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Wirtschaftsumfeld | USA | Investitionsklima

Industrieunternehmen entdecken den Südwesten der USA für sich

Statt in den Südosten oder in den mittleren Westen zieht es Investoren verstärkt in den Südwesten. Die Verfügbarkeit von Personal und geringe Kosten sind ausschlaggebend. 

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Zahl der Industrieprojekte auf der grünen Wiese ist in den fünf südwestlichen Bundesstaaten Arizona, New Mexico, Texas, Oklahoma und Nevada rasant gestiegen. Laut Angaben des U.S. Bureaus of Economic Analysis (BEA) wurden zwischen Januar 2017 und Januar 2020 in der Region 100.000 Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe geschaffen, das entspricht 30 Prozent aller landesweit neu entstandenen Industriejobs. 

Tesla verlegt Zentrale nach Texas

Die Direktinvestitionen in das verarbeitende Gewerbe haben sich verschoben: von den klassischen Industriezentren im mittleren Westen und den Clustern im Südosten und Kalifornien in Richtung Südwesten. Ein prominentes Beispiel liefert Tesla: Das Unternehmen kündigte an, die Konzernzentrale von Kalifornien nach Texas zu verlegen. Wegen der Kostenersparnis, begründet die Tech-Firma ihre Entscheidung. Zusätzlich entstehen in Texas ein Montagewerk für Tesla-Fahrzeuge mit 10.000 Arbeitsplätzen sowie eine konzerneigene Akkufertigung. 

Bundesstaaten des Südwestens im Überlick

Texas

Arizona

Oklahoma 

Nevada 

New Mexico 

Hauptstadt 

Austin

Phoenix 

Oklahoma City 

Carson City 

Santa Fe 

Wichtige Industriestandorte 

Houston, 

San Antonio, 

Fulshear, Prosper 

Tucson, Scottsdale, 

Tempe 

Tulsa, 

Norman, 

Piedmont, 

Jenks 

Las Vegas, 

Henderson, 

Mesquite, 

Sparks 

Albuquerque, 

Las Cruces 

BIP in Mrd. US$ (2020) 

1.759,7

372,4

 186,6

 172,6 

100,3

Platz im US-Ranking nach BIP-Größe 

19 

 31 

 33 

38

Einwohnerzahl in Mio. 

29,2

7,2

 4,0

 3,1

2,1

Einkommenssteuer in %  

0,0

3,7

 2,6

 0,0

3,6

Immobiliensteuer in % 

1,8

0,7

 0,7

 0,8

0,6

Gewerbesteuer in % 

0,0

7,0

6,0

0,0

7,6

Quelle: GTAI-Recherche

Vielfältige Investitionsanreize winken 

Zum Erfolgsrezept des Südwestens gehört eine im Landesvergleich schneller wachsende Bevölkerung, was auch auf die Einwanderung aus dem Ausland zurückzuführen ist. Neue Arbeitskräfte lassen sich daher leichter finden als in anderen Regionen. Weitere Standortvorteile sind moderate Personal- und Lebenshaltungskosten. Zudem waren die Coronainzidenzen in den großflächigen und in weiten Teilen dünn besiedelten fünf Bundesstaaten niedriger, sodass es weniger Lockdowns gab und damit eine im landesweiten Vergleich nur geringe Anzahl an Firmenaufgaben. Dies wiederum hat Investoren 2020 zusätzlich angelockt.

Die Bundesstaaten und Kommunen des Südwestens punkten bei Investoren auch mit befristeten Steuerbefreiungen oder -minderungen, günstigen Abschreibungsmöglichkeiten, zweckgebundenen Zuschüssen und Beihilfen, zum Beispiel zur Finanzierung der Personalausbildung. Teilweise ist es möglich, die Energiekosten für eine bestimmte Zeit von der Umsatz- beziehungsweise Verkaufssteuer (Sales Tax) abzuziehen.

