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US-Förderbranche braucht dringend Öl- und Gasausrüstungen

Die Nachfrage nach Pumpen, Kompressoren, Bohrgerät und Rohren ist riesig. Wer kurze Lieferzeiten zusagen kann, hat gute Chancen ins Geschäft zu kommen.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Öl- und Gasförderer müssen derzeit länger als gewöhnlich auf ihre bestellten Pumpen, Kompressoren und andere Ausrüstungsgüter warten. US-Technikzulieferer kommen mit den Aufträgen kaum hinterher, nachdem sich die Förderbranche mit Investitionen jahrelang zurückgehalten hat. Das bietet Zulieferern aus Deutschland weitere Absatzmöglichkeiten. Bereits im Jahr 2021 erzielten deutsche Firmen in vielen Bereichen deutliche Exportzuwächse, zum Beispiel bei Rohren, Bohrmaschinen und selbstfahrenden Schrämmaschinen.

Einfuhr ausgewählter Erzeugnisse für die Öl- und Gasförderung aus Deutschland (in Millionen US$, Veränderung in %)

HS-Nummer und Bezeichnung

2020

2021

Veränderung

730431 Rohre und Hohlprofile, nahtlos

0,1

0,2

100,0

73043180 Rohre und Hohlprofile, nahtlos, mit kreisförmigem Querschnitt

15,5

20,0

29,0

84304100 Bohrmaschinen und Tiefbohrgeräte

62,7

68,4

9,1

84306100 Maschinen, Apparate und Geräte zum Feststampfen oder Verdichten des Bodens, nicht selbstfahrend

18,9

29,6

56,6

Quelle: Quelle: U.S. International Trade Commission (2022)

Die Chancen ins Geschäft zu kommen, sind umso größer, je kürzer die zugesagten Lieferfristen sind. Da die US-Förderfirmen einen immer größeren Wert auf die Minderung ihres Methanausstoßes beim Heben, Lagern und Transportieren ihres Rohöls oder Erdgases legen, sind Umwelttechnologien ebenso gefragt. Wichtig ist in jedem Fall ein erstklassiger After-Sales-Service und eine schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen.

Politik drängt auf steigende Förderquoten

Die Regierung von Präsident Joe Biden ist an einer steigenden Förderquote interessiert. Auf diese Weise will sie die galoppierenden Benzin- und Energiepreise in den Griff bekommen und aufkommende Rezessionsängste zerstreuen. Und sie steht unter Druck, denn im November 2022 finden Zwischenwahlen im US-Kongress statt. Von deren Ausgang hängt ab, wie das Weiße Haus in den nachfolgenden zwei Jahren weiter regieren kann.

Dennoch kann die Öl- und Gasindustrie die Fördermenge nicht im geforderten Umfang hochfahren - anders als bei den vorherigen Ölpreishochs der Jahre 2008 und 2014. Nach Prognosen der U.S. Energy Information Administration soll die Ölförderung bis Dezember um circa 9 Prozent auf 12,6 Millionen Barrel pro Tag steigen - zu Jahresanfang lag sie bei 11,5 Millionen Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Im Jahr 2014, als der Ölpreis das letzte Mal oberhalb der 100-US-Dollar-Marke lag, stieg die Fördermenge um 20 Prozent.

Ein Grund ist, dass die Förderunternehmen in den letzten drei Jahren zu wenig in neue Technik investiert haben. Gesunkene Öl- und Gaspreise sowie das energie- und wirtschaftspolitische Umsteuern der neuen US-Regierung in Richtung Klimaschutz haben die Anbieter fossiler Energieträger massiv verunsichert. Statt zu modernisieren, zogen es Öl- und Gasunternehmen vor, Gewinne zum Schuldenabbau und für Dividendenzahlungen aufzuwenden. Ein weiterer Grund für das aktuell langsame Hochfahren der Fördermengen ist die begrenzte Anzahl an aktiven Bohrlöchern, meint etwa Scott Sheffield, Vorstandsvorsitzender beim Förderunternehmen Pioneer Natural Resources. Gegenüber dem Wall Street Journal sagte er, dass deswegen ein Wachstum von bis zu 20 Prozent im laufenden Jahr nicht zu erreichen sei.

