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Usbekistans Gesundheitsreform setzt auf mehr private Engagements und fokussiert den Ausbau der Notfallmedizin. Ausländische Partner sind stark gefragt.
15.12.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Bei Projekten im Gesundheitswesen setzt Usbekistan seit 2019 auch auf die öffentlich-private Partnerschaft (Public-Private-Partnership, PPP) und das Outsourcing von Krankenhausdienstleistungen. Zurzeit werden 14 PPP-Projekte umgesetzt. Zu den laufenden PPP-Projekten zählen der Aufbau und Betrieb von Labors, medizinischen Zentren und Kliniken. In 190 Fällen werden die Dienste öffentlicher medizinischer Einrichtungen an private Akteure ausgegliedert. Die Gesundheitsverwaltung erörtert zudem weitere Vorschläge für öffentlich-private Partnerschaften. Detaillierte Informationen können bei der staatlichen Agentur für die Entwicklung der öffentlich-privaten Partnerschaft eingeholt werden.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) begleitet zwei PPP-Projekte, die unter Beteiligung ausländischer Partner realisiert werden sollen. Beim ersten Vorhaben handelt sich um den Bau, die Finanzierung und den Betrieb von Dialysezentren in der Hauptstadt Taschkent, in der Autonomen Republik Karakalpakstan und in der Provinz Choresm. Zurzeit läuft die Präqualifizierungsphase mit vier Bewerbern. Die Vertragsunterzeichnung ist für Anfang 2021 geplant. Das zweite Projekt ist noch in einer Frühphase und sieht Investitionen und die Übernahme des Facility-Managements in drei Krankenhäusern vor. Es geht voraussichtlich um Einrichtungen in den Provinzen Taschkent, Jizzax und Buchara.
Für private Investitionen in Usbekistan sprechen der große Verbrauchermarkt mit 34 Millionen Einwohnern, eine dynamische Bevölkerungsentwicklung, ein politisch stabiles Umfeld, der große Reformwillen der Regierung und der riesige Nachholbedarf bei der Schaffung eines leistungsfähigen, effizienten und flächendeckenden Gesundheitswesens.
Mit einem Präsidialerlass vom April 2017 ebnete Usbekistan den Weg für die Förderung des privaten Gesundheitssektors. Den Import von Medizintechnik durch private Branchenakteure fördert der Staat im Jahr 2020 mit 50 Millionen US-Dollar (US$). Das Volumen entspricht dem 3,5-fachen der 2018 hierfür erstmalig bereitgestellten Fördermittel. Die Gelder sind vor allem für Zinszuschüsse bestimmt.
Am 1. November 2020 befanden sich 5.805 medizinische Einrichtungen in privater Hand, darunter vor allem kleinere Kliniken, Zahnarztpraxen und verschiedene Labors (1. November 2016: 3.500 private Akteure). In den Bereichen Gesundheitswesen und soziale Dienste gab es zu jenem Zeitpunkt 8.953 offiziell registrierte Betriebe, Organisationen und Mikrofirmen (ohne Berücksichtigung von Zweigstellen oder Struktureinheiten). Das waren 1.255 mehr gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitpunkt. Etwa 500 private Kliniken und medizinische Zentren sind im Branchenbuch Clinics online verzeichnet. Darunter sind etwa 300 in der Hauptstadt Taschkent.
Mehrere im Jahr 2018 verabschiedete und später ergänzte Initiativen für die Erneuerung des Rettungsdienstes tragen erste Früchte. So gibt es heute im Land 2.154 Rettungswagen (1. November 2020). Viele Rettungsstellen wurden modernisiert. In den Jahren 2017 bis 2019 flossen etwa 70 Millionen US$ in das Rettungswesen. Dennoch bleibt der Nachholbedarf groß.
In den Jahren 2018 und 2019 kamen etwa 48.000 Patienten zu Tode, da der Krankenwagen nicht rechtzeitig eintraf. Die Anfahrt dauerte oft Stunden. Angepeilt werden künftig maximal 15 Minuten. Auch die Erstversorgung in den Rettungsstellen ist oft unzureichend. Die Weltbank fördert Projekte im Rettungswesen mit 100 Millionen US$ (2018 bis 2024). Bis 30. November 2020 wurden davon 14 Millionen US$ ausgezahlt.
Lesetipp: Bericht "Usbekistan reformiert Grundversorgung im Gesundheitswesen" - Die Regierung startet ein neues Reform- und Ausbauprogramm für die medizinische Primärversorgung. Umstrukturierte und neue Kliniken sollen bessere medizinische Leistungen erbringen.