Megainvestitionen für Elektrofahrzeuge

Die Direktinvestitionen treiben die Entwicklung moderner Industriebranchen im Südwesten der USA voran. Neben Tesla will ein weiterer Hersteller von Elektrofahrzeugen, Lucid Motors, groß in der Region investieren. Das Unternehmen hat sich unter 60 Ortschaften in 13 Bundesstaaten am Ende für Pinal County in Arizona als Standort für seine 700 Millionen US-Dollar (US$) teure Montagefabrik entschieden.

In der Anfangsphase werden 700 Mitarbeitende das Modell Lucid Air montieren, ein Elektrofahrzeug, das Käufer für 70.000 US$ aufwärts erwerben können. Mit der Zeit soll die Zahl der Arbeitsplätze auf 2.000 aufgestockt werden. Das Werk ist die erste Autofabrik in Arizona überhaupt – der Landkreis war bislang für Viehzucht und Baumwollanbau bekannt. 

Halbleiterindustrie stockt massiv auf 

Auch Unternehmen aus anderen Zukunftsbranchen wie der Halbleiterindustrie haben den Südwesten als Produktionsstandort für sich entdeckt, darunter die Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC). Der Hersteller kündigte 2020 den Aufbau einer Halbleiterfertigung in der Nähe von Phoenix (Arizona) an. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 12 Milliarden US$.  

Nach Fertigstellung werden dort 1.600 Fachkräfte in hochreinen Produktionshallen Rechenchips fertigen. Um qualifiziertes Personal aus anderen Landesteilen anzulocken, wirbt TSMC mit moderaten Haus- und Mietpreisen und einer hohen Lebensqualität in der Region.

Auch Intel investiert in Arizona, und zwar 20 Milliarden US$ in die Errichtung von zwei Fertigungslinien. Rund 3.000 Arbeiter und Ingenieure sollen in den Fabriken beschäftigt werden. In das bestehende Intel-Werk in New Mexico werden weitere 3,5 Milliarden US$ fließen. Dadurch soll der Ausstoß an Halbleitern auch in diesem Bundesstaat steigen. Die Zahl der Personalaufstockung in New Mexico bezifferte Intel mit 700.

Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland (in. Mio. US$, Stand 2019)

Texas 

Arizona 

Nevada 

New Mexico 

Oklahoma 

Exporte nach Deutschland 

5.200

442

351

61

463

Importe aus Deutschland 

6.300

981

247

70

469

Anzahl Arbeitsplätze in Niederlassungen deutscher Firmen 

60.200 

10.300 

3.900 

3.100 

3.300 

Quelle: RGIT, Washington, D.C., www.germanbusinessusa.com

Maschinenbau siedelt sich an 

Beispiele für das wachsende Interesse am Südwesten liefert auch die Maschinenbaubranche: Der größte US-Hersteller von CNC-Werkzeugmaschinen, Haas Automation, baut eine Fabrik in Henderson, Nevada. Der erste Schichtbetrieb soll 2023 starten, zunächst mit 500 Arbeitskräften. Perspektivisch plant der Maschinenhersteller mit 1.500 Mitarbeitenden am Standort.

Laut Unternehmensangaben liegen die durchschnittlichen Ausgaben zum Wohnen am Stammsitz des Unternehmens in Oxnard, Kalifornien, um annähernd das Dreifache über den Vergleichswerten am neuen Standort in Nevada. Aus diesem Grund sei die Firmenleitung optimistisch, sowohl neues Personal zu rekrutieren als auch einen Teil der Beschäftigten aus Kalifornien für einen Umzug nach Henderson zu gewinnen.

Kontaktanschriften

Bezeichnung

Anmerkung

AHK USA 

Vertretungen der Deutschen Wirtschaft in den USA

Arizona Commerce Authority

Wirtschaftsfördergesellschaft des Staates Arizona

New Mexico Partnership

Wirtschaftsfördergesellschaft des Staates New Mexico

Texas Economic Development

Wirtschaftsfördergesellschaft des Staates Texas

Oklahoma Department of Commerce

Wirtschaftsministerium des Staates Oklahoma

Nevada Governor`s Office of Economic Development

Abteilung für Wirtschaftsförderung des Gouverneurs von Nevada

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