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Branchen | Usbekistan | Bergbau, Metallurgie

Usbekistan investiert mehr in die Stahlproduktion

Die Nachfrage nach Eisenmetallerzeugnissen im In- und Ausland wächst. Usbekische Eisenhütten weiten ihre Kapazitäten aus. Technik und Know-how aus dem Ausland sind gefragt. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

 

Noch vor geraumer Zeit bestimmte fast ausnahmslos die Stahlhütte O´zmetkombinat in Bekobod (Provinz Taschkent) das Geschehen in der usbekischen Metallurgie. Dort werden Schrott und aus Russland importierte Eisenbriketts verarbeitet.

Doch die aufstrebende heimische Wirtschaft und eine wachsende Nachfrage nach Eisenmetallerzeugnissen sorgen für Bewegung in der Branche. Inzwischen gibt es viele andere, vorwiegend kleinere Produzenten von Eisen- und Gusserzeugnissen sowie Baumetallkonstruktionen.

Nachfrageschub bei Eisenmetallen kurbelt Investition in neue Hütten an

Der Gesamtausstoß in Usbekistan betrug 2021 etwas weniger als 2 Millionen Tonnen. Der Großteil davon entfällt weiterhin auf das Stahlwerk O´zmetkombinat. Der jährliche Inlandsbedarf ist heute mit 4 Millionen Tonnen ungleich größer. Marktkenner erwarten, dass dieser Bedarf bis 2026 auf bis zu 6 Millionen Tonnen steigt. Das entspricht einer Verdoppelung gegenüber den Jahren 2019 und 2020 (im Schnitt 3,2 Millionen Tonnen pro Jahr). 

Um die wachsende Schere zwischen der einheimischen Nachfrage und der inländischen Produktion zu schließen, plant die Regierung:

  • neue Eisenhütten zu bauen, 
  • bestehende Anlagen zu modernisieren, 
  • die einzige usbekische Eisenerzlagerstätte in Tebinbulaq zu erschließen.

Ein wissenschaftliches Zentrum für Eisenhüttenwesen unter dem Dach der O´zmetkombinat AG soll die effektive und nachhaltige Förderung und Verarbeitung fachlich begleiten.

Stahlhütte O´zmetkombinat investiert 1 Milliarde US-Dollar in Kapazitätsausbau

Das Stahlwerk O´zmetkombinat hegt ambitionierte Ausbaupläne. Der jährliche Ausstoß von Elektrostahl beziehungsweise Walzerzeugnissen soll bis 2024 auf 2,1 Millionen Tonnen und bis 2026 auf 2,5 Millionen Tonnen steigen. Für das Jahr 2030 ist eine Marke von 3 Millionen Tonnen angepeilt. Im Jahr 2021 betrug die Produktion noch 1 Million Tonnen. 

Um die Ziele zu erreichen, will das Stahlwerk in den Jahren bis 2030 etwa 1 Milliarde US-Dollar (US$) investieren. Damit sollen unter anderem innerbetriebliche Strukturen (Transport und Logistik) erneuert und ökologische Initiativen gestartet werden.

Gießanlage und Walzwerk für 700 Millionen US-Dollar geplant

Die Vorbereitungen für das größte Ausbauprojekt der Stahlhütte sind bereits angelaufen. Bis 2024 soll ein Gießerei- und Walzkomplex für rund 700 Millionen US$ gebaut werden. Projektpartner des Vorhabens sind der Technologiezulieferer Danieli & C. Officine Meccaniche Spa (Italien) und das Bauunternehmen Renaissance Heavy Industries (Türkei).

Die jährliche Kapazität des Komplexes wird mit 1,1 Millionen Tonnen Elektrostahl beziehungsweise Walzerzeugnisse angegeben. Zehn Prozent des Ausstoßes von warmgewalzten Flacherzeugnissen (100.000 Tonnen) sind für den Export bestimmt. Im Jahr 2021 hat das Stahlwerk 123.000 Tonnen Walzerzeugnisse exportiert.

Produktionsziele des Stahlwerks O´zmetkombinat für 2022

Kennziffer

Ausstoß (in Tonnen)

Elektrostahl

948.016

Fertigwalzerzeugnisse

1.080.000

Fertigerzeugnisse aus Kupfer- und -legierungen

2.600

Ferrosilicium

17.000

Ferrosiliciummangan

10.000

Isoliermaterialien aus Basalt

12.000

Geschirr aus emailliertem Stahl

5.000

Quelle: O´zmetkombinat AG 2022

Anfang 2022 erwarb die O´zmetkombinat AG 51 Prozent der Aktien des in Ohangaron ansässigen Armaturenwerkes Li Da Metal Technology. Das vom chinesischen Investor Jiangsu Huaiye Technology Development Co. Ltd. errichtete Werk produziert seit 2020 und verfügt über eine jährliche Kapazität von 200.000 Tonnen Baustahl (erwarteter Ausstoß im Jahr 2022: etwa 100.000 Tonnen).

