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USA nimmt Modernisierungsbedarf des Bahntransports endlich ernst

Der Markt für Bahn- und Schienentechnik erhält durch die Strategie von Joe Biden zur Stärkung des Klima- und Umweltschutzes einen neuen kräftigen Impuls. 

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Schließlich gilt die Bahn als ein umweltfreundliches und effizientes Transportmittel. Doch können die Bahngesellschaften dem sich abzeichnenden Kundenansturm und der Auftragsflut beim Gütertransport nur dann nachkommen, wenn sie in Modernisierungen und Erweiterungen investieren. Bislang ist die Bahn unterfinanziert. 

Personen- und Gütertransport leben in Parallelwelten

Das Schienennetz der USA ist in zwei Kategorien unterteilt: für den Güterverkehr und für den Personenverkehr. Die Güterbahnen betreiben 225.300 Kilometer Schiene. Amtrak, die staatliche Eisenbahngesellschaft für den Personenverkehr, operiert auf 34.400 Kilometern Schiene, von denen sich 70 Prozent nicht einmal in ihrem eigenen, sondern im Besitz von unabhängigen Eisenbahngesellschaften befinden (Host Track). 

Der Güterverkehr finanziert sein Schienennetz im Wesentlichen aus den Verlade- und Transportgebühren. Dagegen ist und bleibt der Personenverkehr auf staatliche Zuwendungen angewiesen. Der Investitionsstau für alle Amtrak-Strecken wird derzeit auf 45 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. So verursachen infrastrukturbedingte Probleme entlang des frequentierten Personentransportkorridors, dem Northeast Corridor (NEC), jedes Jahr 5.470 Stunden Verspätungen. Das entspricht in etwa dem zeitlichen Aufwand von 700 Zugfahrten zwischen Boston und Washington, D.C..

Gesetzgeber beschließt Bundeszuschüsse

Der Ausschuss für Umwelt und öffentliche Arbeiten im U.S.-Senat hat bereits einstimmig einen Gesetzesentwurf zur Förderung der Transportwirtschaft verabschiedet; den die Association of American Railroads (AAR) und die American Short Line and Regional Railroad Association (ASLRRA) unterstützen. Demnach sollen 303,5 Milliarden US$ in den Haushaltsjahren 2022 bis einschließlich 2026 zur Förderung verschiedener Transportsysteme aus dem Bundeshaushalt fließen.

Der auch als Surface Transportation Reauthorization Act of 2021 bekannte Entwurf würde bei Verabschiedung eine 34-prozentige Aufstockung gegenüber dem FAST (Fixing America's Surface Transportation) Act darstellen, der 2020 ausgelaufen ist und der vom Kongress um ein Jahr bis zum 30. September 2021 verlängert wurde.

Bidens Infrastrukturplan ist ambitioniert

Unabhängig vom weiteren Schicksal der Gesetzesinitiative steht die Verabschiedung des „American Jobs Plan“ im Kongress an. Dabei handelt es sich um eine 2,3 Billionen US$ schwere Initiative von Joe Biden zur Modernisierung der gesamten Infrastruktur, die den Schienenverkehr einschließt. Der Schienentransport soll demnach bis 2050 durch Modernisierungen in die Lage versetzt werden, keine klimaschädigenden Gase zu emittieren. Der American Jobs Plan sieht in seiner aktuellen Form Ausgaben zur ökologischen Modernisierung des Schienentransports von 80 Milliarden US$ vor. 

Zu den Vorhaben, speziell von Amtrak, gehört der Ausbau von Tunneln in der Region New York City. Auch wird mit Hochdruck an der Inbetriebnahme neuer elektrisch angetriebener Hochgeschwindigkeitszüge gearbeitet, wodurch sich die Reisezeit zwischen New York und Boston auf 100 Minuten verkürzt - zwei Stunden weniger als aktuell.

In der Vergangenheit hat ein politisches Ränkespiel in Washington, D.C., eine Reihe von Bahnprojekten verzögert. Derzeit befinden sich aber die Befürworter, zum Beispiel des Tunnelbaus unterhalb des Hudson River in New York, im Aufwind. Dieses Vorhaben allein kostet 30 Milliarden US$. Weitere Hochgeschwindigkeitsprojekte in Texas, Kalifornien, Las Vegas und Florida warten ebenfalls auf Bundeszuschüsse. 

Bundesstaat Virginia prescht mit Investitionen vor

Der Bundesstaat Virginia verfolgt eigene Schienenprojekte. So wurde am 30. März 2021 bekanntgegeben, dass Virgina Verträge mit den Bahngesellschaften CSX, Amtrak und Virginia Railway Express als Teil eines 3,7 Milliarden US$ teuren bundesstaatlichen Ausbauprogramms für den Personenverkehr abgeschlossen hat. Dadurch sollen Engpässe im Personenverkehr auf der Schiene beseitigt und mehr Pendler in die Züge gebracht werden. 

In diesem Zusammenhang wird Virginia beginnen, von CSX einige Gleise und Kurzstrecken zu übernehmen und noch 2021 mit dem Bau eines neuen Schienenweges entlang der Interstate 95 im Gebiet Alexandria beginnen, so eine Behördenmeldung. Amtrak wird wiederum 944 Millionen US$ für Verbesserungen der Schienenwege auf dem Territorium von Virginia beisteuern.

Ebenfalls plant Virginia eine 1,9 Milliarden US$ teure Eisenbahnbrücke über den Fluss Potomac. Die neue Brücke wird parallel zur bestehenden zweigleisigen Long Bridge verlaufen, die vor knapp 120 Jahren in Betrieb genommen wurde und sich im Besitz von CSX befindet. Eine entsprechende Umweltverträglichkeitsuntersuchung für die neue Brücke wurde im September 2020 beendet, was den Weg für die Planung, die Finanzierung und für den Bau endgültig frei gemacht hat. Mit Baubeginn wird aber nicht vor 2023,  mit der Fertigstellung nicht vor 2030 gerechnet.

Ausgewählte Bahn- und Schienenprojekte

Projektbezeichnung

Anmerkung

South Coast Rail

Renovierung von Bahnhöfen zwischen dem Südosten von Massachusetts und Boston (Massachusetts)

Purple Line Extension - Section 3

Ausbau des Metro-Schienensystems in Los Angeles (Kalifornien)

KC Streetcar Riverfront Extension

Ausbau der Straβenbahn in Kansas City (Missouri)

South Central Extension/Downtown Hub

Erweiterung der Stadtbahn in Phoenix (Arizona)

West Lake Corridor

Erweiterung des Nahverkehrs in Lake County (Indiana)

Eastridge to BART Regional Connector

Stadtbahn-Projekt in San Jose (Kalifornien)

Foothill Gold Line

Bau von Bahnhöfen und Schienenstrecken zwischen Glendora und Montclair (Kalifornien)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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