Die immer noch größten Steigerungen der Fördermengen von Öl und Gas werden im Westen von Texas und im Perm-Becken, das im Südosten von New Mexico liegt, erwartet. Laut Energieberatungsunternehmen Wood Mackenzie ist es die Region mit dem größten Förderpotenzial in den Vereinigten Staaten, da sich dort mehr als 80 Prozent der nachgewiesenen Vorräte befinden.

Diese Unternehmen investieren

Pioneer Natural Resources investiert im laufenden Jahr in die Erschließung von Bohrlöchern speziell im Midland-Basin, welches sich im Perm-Becken befindet. Die Bohrtiefe in den bestehenden Bohrlöchern soll im Vorjahresvergleich um 4 Prozent auf 4.600 Meter ansteigen. Dafür nutzt Pioneer vor allem die Technik Simul Frac und Zipper.

Das Förderunternehmen EOG Resources will im Jahr 2022 neue Bohrlöcher für Öl und Gas in mehreren Gegenden erschließen, darunter im Perm-Becken (hier speziell die Lagerstätten Eagle Ford Oil und Dorado), in der Rocky Mountain Area (Bakken, Powder-River-Becken, Wyoming-DJ-Becken), im Delaware-Becken sowie auf der Karibikinsel Trinidad. EOG, das früher Enron Oil and Gas hieß, entwickelte schon in frühen Jahren Lösungen für die Förderung von Schiefergas und leistete dadurch Pionierarbeit zur Entwicklung von Fracking- und Horizontaltbohrungen. Im Jahr 2021 investierte das Unternehmen nach eigenen Angaben 300 Millionen US-Dollar in die Exploration von Bohrlöchern.

Der Wettbewerber Devon Energy investiert ebenfalls in die Erschließung und Vertiefung von Bohrlöchern in mehreren Regionen der USA. So erstrecken sich die Erschließungsarbeiten von Devon auf das Delaware-Becken, das Anadarko-Becken, Powder-River-Becken, Williston-Becken sowie auf die Lagerstätte Eagle Ford Oil im Perm-Becken.

Ausgewählte Förderunternehmen für Öl und Gas

Unternehmen

Umsatz 2021 (in Mrd. US$)

Geplante Investitionen 2022 (in Mrd. US$)

EOG Resources Inc.

18,6

4,3

Devon Energy Corp.

12,2

2,2

Marathon Oil Corp.

8,7

1,2

Pioneer Natural Resources

6,1

3,6

Diamondback Energy

2,2

1,7

Quelle: GTAI-Recherche, Annual Reports Form 10K (2022)

Reserven für Schiefergas könnten in gut zehn Jahren enden

Im Unterschied zu Erdöl fallen die Schiefergasreserven geringer aus. So verfügen die fünf in der Tabelle genannten großen Förderfirmen durchschnittlich über nachgewiesene Reserven für etwas mehr als 10 Jahre. Vorausgesetzt, das Fördertempo steigt nicht signifikant. Doch gerade danach sieht es aus, zumal nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges Europa auf zusätzliche Flüssiggaslieferungen aus den USA hofft. Laut Analyseunternehmen FLOW Partners LLC wäre der Vorrat damit schon nach sechs Jahren verbraucht. Mit dieser Prognose sind die Unternehmen aber nicht einverstanden. So hätte FLOW zu viele Bohrlöcher fälschlicherweise als unwirtschaftlich eingestuft. Auch würde die fortlaufende Verfeinerung der Frackingtechnologie helfen, noch mehr Schiefergas aus dem Boden zu holen, womit sich die Lebensdauer der Vorräte verlängert.

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