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Mehr digitale Services für Bürger und Unternehmen, massive Investitionen in schnelles Internet und IT-Parks: Das sind die Hauptziele der neuen Digitalisierungsoffensive.
04.06.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
In den Jahren 2020 bis 2022 sollen etwa 268 Projekte realisiert werden. Dies sieht eine Digitaliserungsoffensive vor, welche die usbekische Regierung Ende April 2020 verabschiedet hat. Koordinator für alle Aktivitäten ist das Ministerium für die Entwicklung von Informationstechnologien und Kommunikation.
Die Vorhaben sollen einen wesentlichen Beitrag bei der Umsetzung des 2017 gestarteten Reformprogramms leisten. In allen Sphären der Gesellschaft soll Digitalisierung die Attraktivität Usbekistans als Wirtschafts-, Technologie- und Ausbildungsstandort sowie als Reiseland erhöhen.
Nicht zuletzt treibt die Coronakrise die Digitalisierung voran, ganz besonders in der Verwaltung: "Gerade heute in Zeiten der Coronavirus-Epidemie zeigt sich die Wichtigkeit von Maßnahmen für eine breite Einführung digitaler Technologien in die staatliche Verwaltung, in öffentliche Dienste und den Handel", sagte der Präsident Usbekistans, Schawkat Mirsijojew, bei der Verkündung der Digitalisierungsoffensive.
Sektor | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|
Projekte, insgesamt | 37 | 39 | 28 |
Gesundheitswesen, sozialer Schutz und Beschäftigung | 5 | 3 | 8 |
Infrastruktur für das E-Government, elektronische Bezahldienste | 2 | 5 | 1 |
Bildung, Kultur, Kunst und Sport | 5 | 2 | 9 |
Unternehmenssektor, Steuern | 2 | 3 | - |
Land- und Wasserwirtschaft | 1 | 3 | 1 |
Außenhandel | 4 | 1 | 2 |
Öffentliche Beschaffung und Auktionen | 1 | 2 | - |
Staatliche Verwaltung, Archivwesen | 2 | 4 | 1 |
Kommunale Wohnungswirtschaft, Immobilien | 1 | 2 | 3 |
Internationale Kooperation, Tourismus | 2 | 2 | - |
Wissenschaft, geistige Eigentumsrechte | - | 3 | - |
Verteidigung und Sicherheit | - | 3 | - |
Bauwirtschaft und Transport | 1 | 3 | 2 |
Akkreditierung und Zertifizierung | 2 | 1 | - |
Recht, Gerichtswesen | 5 | - | - |
Andere Sektoren | 4 | 2 | 1 |
Bei der Durchführung der Projekte setzt das Land auf finanzielle und fachliche Unterstützung durch die Privatwirtschaft, eine enge Kooperation mit in- und ausländischen Hochschulen und nicht zuletzt auf Projekte der öffentlich-privaten Partnerschaft (Public-Private-Partnership - PPP).
Die Offensive knüpft an die schon in den Vorjahren umgesetzten Digitalisierungs- und E-Government-Projekte an. Zu nennen sind beispielsweise das im September 2019 erneuerte virtuelle Portal für staatliche Dienste. Diese Internetseite bietet heute mehr als 190 digitale Verwaltungsservices an. Im April 2019 kam ein System für die Ausarbeitung, interministerielle sowie öffentliche Erörterung von Rechtsdokumenten hinzu. Seit Mai 2019 ist das Portal des Premierministers online. In- und ausländische Firmen können dort Anliegen und Probleme bei der Umsetzung ihrer geschäftlichen Aktivitäten vortragen.
Dennoch bleibt beim Ausbau der elektronischen Regierung noch viel zu tun. Bislang sind nur 300 der mehr als 700 in den staatlichen Behörden genutzten Informationssysteme in die digitale Abwicklung von Geschäftsprozessen der öffentlichen Verwaltung und Regierung einbezogen. In den Jahren 2020 bis 2022 will das Land 130 Millionen US-Dollar in 104 Ausbauprojekte für E-Government investieren.
