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USA bleiben für den deutschen Maschinenbau hochinteressant
Der deutsche Maschinenbau trifft 2021 in den USA auf eine günstige Absatzlage. Firmen investieren in Effizienzsteigerungen, die Arbeitsproduktivität wächst im Rekordtempo.
27.08.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Die Konjunktur- und Absatzlage auf dem US-Markt entwickelt sich für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau zur Jahresmitte 2021 günstig. Im Vergleich zum letzten Vorkrisenjahr 2019 hat der deutsche Maschinen- und Anlagenbau allerdings an pandemiebedingt verlorenem Terrain aufzuholen. Dabei kann die Konjunkturerholung helfen.
Maschineneinfuhren aus Deutschland erholen sich
Die aktuelle US-Einfuhrstatistik für Maschinen und Anlagen aus Deutschland weist auf einen positiven Konjunkturverlauf im 1. Halbjahr 2021 auf der Basis des vergleichbaren Vorjahreszeitraums hin. Da die Industrien in den USA und in Deutschland im 1. Halbjahr 2020 pandemiebedingt heruntergefahren wurden, war der deutsche Lieferaufschwung von Januar bis einschließlich Juni in diesem Jahr zu erwarten.
US-Einfuhr von Maschinenbauerzeugnissen aus Deutschland I (in Millionen US$) *)
Januar bis Juni 2019 | Januar bis Juni 2020 | Januar bis Juni 2021 | |
---|---|---|---|
Bearbeitungszentren für Metall | 295,0 | 111,3 | 134,8 |
Bohrmaschinen | 63,8 | 24,1 | 20,1 |
Maschinen zum Entgraten | 104,0 | 46,9 | 34,8 |
Fräsmaschinen | 84,1 | 22,6 | 41,5 |
Metallbearbeitungsmaschinen zum Biegen, Schmieden etc. | 149,7 | 51,7 | 83,3 |
Werkzeugmaschinen ohne Metallabtragung | 68,5 | 22,0 | 22,2 |
Steinbearbeitungsmaschinen | 23,3 | 8,9 | 15,8 |
Holzbearbeitungsmaschinen | 212,3 | 72,7 | 97,1 |
Teile für Werkzeugmaschinen | 495,4 | 175,0 | 250,1 |
Handwerkzeuge | 335,2 | 150,3 | 180,1 |
Von den in den Tabellen betrachteten Importpositionen verzeichneten Druck-, Walz- und Bohrmaschinen sowie Maschinen zum Entgraten sogar einen erneuten wertmäßigen Rückgang im direkten Vorjahresvergleich. Zu den Bremsfaktoren für die deutschen Maschinenausfuhren gehören neben den Einreisebeschränkungen in den USA für Personen aus dem Schengenraum unter anderem auch die vielen ausgefallenen Präsenzmessen. Somit konnten nur wenige Kunden hinzugewonnen, kaum neue Lieferverträge abgeschlossen werden. Auch spielt eine Rolle, dass US-Unternehmen zur Projektfinanzierung in einigen Fällen öffentliche Wirtschaftshilfen erhalten haben und daher den politisch vorgegebenen Buy-American-Aufrufen Folge leisten.
Im Vergleich zum 1. Halbjahr des letzten Vorkrisenjahres 2019 erreichten nur zwei Warenpositionen aus Deutschland, Flüssigkeitspumpen und Zentrifugen, im 1. Halbjahr des laufenden Jahres einen höheren Einfuhrwert. Moderne Maschinen und Anlagen werden aber zur Einrichtung automatisierter und halbautomatisierter Produktionen und zur Effizienzsteigerung benötigt. Nach Angaben des Arbeitsministeriums (U.S. Department of Labor) ist die Arbeitsproduktivität im ersten Quartal 2021 um 4,3 Prozent und im zweiten Quartal um 2,3 Prozent gestiegen - im Laufe der letzten zehn Jahre lag der jährliche Zuwachs bei durchschnittlich 1,3 Prozent.
US-Einfuhr von Maschinenbauerzeugnissen aus Deutschland II (in Millionen US$) *)
Januar bis Juni 2019 | Januar bis Juni 2020 | Januar bis Juni 2021 | |
---|---|---|---|
Pumpen für Flüssigkeiten | 537,7 | 506,6 | 590,8 |
Luft- oder Vakuumpumpen, Kompressoren | 544,9 | 383,9 | 444,8 |
Walzmaschinen, ausgenommen Metalle und Glas | 1.082,6 | 18,3 | 14,8 |
Zentrifugen | 532,0 | 495,6 | 639,1 |
Maschinen zum Heben, Fördern und Beladen | 709,3 | 313,9 | 352,3 |
Papiermaschinen | 158,4 | 59,7 | 92,6 |
Druckmaschinen | 479,3 | 242,1 | 220,3 |
Textilmaschinen | 24,3 | 9,3 | 11,1 |
Metallwalzwerke | 95,8 | 49,9 | 36,6 |
Laser-, Licht-, Photonen-, Ultraschallmaschinen | 158,2 | 47,9 | 56,1 |
Infrastrukturpaket stärkt Maschinennachfrage
Mit der zu erwartenden Verabschiedung des Infrastrukturpakets der US-Regierung durch das US-Repräsentantenhaus im September dürfte die Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen anziehen. Anfang August hatte bereits der Senat einem Paket zugestimmt, das 550 Milliarden US$ an zusätzlichen Ausgaben vorsieht. Wichtige Nachfrageimpulse sind in diesem Zusammenhang aus der Stahl- und Metallindustrie, der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft sowie aus der Elektrotechnik und Energiewirtschaft, speziell aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, zu erwarten.
