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Ausländische Geber stecken viel Geld in den Ausbau der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in Usbekistan. Deutsche Berater und Techniklieferanten können davon profitieren.
03.12.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Usbekistan hat ein ambitioniertes Programm für die Modernisierung und den Ausbau der Trinkwasserversorgung, der Kanalisation und der Abwasserbehandlung verabschiedet. Die Kosten für die 2021 bis 2025 geplanten Projekte gibt die Regierung mit 6,7 Milliarden US-Dollar an (inklusive der Investitionen in schon gestartete Projekte).
Aus eigener Kraft kann das Land das Investitionspaket nicht stemmen. Die usbekische Regierung setzt auf ausländische Finanzhilfen und erstmals auch auf öffentlich-private Partnerschaften. Die von etwa Mitte 2018 bis Ende 2020 von ausländischen Gebern genehmigten oder fest zugesagten Darlehen für Wasser- und Abwasserprojekte summieren sich auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Darüber hinaus stehen für die Projekte noch freie Mittel aus älteren Geberkrediten zur Verfügung. Von den 2011 bis 2017 insgesamt genehmigten Darlehen über 480 Millionen US-Dollar sind Gelder in Höhe von 220 Millionen bis 250 Millionen noch nicht abgerufen. Die 2019 und 2020 vorangebrachte institutionelle Neuordnung des Wasser- und Abwassersektors, die wirtschaftliche Liberalisierung und die Marktöffnung für private Akteure dürften künftig zu einem schnelleren Mittelabruf führen.
Das hohe Neukreditvolumen und die größere Diversität der Geber sind Ausdruck des gewachsenen Vertrauens in die sich stark reformierende usbekische Wirtschaft. Bislang traten fast nur die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) als Kreditgeber für Wasser- und Abwasserprojekte auf. Heute zählen auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Asiatische Infrastruktur-Investmentbank (AIIB) zu den Top-Geldgebern. Finanzierer aus arabischen Golfländern begleiten Projekte für rund 160 Millionen US-Dollar (OPEC-Fonds für Internationale Entwicklung, Entwicklungsfonds Abu Dhabi und Saudischer Entwicklungsfonds).
Die EBRD unterstützt Usbekistan bei der Modernisierung und beim Ausbau der Wasserver- und Abwasserentsorgung in vier Provinzen und in der Hauptstadt Taschkent. Allein bis zu 90 Millionen US-Dollar sind in der Provinz Choresm (Xorazm) für die Sanierung von Abwasserbehandlungsanlagen und für den Anschluss von 121.000 Einwohnern an die öffentliche Abwasserentsorgung bestimmt. Ein ähnliches Projekt in der Stadt Karschi (Region Kaschkadarja/Qashqadaryo) fördert die Bank mit bis zu 60 Millionen US-Dollar. Bis zu 70 Millionen US-Dollar stehen für eine verbesserte Trinkwasserversorgung für 170.000 Bürger und für die Modernisierung der Abwasserbehandlungsanlage in Crust (Provinz Namangan) zur Verfügung. Weitere bis zu 200 Millionen US-Dollar sollen den Zugang zu sauberem Trinkwasser in anderen Landesteilen optimieren, darunter in den Provinzen Surchandarja (Surchondaryo) und Choresm (Xorazm).
Die Wasser- und Abwasserinfrastruktur in der zentralusbekischen Provinz Buchara ist besonders schwach entwickelt und zudem stark sanierungsbedürftig. Von den 2 Millionen Einwohnern haben nur 1 Million Zugang zum öffentlichen Trinkwassernetz, 0,7 Millionen zu einer Wasserversorgung rund um die Uhr und 9 Prozent zum öffentlichen Abwassernetz. Doch Besserung ist in Sicht. Mit finanzieller Unterstützung der AIIB in einem Volumen von 385 Millionen US-Dollar sollen in Städten und Landkreiszentren die veralteten Wasser- und Sanitäranlagen grundlegend erneuert und die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung deutlich ausgebaut werden. Erstmals erhalten 540.000 Einwohner Zugang zu sauberem Trinkwasser und 105.000 Usbeken zur öffentlichen Abwasserentsorgung.
Gelder eines Kredits der ADB über 105 Millionen US-Dollar fließen in den Bau von Trinkwasserversorgungsleitungen, Verteilernetzen, Wassertürmen, Wasserspeichern und andere Anlagen für das Trinkwassernetz in den Landkreisen Jangijul (Yangiyo´l) und Tschinas (Chinoz; beide Provinz Taschkent). Gegenwärtig hat nur knapp ein Fünftel der dort lebenden Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser. Schon bis 2023 soll sich die Wasserversorgung für 167.000 Einwohner deutlich verbessern. Ein weiteres Darlehen über 145 Millionen US-Dollar kommt einer besseren Trinkwasserversorgung von 388.000 Einwohnern in der Autonomen Republik Karakalpakstan (Qoraqalpog´iston) zugute. Projektstandorte sind sechs Landkreise und 116 Siedlungen. In den ländlichen Regionen der Republik haben heute nur 13 Prozent und in der Verwaltungseinheit insgesamt 37 Prozent der Bevölkerung Zugang zur öffentlichen Trinkwasserversorgung. Aus den Wasserhähnen fließt allerdings - wie vielerorts in Usbekistan - oft nur sporadisch Wasser.
Die Weltbank unterstützt die Modernisierung und den Ausbau der Wasser- und Sanitäranlagen im Westen und Osten des Landes sowie in der kreisfreien Stadt Kattakurgan (Kattaqo´rgón) mit einem Darlehen über 239 Millionen US-Dollar. Die Gelder sollen die Wasserver- und Abwasserentsorgung von 536.000 Bürgern optimieren. Der Großteil der Finanzierungshilfen kommt folgenden Projekten zugute:
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