Auf der Projektliste stehen die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte (in der Hauptstadt Taschkent schon bis Ende 2020), einer automatisierten Rentenberechnung und eines einheitlichen digitalen Registers für die Beantragung und Auszahlung von finanziellen Hilfen für Bedürftige. Vorgesehen ist der Aufbau digitaler Informationssysteme für die Krankenpflichtversicherung, die Erfassung mineralischer Rohstoffvorräte und landwirtschaftlich genutzter Flächen. Ende 2022/Anfang 2023 sollen 60 Prozent aller Behördendienste digitalisiert sein, gegenüber weniger als 30 Prozent Ende 2019.
Die zweite Säule des Digitalisierungsprogramms umfasst 87 Projekte in verschiedensten Branchen des staatlichen oder halbstaatlichen Wirtschaftssektors. Der Investitionsbedarf hierfür beträgt etwa 500 Millionen US-Dollar (US$). Bestimmt sind die Gelder für smarte Lösungen in Bereichen wie Messung und Abrechnung des Strom- und Gasverbrauchs, die Registrierung und Abfertigung von Fluggästen oder die rechtssichere Personen-Fernidentifizierung von Bankkunden.
Ein kleineres Investitionspaket der Offensive umfasst die Durchführung von 24 Digitalisierungsprojekten in der Landwirtschaft. Geplant ist der Aufbau einer Online-Plattform für den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse, einer digitalen Datenbank für den Tierbestand oder eines elektronischen Systems für die Erfassung des Wasserverbrauchs für landwirtschaftliche Zwecke.
Wohl wissend, dass die Offensive ohne moderne und leistungsfähige Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) keine Erfolgsaussichten hat, kündigte die Regierung massive Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der IKT-Infrastruktur an. Usbekistan hat hier noch einen erheblichen Nachholbedarf. Gegenwärtig ist die durchschnittliche Internet-Download-Geschwindigkeit nur etwa halb so hoch wie im Schnitt aller GUS-Republiken.
In den Jahren 2020 bis 2022 sollen etwa 1,5 Milliarden US$ in 35 Projekte fließen. Dabei rechnet die Regierung mit einem Zufluss ausländischer Direktinvestitionen mit einem Volumen von rund 700 Millionen US$ Direktinvestitionen und Krediten ohne staatliche Bürgschaft.
Auf der Projektliste allein für 2020 stehen der Ausbau von Ports für das Breitband-Internet um 0,8 auf 2,6 Millionen Einheiten, von Basisstationen für das mobile Netz um 2.000 auf 28.100 Einheiten und des Glasfasernetzes um 12.000 auf 48.600 Kilometer. Der Versorgungsgrad für Glasfaserverbindungen soll in den allgemeinbildenden Schulen bis 2021 auf 70 Prozent und in den öffentlichen medizinischen Einrichtungen auf 100 Prozent steigen. Die Errichtung von Datenzentren ist geplant, heißt es im Ministerium für die Entwicklung von Informationstechnologien und Kommunikation.
Als ein wesentliches Element bei der Schaffung einer leistungsfähigen IKT-Infrastruktur und bei der Aus- und Weiterbildung von IT-Fachkräften betrachtet die Regierung einen beschleunigten Auf- und Ausbau von IT-Parks. Im Juli 2019 öffnete der erste Park in Taschkent seine Pforten.
Inzwischen haben sich in dem neuen Komplex eine IT-Akademie, ein Venture-Capital-Unternehmen und mehrere Dutzend Start-ups niedergelassen. Im Mai 2020 wurde in Andischan der Technologiepark Digital City Andijan eingeweiht. Weitere IT-Parks soll es schon bald in Buchara, Gulistan, Namangan, Nukus, Samarkand und Urgentsch geben.
Tipp: Mehr Informationen zur Digitalisierung in Ländern weltweit bietet unser Online-Special "Digitalwirtschaft – Trends von Industrie 4.0 bis E-Health".