Mehr zu:
USAWasser- und Abwassertechnologie, übergreifend / Wasser-, Hochwasserschutz / Abwasserentsorgung, Entwässerung / Wassergewinnung / Wasserversorgung, Bewässerung
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | USA | Wasserwirtschaft
Deutsche Hersteller von Wassertechnik stoßen in den USA auf eine verbesserte Nachfrage. Demnächst sollen 55 Milliarden US-Dollar an Bundesmitteln in die Wasserwirtschaft fließen.
03.09.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Für deutsche Hersteller von Frisch- und Abwassertechnik, für Dienstleister und spezialisierte Planungsbüros ist der US-Markt sehr interessant. Das Volumen ist gigantisch: Nach Angaben der American Society of Civil Engineers (ASCE) sind 14.748 zentrale Kläranlagen (Publicly Owned Treatment Works/POTW) in Betrieb.
Diese Anlagen behandeln das Abwasser von 75 Prozent aller Privathaushalte, was ein tägliches Volumen von 120 Gigalitern ausmacht. Landesweit sind zudem rund 1,4 Millionen Kilometer an Abwasserleitungen verlegt. Viele der Kläranlagen und Abwasserleitungen sind inzwischen in die Jahre gekommen, weshalb umfangreiche Reparaturen und Modernisierungen erforderlich sind.
Als ausländisches Unternehmen an Aufträge zu kommen, ist jedoch wegen diverser Hürden teils schwierig, vor allem wenn es um Projekte im Zusammenhang mit den mehrheitlich öffentlichen Kläranlagen geht. Denn insbesondere Kommunen formulieren gelegentlich protektionistisch anmutende Ausschreibungen. Dabei herrscht das Credo, dass mit Haushaltsmitteln die US-Wirtschaft, vorrangig Unternehmen aus der Region zu fördern sind.
Dennoch befindet sich Deutschland unter den vier wichtigsten Lieferländern für die USA, wenn es um Bestandteile und zentrale Komponenten für wassertechnische Einrichtungen geht. Die drei anderen sind China, Mexiko und Kanada. So war Deutschland im 1. Halbjahr 2021 sogar der größte ausländische Bezugsmarkt für Vakuumpumpen sowie für Wasserkraftmaschinen und Hydromotoren (außer Wasserturbinen und Wasserräder).
Herkunftsland | 1. Halbjahr 2019 | 1. Halbjahr 2020 | 1. Halbjahr 2021 |
---|---|---|---|
Deutschland | 84,9 | 65,1 | 68,0 |
Mexiko | 68,3 | 44,3 | 49,4 |
China | 49,4 | 34,2 | 47,8 |
Kanada | 12,1 | 11,0 | 10,5 |
Herkunftsland | 1. Halbjahr 2019 | 1. Halbjahr 2020 | 1. Halbjahr 2021 |
---|---|---|---|
Deutschland | 84,7 | 58,3 | 62,0 |
Kanada | 26,6 | 17,6 | 25,6 |
China | 22,2 | 15,3 | 18,2 |
Mexiko | 3,8 | 2,9 | 4,4 |
Bei Regelarmaturen, Verdrängerpumpen, Wasserkraftmaschinen und Hydromotoren belegten deutsche Anbieter jeweils vordere Plätze. Bei allen genannten Einfuhrnomenklaturen waren im 1. Halbjahr 2021 teilweise bedeutende Liefersteigerungen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 zu verzeichnen. Da sich die Wirtschaft der USA von März bis einschließlich Juni 2020 im Lockdown befand, können die diesjährigen Zuwächse nicht unbedingt überraschen. Werden jedoch die ersten sechs Monate des letzten Vorkrisenjahres 2019 als Basiswerte genommen, werden schnell noch immer bestehende Lieferlücken ersichtlich. Abhilfe ist jedoch in Sicht.
Herkunftsland | 1. Halbjahr 2019 | 1. Halbjahr 2020 | 1. Halbjahr 2021 |
---|---|---|---|
China | 1.165,5 | 883,0 | 1.040,6 |
Mexiko | 798,0 | 577,3 | 824,9 |
Deutschland | 331,5 | 267,6 | 287,9 |
Kanada | 166,7 | 131,1 | 118,1 |
Herkunftsland | 1. Halbjahr 2019 | 1. Halbjahr 2020 | 1. Halbjahr 2021 |
---|---|---|---|
Kanada | 170,4 | 120,7 | 154,9 |
Mexiko | 94,3 | 73,0 | 97,9 |
China | 86,6 | 70,2 | 93,4 |
Deutschland | 83,1 | 69,5 | 89,7 |
Herkunftsland | 1. Halbjahr 2019 | 1. Halbjahr 2020 | 1. Halbjahr 2021 |
---|---|---|---|
Kanada | 99,4 | 82,5 | 104,7 |
China | 87,7 | 67,8 | 68,9 |
Deutschland | 66,7 | 54,6 | 56,8 |
Mexiko | 32,9 | 30,7 | 45,8 |
Denn im 2. Halbjahr 2021 steigen die Geschäftschancen in den USA sogar. Der Grund dafür ist der Infrastructure Investment and Jobs Act, der 550 Milliarden US-Dollar (US$) an neuem Bundesgeld für die Infrastruktur vorsieht. Aktuell durchläuft das Infrastrukturpaket das Gesetzgebungsverfahren im US-Repräsentantenhaus. Der US-Senat hatte dem Gesetz bereits Anfang August 2021 zugestimmt.