Zahl der Industrieprojekte reißt nicht ab
Neben dem Infrastrukturpaket lässt eine Vielzahl privater Industrie- und Modernisierungsprojekte auf weiterhin günstige Rahmenbedingungen für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer schließen: Die US-Industrie strukturiert um, setzt verstärkt auf die Digitalisierung unternehmensinterner Abläufe und die Vernetzung der Produktion, verkürzt Lieferketten und nimmt neue Produkte in das Angebotsportfolio auf. Auch dazu bedarf es modernster Anlagen und Maschinen, für die es zum Teil keine Hersteller in den Vereinigten Staaten gibt.
Ausgewählte Projekte mit Bedarf an Maschinen und Anlagen
Projekt | Investition (in Mio. US$) | Erläuterung |
---|---|---|
Mazda/Toyota, Huntsville (Alabama) | 2.300 | |
GM, Spring Hill (Tennessee) | 2.000 | Modernisierung der Fahrzeugmontage, Serienfertigung von Elektrofahrzeugen |
Li-Cycle, Rochester (New York) | 175 | |
Empire Recycled Fiber, Fairless Hill (Pennsyslvania) | 125 | |
Williams International, Ogden (Utah) | 60 | |
Vicksburg Forest Products, Vicksburg (Mississippi) | 40 | |
Koppers, North Little Rock (Arkansas) | 23 |
Industriewachstum bleibt hoch
Die jüngsten Vorhersagen zur wirtschaftlichen Entwicklung bis Jahresende 2021 geben allen Anlass zu einer optimistischen Grundstimmung. So liegt die im August aktualisierte Konsensprognose der Blue Chip Economic Indicators zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Gesamtjahr 2021 bei soliden 6,2 Prozent. Ausgezeichnete Prognosewerte werden ebenfalls für die Zunahme der Bruttoanlageninvestitionen (ohne Wohnungsbau) mit 8,2 Prozent und für das Wachstum der Industrieproduktion mit 5,8 Prozent angegeben, ebenfalls bezogen auf das Gesamtjahr 2021.
Erst 2022 soll das BIP-Wachstum auf 4,4 Prozent, die Bruttoanlageninvestitionen auf 6,0 Prozent und die Industrieproduktion auf 4,3 Prozent moderat abflachen. Damit würden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Absatz deutscher Maschinen und Anlagen in den USA im Vergleich zum laufenden Jahr jedoch nur leicht eintrüben.
Leichte Konjunkturabschwächung im 2. Halbjahr
Der "Manufacturing ISM Report on Business" des Institute for Supply Management (ISM) gab für Juli 2021 einen Indexwert von 59,5 Prozent nach 60,6 Prozent im Juni an. Das Wirtschaftswachstum setzte sich somit den 14. Monat in Folge fort - generell weisen Indexwerte oberhalb der 50-Prozent-Marke auf Wachstum hin. Der gesondert betrachtete Index für den Auftragseingang wies einen Wert von 64,9 Prozent im Juli und von 66,0 Prozent im Juni auf. Der Produktionsindex lag bei 58,4 im Juli, beziehungsweise 60,8 Prozent im Juni.
Wie das ISM in einem Kommentar zur aktuellen Industriekonjunktur hervorhob, haben Endfertiger und Zulieferer Schwierigkeiten, die derzeit hohe Nachfrage nach Industrieerzeugnissen bedienen zu können. So verzögern Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorleistungsgütern sowie Überlastungen der Transportinfrastruktur die Auftragsausführung. Wichtige Branchen wie die Elektro- und Elektronikindustrie, die Metallerzeugung und -verarbeitung, die Chemie-, die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, der Fahrzeugbau sowie die Öl- und Kohleindustrie verzeichneten laut ISM im Juli 2021 dennoch moderate bis hohe Wachstumswerte.
Die Federal Reserve, die im Rahmen ihres Manufacturing Business Outlook Survey eigene Firmenumfragen durchführt, zeichnete ebenfalls ein insgesamt positives Gesamtbild. So stellte die Fed eine saisonbereinigte Zunahme der Industrieproduktion im Juli um 0,9 Prozent im Vergleich zum Juni sowie um 6,6 Prozent gegenüber dem Juli des Vorjahres fest. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie lag im Juli 2021 laut Fed bei 76,1 Prozent - alle genannten Werte lagen teilweise weit über den Erwartungen.