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Die zügige Digitalisierung der usbekischen Wirtschaft ist Teil des Reformpakets der Regierung. Die jährlichen Investitionen in digitale Technologien sollen sich verdoppeln.
08.12.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Usbekistan startete 2017 ein ambitioniertes Programm für die wirtschaftliche Liberalisierung und Marktöffnung. Viele Aktivitäten für die Digitalisierung der Gesellschaft und Wirtschaft sollen die Reformen flankieren, die Industrialisierung und Urbanisierung voranbringen sowie die Effektivität im Dienstleistungs- und Agrarsektor verbessern.
Mehrere Maßnahmenpakete für die digitale Transformation zielen auf eine Verdoppelung des Anteils der digitalen Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt von zurzeit 2,2 Prozent auf 4,3 bis 4,4 Prozent im Jahr 2023.
Die Bruttoanlageinvestitionen in die IKT-Branche dürften 2020 bis 2022 Marktkennern zufolge durchschnittlich mindestens 500 Millionen US-Dollar pro Jahr erreichen - gegenüber 240 Millionen US-Dollar (US$) in den Jahren 2017 bis 2019 (Schätzung für 2020: 350 Millionen US$). Der jährliche Zufluss ausländischer Investitionen und Kredite in den IKT-Sektor werde sich voraussichtlich verdreifachen auf etwa 300 Millionen US$ (gegenüber bisher 100 Millionen US$) .
Allein das zentrale Investitionsprogramm der Regierung für 2020 bis 2022 sieht die Gewinnung ausländischer Investitionen für IKT-Projekte in einem Volumen von 680 Millionen vor. Dabei rechnen die Planer mit einem Zufluss ausländischer Direktinvestitionen von 500 Millionen US$. Hinzu kommen ausländische Kredite (180 Millionen US$), für die die Regierung bürgt.
Von den für die Jahre 2020 bis 2022 insgesamt prognostizierten Investitionen fließen voraussichtlich bis zu 1,2 Milliarden US$ Projekten in die Erneuerung und den Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur und des Breitbandnetzausbaus sowie die Errichtung von Datenzentren.
Bei der Projektumsetzung will Usbekistan noch stärker als bisher mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten. Auch für die geplante Gründung von Venture-Capital-Gesellschaften zur Finanzierung von Hightech-Start-ups will das Land ausländische Investoren gewinnen. Das britische Unternehmen Sturgeon Capital Ltd hat sein Interesse an diesem Projekt bereits signalisiert. Usbekistans Botschaften sind aufgefordert, interessierte ausländische Unternehmen bei der Kontaktanbahnung mit potenziellen usbekischen IKT-Partnerfirmen aktiv zu unterstützen.
Ziel/Projekt | Laufende und geplante Maßnahmen |
---|---|
Anschluss von 78% aller Siedlungen an das Internet bis Ende 2002 (Ist Mitte 2020: 78 Prozent) | Ausbau des Glasfasernetzes und der Ports für den Breitbandnetzzugang (auf 3,2 Mio.) |
Einführung neuer Informationssysteme und elektronischer Dienste in allen Regionen | Ausweitung des digitalen Angebots um bis zu 700 Produkte (öffentliche Verwaltungs-, medizinische und soziale Einrichtungen, Transport/Logistik und andere Bereiche) |
Projekt „Digitale Behörde“ - IKT- und Justizministerium und nachgeordnete Behörden | komplette Digitalisierung von Verfahrens- und Entscheidungsabläufen und der Dokumentenarchivierung |
Ausbau der Durchleitungskapazität für die internationale Datenübertragung | Erhöhung der Durchleitungskapazität von 1.200 auf 3.000 Gbit/s |
