluss auf die Anbau- und Investitionspläne der Farmer haben. Außerdem werden sie laut dem USDA dabei helfen, den Preisanstieg der Lebensmittelpreise einzudämmen. Zugutekommen sollen die Gelder vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben. So wird unter anderem der Ausbau regionaler Cluster der Nahrungsmittelwirtschaft gefördert, um den Markt stärker zu dezentralisieren.

Da die Preise für Futtermittel stark angezogen haben, kämpfen auch Viehzuchtbetriebe mit höheren Kosten. So vergibt das USDA fortan mehr Zuschüsse und garantierte Darlehen - unter anderem für Kühllager, -fahrzeuge, neue Verarbeitungsanlagen und Projekte unabhängiger Fleisch- und Geflügelverarbeitungsbetriebe, die dabei helfen sollen, die Lebensmittelversorgungskette widerstandsfähiger zu machen.

Nachfrageüberhang bei Landtechnik hält angesichts andauernder Lieferengpässe an

Fortbestehende Lieferkettenengpässe erschweren Investitionen in den Maschinenpark allerdings erheblich: Bei einer Umfrage der Purdue University und der Terminbörse CME im November 2021 gaben 44 Prozent der befragten US-Farmer an, dass die sehr niedrigen Bestände ihre Pläne zum Einkauf von Landmaschinen beeinträchtigt haben. Auch ein halbes Jahr später berichteten sie weiterhin von Lieferproblemen bei Sensoren, Stahl und Reifen und dadurch langen Wartezeiten für Landtechnik.

Das Internet der Dinge (IoT) kann Landwirte dabei unterstützen, mit den höheren Kosten sowie knappen Betriebsmitteln und Vorräten besser zu wirtschaften. So stellt der US-Landmaschinenbauer John Deere unter anderem Roboter zur Unkrautbekämpfung her. Mithilfe von Bilderkennungssystemen und künstlicher Intelligenz (KI) können sie Pflanzenschutzmittel viel gezielter einsetzen als bisher. Entwickelt wurden die Roboter vom Start-up Blue River Technology, das John Deere bereits 2017 übernommen hat. Im Januar stellte John Deere auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas dann einen autonom fahrenden Traktor vor.

Neben Robotern kommen auch Drohnen im US-Agrarsektor immer häufiger zum Einsatz. Laut dem Marktforschungsunternehmen UnivDatos wird der US-Markt für landwirtschaftliche Drohnen bis 2025 pro Jahr im Schnitt um knapp 10 Prozent wachsen auf sodann fast 145 Millionen US$. Auch Zulieferer aus dem deutschen Sprachraum wittern dabei ihre Chance – vor allem, nachdem die USA den chinesischen Hersteller DJI im Dezember auf die "Entity List" gesetzt haben, was Geschäftsbeziehungen des Unternehmens zu US-Partnern enorm erschwert.

US-Importe landwirtschaftlicher Maschinen (Auswahl, Jahre 2018 bis 2021, in Millionen US-Dollar)

Warenbezeichnung (SITC-Position)

2018

2019

2020

2021

Maschinen zur Bodenbearbeitung und Pflanzenpflege (721.1)

807

761

894

1.208

   davon aus Deutschland

61

49

60

85

Maschinen zum Ernten, Dreschen, Reinigen, Sortieren oder Sieben von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (721.2)

2.402

2.623

2.784

3.534

   davon aus Deutschland

373

395

484

592

Melkmaschinen und andere milchwirtschaftliche Maschinen (721.3)

128

103

107

96

   davon aus Deutschland

21

11

20

10

Andere Maschinen für die Land- und Forstwirtschaft, den Gartenbau sowie die Geflügel- oder Bienenhaltung (721.9)

1.004

1.011

992

1.329

   davon aus Deutschland

58

85

105

155

Andere Zugmaschinen auf Rädern (722.49)

3.195

3.468

3.469

4.924

   davon aus Deutschland

581

785

986

1.360

Lebens- und Futtermittelverarbeitungsmaschinen, ausgenommen für den Haushalt (727)

1.590

1.617

1.507

2.045

   davon aus Deutschland

331

369

344

424

Quelle: U.S. International Trade Commission (2022)

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