Geberbanken unterstützen die Transformation der Stahlhütte

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Weltbank unterstützen den staatlichen Stahlerzeuger O´zmetkombinat. Eine konkrete Projektliste wird zurzeit noch erstellt, aber die Prioritäten der Geberbanken sind:

  • Transformation und Restrukturierung,
  • nachhaltige Entwicklung (ESG-Faktoren: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), 
  • Steigerung der Energie- und Ressourceneffektivität (Berater: RINA Consulting S.p.A., Italien).

Neuer Bergbau- und Hüttenkomplex für 1,6 Milliarden US-Dollar geplant   

Bewegung kommt in ein schon länger geplantes Projekt für die Erschließung der 1937 entdeckten Eisenerzlagerstätte Tebinbulaq im Landkreis Qoraoʻzak der Autonomen Republik Qaraqalpaqstan (Karakalpakstan). Die nachgewiesenen Vorräte an titanreichen Magnetiterzen betragen 1,5 Milliarden Tonnen, mit einem durchschnittlichen Eisen(III)Oxid-Gehalt von 19,2 Prozent.

Mit dem Bau eines Bergbau- und Hüttenkomplexes in Tebinbulaq will die Regierung eine komplette Wertschöpfungskette in der Eisenmetallurgie schaffen. In die ersten Vorbereitungsarbeiten waren deutsche Beratungs- und Ingenieurdienstleistungsunternehmen involviert, darunter die DMT Group, die TÜV NORD GROUP, die ILF Beratende Ingenieure GmbH und die Studiengesellschaft für Eisenerzaufbereitung (SGA).

Eckdaten für den geplanten Bergbau- und Hüttenkomplex Tebinbulaq

Indikator

Anmerkung

Hauptdokument für das Projekt

Präsidialverordnung vom 18. Januar 2018

Realisierungszeitraum

2022/2023 bis 2027

Veranschlagte Kosten

1,6 Milliarden USS

Ausländische Projektpartner/-koordinatoren (laut Investitionsprogramm der Regierung für den Zeitraum bis 2026)

Gas Project Development Central Asia AG (Schweiz) und Belvor Holdings Limited (Zypern)

Zentraler Ansprechpartner

Verwaltung für Geologie und Metallurgie des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung

Erwartete jährliche Kapazität und Hauptprodukte 

Produktion von Eisenerzkonzentraten und bis zu 3,6 Millionen Tonnen Eisenschwamm (Directly Reduced Iron/DRI) auf der Basis von 58 Millionen Tonnen geförderter Erze

Hauptabnehmer des Eisenschwamms

Stahlwerk O´zmetkombinat (1,8 Mio. t für die Stahl- und Walzgutproduktion); Bergbau- und Hüttenkomplex Tebinbulaq (1,5 Mio. t für die Herstellung von Fertigerzeugnissen)

Quelle: Regierung der Republik Usbekistan 2022, Enter Engineering Pte. Ltd. 2022

Thyssenkrupp an Bergbauprojekt beteiligt

Die Detailplanung und Projektierung für die Anreicherungsfabrik mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 5 Millionen Tonnen Eisenerzkonzentrat nähert sich der Abschlussphase. Partner dieser Projektphase sind das Flaggschiff für schlüsselfertige Industrieanlagen in Usbekistan, die Gesellschaft Enter Engineering Pte. Ltd., und das Ingenieur- und Beratungsunternehmen Wood (Büro Australien). Wood soll auch die Beschaffung von Maschinen und Ausrüstungen organisieren. 

Im Herbst 2021 haben das Bauunternehmen Enter Engineering und die Thyssenkrupp AG (Deutschland) eine Absichtserklärung über eine Partnerschaft beim Bau des Bergbau- und Hüttenkomplexes unterzeichnet. Der Wert der geplanten Kooperation beträgt 50 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen nach dem Projektstart zwei Jahre dauern. Beide Unternehmen unterzeichneten auch eine Vereinbarung über den Start der Vorbereitungsarbeiten für das Projekt. Der Vertrag umfasst die Lieferung von Hightech-Ausrüstungen für die jährliche Verarbeitung von bis zu 60 Millionen Tonnen Eisenerz, die Planung und Überwachung während der Installationsphase sowie die Inbetriebnahme.    

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