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Wirtschaftsumfeld | USA | Rohstoffsicherung

Strategische Vorräte machen US-Wirtschaft resistent

Das Stockpiling wichtiger Rohstoffe hat in den USA eine lange Tradition. Versorgungskrisen werden dadurch abgewendet.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Verfügbarkeit von Energieträgern und strategisch wichtigen Rohstoffen ist in den USA weitgehend gesichert. Dafür sorgen Staatsreserven für mehr als 100 Kategorien an Ausrüstungen, Rohstoffen, Ausgangsmaterialien und Energieträgern. Die Vereinigten Staaten zählen damit zu den weltweit sichersten Wirtschaftsstandorten, auch in Krisenzeiten.

USA sind versorgungssicherer Standort

Für die mehr als 5.500 deutschen Firmenniederlassungen in den USA sind das gute Vorzeichen. Die Produktion kann dank der Staatsreserven weiterlaufen, selbst wenn Rohstoffe und Energieträger auf dem Weltmarkt knapp werden. Dennoch hatte es in den vergangenen zwei Jahren Anlass zur Sorge gegeben.

Zunächst führte der Ausbruch der Coronapandemie im Jahr 2020 zu Verwerfungen in den internationalen Wertschöpfungs- und Lieferketten. Diese halten bis heute an. Nun importieren die USA keine Rohstoffe und Energieträger mehr aus Russland, was Bestandteil des Sanktionspakets ist, mit dem die USA auf den russischen Einmarsch in die Ukraine antworteten.

Russland lieferte 2021 Rohöl im Wert von 17,6 Milliarden US-Dollar in die USA, darüber hinaus Nickel, Aluminium, Palladium, Neon und Titan. Energieträger und strategische Rohstoffe bleiben in den USA aber auch nach diesem Importstopp in ausreichenden Mengen verfügbar.

Ölreserven federn Importstopp aus Russland ab

Alternative ausländische Bezugsquellen für das russische Schweröl und andere Rohstoffe werden derzeit unter Vertrag genommen. In der Zwischenzeit greifen die USA auf ihre strategischen Reserven zurück. So auch bei Öl.

Aktuell versteigert die Bundesbehörde Office of Fossile Energy and Carbon Management auf Anweisung des Energieministeriums DOE (U.S. Department of Energy) 30 Millionen Fass (Barrel) Rohöl aus der in unterirdischen Salzstöcken gelagerten Strategic Petroleum Reserve (SPR). Die SPR beläuft sich auf 600 Millionen Fass, bei Lagerkapazitäten von 714 Millionen Fass. Derzeit stimmen sich US-Regierung und der Kongress über eine Modernisierung der in die Jahre gekommenen Lagerkapazitäten ab.

Umfangreiche strategische Reserven existieren ebenfalls für Dieselöl (Northeast Home Heating Oil Reserve/NHHOR), Helium, seltene Erden und Metalle sowie für weitere chemische Elemente. Zusätzlich bestehen umfangreiche Vorräte an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Trinkwasser und Generatoren sowie an medizinischen Geräten, Pharmaprodukten und Schutzausrüstungen (Strategic National Stockpile/SNS).

Aufstockungen bei medizinischen Gütern

Der Strategic National Stockpile war 2020 in die Kritik geraten, dies als nach Ausbruch der Coronapandemie Engpässe bei Ventilatoren, medizinischem Verbrauchsmaterial und Desinfektionsmitteln monatelang anhielten. Dennoch half der SNS mit 12.000 Tonnen an Schutzausrüstungen und anderen medizinischen Gütern zur Pandemiebekämpfung aus. Nunmehr stockt die Regierung von Präsident Joe Biden den SNS erneut auf. Zumal sich eine massive Importabhängigkeit bei bestimmten Pharmaprodukten und medizinischen Schutzausrüstungen gezeigt hatte.

Lange Liste strategisch wichtiger Rohstoffe

Für die Festlegung der strategischen Reserven bei Metallen, Mineralien und anderen chemischen Elementen ist die wissenschaftliche Behörde U.S. Geological Survey zuständig. Diese untersteht dem US-Innenministerium DOI (U.S. Department of the Interior).

Alle drei Jahre aktualisiert Geological Survey die Liste der 50 wichtigsten Metalle, Mineralien und chemischen Elemente, bei denen eine hohe Einfuhrabhängigkeit besteht und die von strategischer Bedeutung sind. Diese Vorräte werden auf der Grundlage des Strategic and Critical Materials Stock Piling Act angelegt.

Mit Stand 2021 befinden sich auf der Liste folgende Elemente: Aluminium, Antimon, Arsen, Baryte, Beryllium, Bismut, Cerium, Cäsium, Chrom, Kobalt, Dysprosium, Erbium, Europium, Fluorit, Gadolinium, Gallium, Germanium, Grafit, Hafnium, Holmium, Indium, Iridium, Lanthanoide, Lithium, Lutetium, Magnesium, Mangan, Neodym, Nickel, Niob, Palladium, Platin, Praseodym, Rhodium, Rubidium, Ruthenium, Samarium, Scandium, Tantal, Tellur, Terbium, Thulium, Zinn, Titan, Vanadium, Wolfram, Ytterbium, Yttrium, Zink und Zirkonium.

Strategische Vorratshaltung der US-Regierung (Stand 2021)

Art der Reserven

Anmerkungen

Zuständige Behörden

Erdöl - Strategic Petroleum Reserve/SPR

600 Millionen Fass bei Lagerkapazitäten von 714 Millionen Fass Öl

Department of Energy (DOE), Office of Fossile Energy and Carbon Management

Dieselöl - Northeast Home Heating Oil Reserve/NHHOR

1 Million Fass

Department of Energy (DOE)

Helium

wird auf Beschluss des US-Kongress aufgelöst

Department of Defence (DOD)

Seltene Erden, Metalle, Mineralien, chemische Elemente

Vorräte im Wert von 1,1 Milliarden US$ allein im Bestand des DOD

Department of Defence (DOD), Department of the Interior (DOI)

Medizintechnik, Pharmaprodukte, Schutzausrüstungen - Strategic National Stockpile/SNS

Materialwert 8 Milliarden US$

Department of Health and Human Services (HHS), National Institute of Health, Department of Veterans Affairs (DOVA), CDC, FDA

Agrarprodukte, Trinkwasser, Generatoren, Saatgut

Nahrungsmittel und Getränke werden im Rahmen von Sozialprogrammen und des Katastrophenschutzes an Bedürftige verteilt. Vorräte auch für Nahrungsmittelhilfen im Ausland.

Department of Agriculture (DOA), Federal Emergency Management Agency (FEMA)

Quelle: GTAI-Recherche 2022

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