Digitale Transformation des Kreditgewerbes | Einführung/Ausbau von Online-Dienstleistungen, inklusive Kontoeröffnung |
Beschleunigte Einführung digitaler Dienste bei der Post ab 2021 | Errichtung neuer Informations- und Logistiksysteme; Einbeziehung aller rund 2.000 Filialen als Dienstleister in den Online-Handel |
Verzehnfachung der Kapazität in Datenzentren | Errichtung von 50-Petabyte-Datenzentren in Buchara und Kokand, von branchenbezogenen Datenzentren, Ausbau der Flash-Speicherkapazität im Datenzentrum Taschkent |
Erneuerung des Abrechnungssystems der Mobilfunkgesellschaft COSCOM | Komplette Erneuerung mit einem Investitionsrahmen von etwa 50 Mio. US$ |
Pilotprojekte in den Bereichen Blockchain-Technologie und Kryptowährung (Uzbekistan Blockchain Valley, Uzbekistan Cryptocurrency Mining Pool) | Aufbau der Infrastruktur für Bankdienstleistungen im Bereich digitale Vermögenswerte |
Massiver Ausbau der Kapazitäten für die Aus- und Weiterbildung von IT-Fachkräften | Eröffnung von IT-Bildungszentren in jeder Stadt und in jedem Landkreis, Gründung von weiteren regionalen Filialen des IT-Parks Taschkent (Ansiedlung von Startups) |
Hinter den bisherigen und in naher Zukunft geplanten Investitionen im IKT-Sektor stehen vorrangig Geldgeber und Ausrüstungslieferanten aus China, Japan und Südkorea. In letzter Zeit sondieren auch mehr Firmen aus Russland und der Europäischen Union ihre Geschäftschancen auf dem usbekischen Markt.
Die Regierung und Unternehmen Usbekistans sind an einer Diversifizierung der ausländischen IKT-Investoren und -Lieferanten interessiert. Allerdings erhalten asiatische Lieferanten zumeist den Zuschlag für größere IKT-Projekte. Hautgrund sind günstige, flexible und zumeist auch staatlich flankierte Finanzierungsangebote aus diesen Ländern.
Dennoch haben deutsche Firmen mit ihrem Innovationsvorsprung bei einer Reihe von Produkten und Dienstleistungen - darunter vor allem wissensintensive Dienstleistungen aus den Sparten Beratung, Support, Software und Nischen-Hardwareprodukte - gute Chancen, sich auf dem noch jungen, aber stark expandierenden usbekischen IKT-Markt zu etablieren.
Die im Land gestartete ambitionierte Offensive zur Aus- und Weiterbildung von IT-Fachkräften lässt erwarten, das schon in naher Zukunft Kapazitätsengpässe bei der maßgeschneiderten Anpassung von Produkten und Dienstleistungen an landesspezifische Bedürfnisse überwunden werden können. Westliches Know-how ist nicht zuletzt bei der Vorbereitung und Begleitung von IKT-Projekten - auch in Ergänzung zu Hardwarelieferungen aus asiatischen Ländern - gefragt.
Chinas IT-Giganten Huawei und ZTE sind schon seit vielen Jahren mit ihren Produkten in Usbekistan stark präsent, insbesondere in den Sparten Telekommunikationstechnik, Cloud-Datenzentren und digitales Lernmanagement. Die auf Regierungsebene im Jahr 2019 mit diesen und anderen chinesischen Firmen vereinbarten neuen Projekte, einschließlich von Ausbauvorhaben für sichere und smarte Städte, bewegen sich in einer Größenordnung von mehr als 1,5 Milliarden US$.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) und Geldgeber | Projektstand | Chinesische Beteiligung |
---|---|---|---|
Modernisierung/Ausbau des Mobilfunknetzes und des mobilen Internets von UMS/Mobiuz (1.7.2020: 3 Mio. Abonnenten) | 150, Export-Import-Bank of China | Geplante Realisierung: 2020/2021 bis 2022/2023 | |
