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Dienstleistungen boomen in Usbekistan

Der Dienstleistungssektor in Usbekistan hat eine beeindruckende Aufholjagd gestartet. Viele Sparten wachsen zweistellig und bergen großes Geschäftspotenzial. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Dienstleistungswirtschaft entwickel sich seit Beginn der Reformen im Jahr 2017 immer mehr zu einer tragenden Säule für Wachstum und Beschäftigung in Usbekistan. Sie legte 2017 bis 2022 jährlich im Schnitt preisbereinigt um 15 Prozent zu und wächst 2023 auf diesem Niveau weiter, so die Prognose der Regierung. Der Trend spiegelt sich auch im Anteil der Dienstleistungen an der Bruttowertschöpfung wider, welcher zwischen 2018 und 2022 um 1,6 Prozentpunkte auf 41,4 Prozent zunahm. Er dürfte schon bald die 50-Prozent-Marke erklimmen.

Allerdings ist das Dienstleistungsgewerbe von starken sektoralen Unterschieden geprägt. Dies gilt sowohl hinsichtlich des wertmäßigen Volumens und der jährlichen realen Zuwächse der einzelnen Wirtschaftsbereiche als auch bezüglich der Einstiegschancen für ausländische Unternehmen. Aus Sicht des zuletzt genannten Aspekts, lohnt es sich drei Dienstleistungssparten besonders zu beleuchten: Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Gesundheit sowie Bildung.    

IT-Dienste sollen zu einem neuen Exportschlager werden  

Die Regierung treibt den Ausbau der IKT-Infrastruktur, E-Government-Projekte und die Ausbildung von IT-Fachkräften mit Nachdruck voran. Der IKT-Dienstleistungssektor expandierte 2018 bis 2022 durchschnittlich mit einem jährlichen realen Plus von 20 Prozent (2022: +25,5 Prozent). Sein nominales Volumen steigt 2023 auf etwa 2,5 Milliarden US$, gegenüber 2,1 Milliarden im Vorjahr.

Davon dürften etwa 500 Millionen US$ auf Entwicklungs-, Programmier- und andere IT-Dienste entfallen. Der Export im Segment Business Process Outsourcing hat sich 2022 im Vergleich zu 2021 auf 140 Millionen US$ verdreifacht. Er soll 2023 ein Volumen von 300 Millionen US$ und spätestens 2028 die Milliarden-Marke erreichen, so die Prognosen des Ministeriums für digitale Technologien Usbekistans.

Im IT-Park, einer 2019 gegründeten Wirtschaftsfreizone für Softwareprodukte und Informationstechnologien, waren zum 1. März 2023 rund 1.200 Start-ups und IKT-Firmen registriert. Das sind rund 700 mehr als Anfang 2022. Der Ausbau des Parks in der Hauptstadt Taschkent und seiner regionalen Filialen unter dem Motto „START local und Go global“ gilt als Schlüsselelement bei der Schaffung einer leistungsfähigen IKT-Infrastruktur, der Qualifikation von IKT-Fachkräften und der Herausbildung eines exportorientierten IT-Dienstleistungssektors. Die im Park registrierten Firmen genießen steuerliche und andere Vorzugsbedingungen.

Bildung und Gesundheit sind die Wachstumstreiber bei personenbezogenen Diensten

Die Dienstleistungen im Bildungssektor verbuchten 2022 gegenüber 2017 einen realen Zuwachs von 150 Prozent. In der Gesundheitswirtschaft betrug das Plus gut 100 Prozent. Das Wachstum basiert auf Ausbauaktivitäten des öffentlichen und mehr denn je auch des privaten Bildungs- und Gesundheitswesens.   

Ampel für private medizinische Dienstleister steht auf Grün  

Sowohl die Anzahl privater medizinischer Einrichtungen als auch deren Behandlungsfelder zeigen nach oben. Gab es in Usbekistan im Jahr 2017 nur rund 4.000 private Einrichtungen für die Gesundheitsfürsorge, so waren es zum 1. April 2023 schon etwa 8.000. Von den zu Jahresbeginn 2023 privatwirtschaftlich geführten Gesundheitseinrichtungen (7.320) entfielen 5.823 auf Ambulanzen (inklusive stomatologischer Praxen) und 1.497 auf stationäre Einrichtungen. Auch das Angebotsspektrum privater Kliniken ist von 50 auf 130 Behandlungsfelder angestiegen.

