Usbekistan überzeugt mit reichlich Baumwolle und Exportambitionen

Die expandierende Textil- und Bekleidungsindustrie birgt heute mehr denn je vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten. Der Industriezweig genießt eine Schlüsselstellung, wenn es darum geht, die Wirtschaft breiter aufzustellen und leistungsfähige Wertschöpfungsketten aufzubauen. 

Zudem sorgen zwei internationale Entscheidungen für einen weiteren Auftrieb in der Branche:

1. Die Nichtregierungsorganisation Cotton Campaign (USA) hat im März 2022 ihren internationalen Boykottaufruf gegen usbekische Baumwolle und Baumwollerzeugnisse fallen gelassen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) attestierte dem Land eine erfolgreiche Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit bei der Baumwollernte. Die Aufhebung des Boykotts lässt erwarten, dass viele ausländische Hersteller Markentextilien und -bekleidung in dem zentralasiatischen Land produzieren werden.
2. Usbekistan ist seit April 2021 Mitglied im Allgemeinen Präferenzsystem (APS+) der Europäischen Union (EU). Damit kommen Produkte mit usbekischem Warenursprung bei der Einfuhr in EU-Länder in den Genuss von Präferenzzöllen. Das System kurbelt den Textil- und Bekleidungsexport in die EU ebenso an wie Investitionen in den Industriezweig. Nach offiziellen Angaben lieferte Usbekistan 2021 Textilerzeugnisse für gut 130 Millionen US-Dollar (US$) in EU-Länder (2020: 70 Millionen). Diese Exporte könnten bis 2025/2026 die Marke von 1 Milliarde US$ erklimmen, so Marktkenner.

Reale Produktionszuwächse im zweistelligen Bereich  

Der Ausstoß in der Branche stieg 2021 gegenüber 2019 um die Hälfte auf 6,1 Milliarden US$. Der reale Zuwachs betrug 2019 bis 2021 durchschnittlich 11,7 Prozent pro Jahr. Bei der Produktion ist aber noch Luft nach oben. Auch das Potenzial beim Errichten von leistungsfähigen Wertschöpfungsketten ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Usbekistan verfügt über ein jährliches Aufkommen von 3,1 Millionen Tonnen hochwertiger Rohbaumwolle und 20.600 Tonnen Kokons (jeweils Durchschnitt für 2019 bis 2021), günstige Produktionskosten, viele verfügbare und motivierte Arbeitskräfte und langjährige Produktionserfahrung. Marktbeobachter erwarten für die Branche weiterhin zweistellige Wachstumsraten.

Jährliche Investitionen übersteigen 1 Milliarde US-Dollar 

Die jährlichen Bruttoanlageinvestitionen in die Erneuerung und den Ausbau der Kapazitäten bleiben auch künftig auf einem hohen Niveau. Das Gros der Projekte entfällt auf die Herstellung von Baumwollgarn. Es folgen die Fertigung von Baumwoll-, Misch- und gewirkten Stoffen, Bekleidung und Trikotagen, Frottee- und Strumpfwaren sowie Tisch- und Bettwäsche.  

Allein die Betriebe der Industriezweigvereinigung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Oʻztoʻqimachiliksanoat uyushmasi (Uztextilprom) wollen 2022 etwa 800 Millionen US$ investieren. Neben bereits laufenden Projekten soll das Geld auch in neue Vorhaben fließen. Die geplanten Ausbauvorhaben in den mehr als 120 Baumwoll-Textil-Clustern und anderen Betrieben des Industriezweigs für den Zeitraum bis 2026 werden gegenwärtig aktualisiert. Der Staat unterstützt den Ausbau der Produktion und Exporte mit vielfältigen Förderangeboten.

Erste usbekische Textil- und Bekleidungshersteller expandieren in die Nachbarländer Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan. Hierzu zählen der Trikotagenhersteller Nil-Granit  (Handelsmarke SAMO) sowie die Baumwollgarnproduzenten Astera und Paxtakor Gold Textile.  

Zudem kündigte das Management von Uztextilprom Investitionsprogramme für Labore der Qualitätskontrolle, ökologische Projekte, Digitalisierung der Produktion und Ökoprodukte an.

Ausländische Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen, Zubehör und Komplettierungsteilen sind die Profiteure des regen Investitionsgeschehens. Usbekistan ist für Textil- und Bekleidungstechnik ein ausgesprochen attraktiver Importmarkt.

Auslandsnachfrage ist und bleibt der Wachstumstreiber 

Hauptmotor der Ausbauaktivitäten ist das florierende Exportgeschäft. Im Jahr 2021 stiegen die Ausfuhren gegenüber 2020 um die Hälfte auf gut 3 Milliarden US$. Im Jahr 2022 sollen die Exporte zwischen 3,8 Milliarden und 4,3 Milliarden US$ betragen. Für 2025 sind gar bis zu 7 Milliarden US$ avisiert.

Die Umsetzung der Exportstrategie ist eng mit zunehmenden Aktivitäten der Unternehmen beim Erwerb von international anerkannten Nachweisen verknüpft. Diese stellen sicher, dass ökologische und soziale Standards in der gesamten Produktionskette eingehalten werden.

Uztextilprom ist Hauptansprechpartner für Investoren

Zu Jahresbeginn 2022 gab es im Industriezweig gut 7.000 aktive Unternehmen. Unter dem Dach der Branchenvereinigung Uztextilprom sind rund 2.000 Betriebe tätig, darunter etwa 200 Joint Ventures. 

Die Mitglieder der Vereinigung stehen für einen Großteil des Branchenausstoßes. Im Jahr 2021 verzeichneten sie einen kräftigen Produktionszuwachs gegenüber dem Vorjahr :

• 747.000 Tonnen Garn (+18,6 Prozent),
• 510 Millionen Quadratmeter Webstoffe (+25,6 Prozent),
• 175.000 Tonnen gewirkte Stoffe (+46,3 Prozent),
• 175 Millionen Stück Trikotagen (+15,9 Prozent),
• Näherzeugnisse für 53,7 Millionen US$ (+35,9 Prozent).

Uztextilprom nimmt als Nachfolger eines früheren Ministeriums immer noch bestimmte Aufgaben einer Behörde wahr. Wichtige Ansprechpartner für regionale Branchenprojekte sind die Verwaltungen der Provinzen, der Autonomen Republik Karakalpakstan und der Hauptstadt Taschkent (Kontaktadressen unter www.gov.uz).

Die Online-Plattform Uzbtextile unterstützt lokale und ausländische Unternehmen bei der Akquise von Lieferanten und Geschäftspartnern in Usbekistan.