Ausbau: Breitbandnetz und optisches Transportnetz (DWDM), Ausbau/Neubau von Datenzentren, Modernisierung des Breitband-Mobilnetzes von Uzmobil (1.7.2020: 5,9 Mio. Abonnenten) in Ost-Usbekistan | 107 (China Development Bank) | Geplante Realisierung: 2020/2021 bis 2023 | |
Ausbau der NGN-Netzwerktechnologie, Modernisierung des Breitband-Mobilnetzes von Uzmobil (1.7.2020: 5,9 Mio. Abonnenten) in West-Usbekistan | 51 (China Development Bank) | Geplante Realisierung: 2020 bis 2021 | |
Modernisierung/Ausbau des Mobilfunknetzes von Coscom/Ucell (Kernnetzwerk, Radio Access Network, Radiorelais-Link-Ausrüstungen; 1.7.2020: 7,9 Mio. Abonnenten; https://ucell.uz) | k.A. | Geplante Realisierung: 2020/2021 bis 2022 | |
Schlüsselfertige Errichtung eines Bündelfunksystems im Standard DMR Tier III Trunking für den mobilen Landfunk | 25,0 (k.A.) | Geplante Realisierung: 2021 bis 2022 | Kontakt zum chinesischen Lieferanten über das IKT-Ministerium Usbekistans |
Studien, erste Planungen und konzeptionelle Vorbereitungen für die Errichtung einer Basisinfrastruktur für das 5G-Netz; Mobilfunknetze Uzmobile COSCOM/Ucell UMS/Mobiuz Veon/Beline Uzbekistan | k.A. | Realisierung ab 2021/2022 |
China engagiert sich darüber hinaus auch in anderen digitalen Seidenstraßenprojekten.
Geschäftsfelder japanischer Unternehmen in Usbekistan (NEC, Toyota Tsusho Corporation, Marubeni und andere) sind die Tele- und Radiokommunikation, digitales TV und Lernmanagementsysteme/IT-Lehrzentren. Vor dem Start steht die Umsetzung von drei Projekten mit finanzieller Begleitung durch die Japan Bank for International Cooperation (JBIC) und die Sumitomo Mitsui Banking Corporation (SMBC).
Die Kredite fließen in ein Datenzentrum (Gesamtkosten: 109 Millionen US$) sowie den Ausbau von Kommutationszentren für internationale Telekomverbindungen und des Fernleitungs- und Multiservicenetzes für Datenübertragung (84 Millionen US$) jeweils für den Bedarf des staatlichen Betreibers Uzbektelekom. Auch andere ausländische Investoren, darunter Investment Consulting (Großbritannien), die staatliche Korporation Rosatom und der Datenzentren-Betreiber und Anbieter von Cloud-Lösungen Selectel (beide Russland) kündigten ihr Interesse an der Errichtung von Datenzentren an.
Südkoreanische Firmen (Sumitomo Corporation, KT Corporation und andere) engagieren sich in den Sparten mobiles Internet, Smart Grid, E-Government. Glasfaserkabel (Produktion) sowie IT-Aus- und Weiterbildung.
Kennziffer | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|
Bruttoanlageinvestitionen (in Mio. US$) | 120 | 366 | 201 1) |
Ausländische Direktinvestitionen und Kredite | 25 | 133 | 84 1) |
Betriebe mit einer ausländischen Kapitalbeteiligung | 196 | 269 | 296 2) |
Mobilfunkabonnenten (1.1., in Mio.) | 22,8 | 23,6 | 24,8 |
Penetrationsrate (in %) | 69,8 | 71,0 | 73,1 |
Internet-Nutzer (1.1., in Mio.) | 20,0 | 22,0 | 22,5 3) |
Penetrationsrate (in %) | 61,2 | 66,1 | 66,4 |
Basisstationen für den Mobilfunk (in 1.000 Stück) | 24,1 | 26,1 | 29,0 4) |
Breitbandnetz/Glasfaser (in 1.000 km) | 24,5 | 36,6 | 48,6 5) |
Breitband-Ports für Internet-Anschlüsse (in Mio.) | 1,2 | 1,9 | 2,6 5) |
Durchleitkapazität für die internationale Datenübertragung (in Gbit/s) | 1.200 | 1.200 | 1.200 |