Der Anteil des Privatsektors an der medizinischen Fürsorge im Land soll von heute circa 30 Prozent auf bis zu 60 Prozent im Jahr 2025 emporschnellen, heißt es im Gesundheitsministerium Usbekistans. In einigen Fachbereichen ist diese Quote schon erreicht oder fast erreicht, so in der Stomatologie (circa 90 Prozent), in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und endoskopischen Gynäkologie (70 Prozent) sowie in der interventionellen Kardiologie, Endoprothetik und Urologie (50 bis 60 Prozent). Im Verlaufe des Jahres 2023 will die Regierung den privaten Sektor weiter ankurbeln.

In- und ausländische Investoren sollen beispielsweise für öffentlich-privater Partnerschaften gewonnen werden, darunter in solchen medizinischen Dienstleistungsbereichen wie Strahlentherapie, Hämodialyse und Allgemeinmedizin in bisher medizinisch unterversorgten Regionen. Gegenwärtig sind elf private Gesundheitseinrichtungen mit ihren Angeboten in staatliche Fürsorgeprogramme involviert. Viele weitere solche Kooperationen sind fest geplant.

Bildungsoffensive setzt auf Kooperationen mit dem Ausland

Das Hochschulsystem, bis Mitte 2018 ausschließlich in staatlicher Hand, wird durch privates in- und ausländisches Engagement und tiefgreifende Reformen kräftig aufgewirbelt. Die Anzahl der im Land tätigen Hochschuleinrichtungen stieg von 72 (Studienjahr 2017/2018) auf 189 (2022/2023), darunter die der privaten Akteure von 0 auf 55. Weitere ausländischer Hochschulen, Akademien und Forschungseinrichtungen haben angekündigt, in den usbekischen Bildungsmarkt einzusteigen oder bereiten Kooperationsprojekte vor.  

An den Hochschuleinrichtungen waren im Studienjahr 2022/2023 mehr als 1 Million Studenten eingeschrieben, gut 700.000 mehr als im Studienjahr 2017/2028. Bachelor- und Masterstudiengänge sowie sonstige Kurse an den Hochschulen stehen heute für 51 Prozent der im Bildungssektor Usbekistans entgeltlich erbrachten Dienstleistungen.

Der übrige Teil entfällt hauptsächlich auf private und/oder öffentlich geförderte Sprach- und Informatikkurse, private Engagements in der Vorschulbildung sowie in Grund- und weiterführenden Schulen und nicht zuletzt den wachsenden Markt für berufsbezogene Aus- und Weiterbildungen. Alljährlich strömen etwa 700.000 junge und motivierte Menschen auf den Arbeitsmarkt. 

Entwicklung der Dienstleistungswirtschaft Usbekistans *

Wirtschaftsbereich

Umsatz 2021 (in Mrd. US$)

Umsatz 2022 (in Mrd. US$)

Anteil an allen Dienstleistungen 2022 (in %)

Reale Veränderung 2022/2021 (in %)

Dienstleistungssektor, insgesamt

26,8

32,4

100,0

15,9

Handel

6,8

8,1

25,0

9,0

Transport

6,3

7,3

22,5

12,4

Finanzen

5,6

7,3

22,5

29,3

Kommunikation/Information

1,7

2,1

6,5

25,5

Bildung

1,1

1,4

4,3

15,3

Gastgewerbe

0,8

1,0

3,1

14,7

Immobilien

0,8

0,9

                           2,8

18,1

Architektur-/Ingenieurdienste

0,6

0,7

2,2

7,7

Gesundheit

0,5

0,6

1,9

11,5

Andere

2,6

3,0

9,3

k. A.

* Die Angaben entsprechen aufgrund unausgereifter Erhebungsmethoden und der von der Statistik kaum berücksichtigten Schattenwirtschaft eher Schätzungen.Quelle: Staatliches Statistikkomitee Usbekistans 2023

Auch in anderen Dienstleistungssektoren locken Geschäftschancen

Die Branchen IKT, Gesundheit und Bildung werden in Usbekistan momentan besonders gefördert. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch in Bereichen wie Handel, Verkehr und Lagerhaltung oder Gastgewerbe interessante Geschäftschancen gibt. 

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