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Branchenbericht Usbekistan
Usbekistan treibt die Sanierung und Modernisierung der Taschkenter Metro voran. Die Gelder fließen vor allem in rollendes Material, Dispatchersysteme und neue Motoren.
22.11.2021
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die U-Bahn in der usbekischen Landesmetropole soll beschleunigt mit neuer leistungsfähiger Technik ausgerüstet und um neue Züge erweitert werden. Die Eckdaten eines Investitionsprogramms sind in einer Präsidialverordnung vom 16. Oktober 2021 verankert. Das Dokument sieht Beschaffungsaktivitäten und andere Projekte mit einem Gesamtwert von mehr als 300 Millionen US-Dollar (US$) vor.
Das Programm umfasst folgende Teilsegmente:
Die 59 U-Bahn-Züge des staatlichen Unternehmens Toshkent Metropoliteni (Taschkenter Metro) befinden sich zumeist schon etwa 30 bis 40 Jahre im Einsatz und müssen in vielen Fällen dringend generalüberholt werden. Vorgesehen ist die Beschaffung und Installation von insgesamt mehr als 30 verschiedenen Baugruppen und Ersatzteilen.
Zudem will das Transportministerium Usbekistans, dem die Metro seit dem Herbst 2021 untersteht, in neue Wagen investieren. Der Zugbestand soll auf 80 Einheiten erhöht werden und das durchschnittliche Alter der Wagen um ein Drittel auf 26 Jahre sinken. Traditioneller Lieferant von U-Bahn-Zügen ist der russische Waggonbauer Metrowagonmasch.
Ein weiteres Kernelement der Investitionsinitiative sind Projekte in den Bereichen digitale Bahnleit-, Steuerungs- und Überwachungssysteme zur Gewährleistung eines sicheren Bahnverkehrs und eines optimalen Verkehrsflusses.
Das Unternehmen Toshkent Metropoliteni kann die für den eigenen Bedarf erforderlichen Ausrüstungen bis zum 1. Januar 2024 zollfrei importierten. Voraussetzung ist, dass es keine einheimische Produktion gibt und die entsprechenden Warenpositionen in einer speziellen Liste für die zollfreie Einfuhr aufgeführt sind.
Für die Erarbeitung einer Strategie zur Erhöhung der Effektivität der Planung und des Betriebs der Metro will das Unternehmen Toshkent Metropoliteni weitere versierte Berater mit ausländischen Praxiserfahrungen gewinnen. In der Bauüberwachung und Beratung laufender Ausbauprojekte engagiert sich bereits das deutsche Ingenieur- und Beratungsunternehmen DB Engineering & Consulting.
Projekt | Wert (in Mio. US$) |
---|---|
Beschaffungs- und Projektzeitraum bis 2022/2023 | |
Beschaffung von neuem rollendem Material (14 U-Bahn-Züge mit jeweils 4 Wagen) | 88,2 |
Beschaffung und Installation von 5 Mikroprozessorsystemen für die Modernisierung der Dispatcherzentralisation der Chilonsor-U-Bahn-Linie | 8,2 |
Austausch der Rahmen der Wagenfahrgestelle (120 Einheiten) | 6,8 |
Austausch von 30 Elektromotoren des Typs DK-410 (für den Motorkompressor der Metrowagen) | 3,0 |
Beschaffung und Installation von Kommunikations- und Überwachungstechnik (für rollendes Material und Transformatoren, 31 Einheiten) | 0,7 |
Austausch von Weichenantrieben (50 komplette Einheiten) | 0,3 |
Beschaffungs- und Projektzeitraum in den Folgejahren bis 2025 | |
Beschaffung von 104 U-Bahn-Wagen | 163,8 |
Modernisierung von 24 U-Bahn-Wagen | 10,8 |
Beschaffung von 4 Draisinen für Streckenkontrollen sowie Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten | 2,2 |
Batterien für die Wagenbeleuchtung (12.000 Einheiten) | 1,8 |
Transformatoren für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit von U-Bahn-Zügen (300 Einheiten) | 1,3 |
In den letzten etwa vier bis fünf Jahren lässt sich eine Belebung beim Ausbau des U-Bahn-Netzes in der offiziell 2,7 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Taschkent beobachten (inoffiziell: mehr als 3,0 Millionen Menschen).
Im Vergleich zu 2016 beträgt der bis heute realisierte Zubau des Metronetzes 21 Kilometer mit 14 Stationen. Die tägliche durchschnittliche Fahrgastzahl hat sich in jenem Zeitraum von etwa 160.000 auf 360.000 Personen mehr als verdoppelt.
Auf der unterirdischen Linie Yunusobod wurden 2020 neue Trassen mit einer Länge von 2,9 Kilometern (zwei Stationen) in Betrieb genommen. Bewegung kam in das Projekt für den Bau einer künftig 52,1 Kilometer langen, oberirdischen Ringlinie mit 35 geplanten Stationen. Der erste Abschnitt des Rings mit einer Länge von 11,7 Kilometern und 7 Stationen wurde 2020 fertiggestellt. Im gleichen Jahr nahmen fünf Stationen der neuen oberirdischen Linie Sergeli (Trassenlänge: 6,2 Kilometer) ihren Betrieb auf; sie ist die südliche Verlängerung der Linie Chilonsor.
Linie | Jahr der Eröffnung | Jahr der Inbetriebnahme der neuesten Station | Länge (in km) | Stationen (Anzahl) |
---|---|---|---|---|
Linien, insgesamt | 1977 bis 2020 | 2020 | 59,5 | 43 |
Chilonsor (Tschilansar) | 1977 | 2020 | 23,7 | 17 |
O´zbekiston (Usbekistan) | 1984 | 1991 | 14,3 | 11 |
Yunusobod (Junusabad) | 2001 | 2020 | 10,5 | 8 |
O‘zbekiston mustaqilligining o‘ttiz yilligi (30 Jahre Unabhängigkeit Usbekistans) | 2020 | 2020 | 11,0 | 7 |
Zu den neuen prioritären Projekten für den Ausbau des Metronetzes zählen vor allem:
Die Verlängerung der Chilonsor-Linie bringt erhebliche Verbesserungen für den regen Passagiertransport in größere Siedlungsgebiete und attraktive Naherholungszonen in der Provinz Taschkent. Es gibt bislang noch keine Entscheidung darüber, wie die Trasse unter- oder oberirdisch verlaufen wird. Die Verlängerung der Linie O´zbekiston nach Qoragamisch zielt auf eine Entlastung des Straßenverkehrs von Taschkent in den Ballungsraum Keles ab.
In der Perspektive soll das Taschkenter Metronetz eine Länge von 157 Kilometer haben und 74 Stationen umfassen. Auf mittlere Sicht ist ein jährliches Fahrgastaufkommen von 1 Million Passagieren avisiert.