Für Vorhaben zur Verbesserung der Wasserqualität, zur Trinkwasseraufbereitung, für Kläranlagen und Einrichtungen des Hochwasserschutzes stellt der Bund laut dem Gesetzentwurf 55 Milliarden US-Dollar (US$) an Projektfinanzierungen und -zuschüssen bereit. Die endgültige Abstimmung im Kongress über das Gesetz soll in der 2. Septemberhälfte 2021 stattfinden, wobei das Kapitel Wasser im Unterschied zu anderen inhaltlichen Schwerpunkten als weitgehend unumstritten gilt - Mittelkürzungen für Wasserprojekte sind daher kaum zu erwarten.
Die Bundeszuschüsse zu Wasserprojekten werden im Wesentlichen über zwei staatliche Fonds geleitet, den Clean Water State Revolving Fund (CWSRF) und den Drinking Water State Revolving Fund (DWSRF). Beide Fonds erhalten in diesem Zusammenhang zur Projektfinanzierung je 11,7 Milliarden US$, die sie nach Prüfung der Projektanträge an Bundesstaaten und Kommunen weiterleiten. Zusätzlich erhalten der CWSRF 1 Milliarde US$ sowie der DWSRF 4 Milliarden US$ speziell zum Abbau von Schadstoffen in Gewässern. Als Schadstoffe wurden im Gesetzesentwurf ausdrücklich per- und polyfluorierte Alkylverbindungen aufgeführt.
Name | Projektsumme (Mio. US$) | Anmerkung |
---|---|---|
1.479 | Elf Projekte, darunter eine Frischwasseraufbereitungsanlage, im Rahmen des Pure Water Program | |
1,4 | Lake Champlain Basin Program |
Zusätzlich wird der DWSRF 15 Milliarden US$ für Maßnahmen erhalten, mit denen der Bleigehalt im Trinkwasser abgesenkt wird. Dazu gehören Programme, mit denen Rohre aus Blei mit Rohren aus unbedenklichen Materialien ausgetauscht werden. Außerdem wird der DWSRF ermächtigt, für die kommenden zehn Jahre 25 Millionen US$ pro Jahr zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung speziell in armen und unterprivilegierten Regionen auszugeben, darunter in Reservaten der indigenen Bevölkerung.
Speziell zum Hochwasserschutz heißt es im Gesetz, dass das sogenannte Sewer Overflow and Stormwater Reuse Grants Program neu aufgelegt und mit 1,4 Milliarden US$ ausgestattet wird. Für den Hochwasserschutz werden über die Fonds und verschiedenen Programme insgesamt sogar 12 Milliarden US$ und über 4,5 Milliarden US$ für die Wiederherstellung von Wassereinzugsgebieten fließen.
Name | Projektsumme (Mio. US$) | Anmerkung |
---|---|---|
4.500 | Überschwemmungsschutz am Cypress Creek | |
760 | West Shore Lake Pontchartrain Hurricane Protection Project | |
20 | Stormwater Master Plan | |
18 | Um- und Rückbau des Flussufers | |
Chicopee, Essex, Gloucester, Leominster, Salem, Springfield (Massachusetts) | 17 | Bau von Dämmen und Wassersperren |
In den Bundesstaaten warten die Verantwortlichen auf die Bundeszuschüsse. Den Planungen nach kann der Finanzierungsanteil der Bundesstaaten beziehungsweise Kommunen in den ersten beiden Jahren der Projektlaufzeit auf 10 Prozent beschränkt bleiben, bevor diese ihre Anteile anheben müssen. Bei Erfüllung aller Kriterien gewährt der Bund bis zu 49 Prozent seiner Projektfinanzierung in Form von Zuschüssen beziehungsweise nicht rückzahlbaren Krediten.
In Pennsylvania zum Beispiel werden für die dortige Wasserwirtschaft Zuschüsse in Höhe von 1,4 Milliarden US$ erwartet. "Auf Bundesebene haben wir seit 1993 keine signifikante Erhöhung der Zuwendungen mehr gesehen", meinte Larry Shiffler, Deputy Secretary for Planning im Pennsylvania Department of Transport. So müssen in der Landeshauptstadt Harrisburg die Kanalisation und die Klärwasseraufbereitung saniert werden.
Projekt | Projektsumme (in Mio. US$) | Anmerkung |
---|---|---|
143,0 | Modernisierung des Klär- und Abwassernetzes | |
28,0 | Bau von Abfluss- und Speicherkapazitäten unter der Erde, Filter zur Reinigung des Wasserrückflusses | |
3,3 | Projekte des Hochwasserschutzes, Austausch von Wasserzählern, Instandsetzung von Frischwassertanks | |
1,7 | Modernisierung des Klärwerks | |
1,5 | Modernisierung eines Abwassernetzes | |
1,0 | Modernisierung eines Klärwerks |