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Branchenbericht | Usbekistan | Städtebau
Die Projektstudie für die erste intelligente Stadt Usbekistans steht vor dem Abschluss. Der Bauentwickler setzt auf ein reges Interesse ausländischer Investoren.
07.02.2021
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die usbekische Regierung will die Urbanisierung des Landes beschleunigen. Der Plan sieht vor, sieben große und zwölf kleinere Städte zu modernen, urbanen Zentren auszubauen.
Die usbekische Regierung hat im Frühjahr 2018 beschlossen, die Gebietsverwaltung aus der Hauptstadt Taschkent in das südlich der Landesmetropole gelegene To´ytepa zu verlegen und die Stadt in Nurafshon umzubenennen. Dort soll eine digital vernetzte Stadt auf einer Gesamtfläche von 2.833 Hektar errichtet werden.
Neben Verwaltungs- und Wohnbauten, Schulen, Sporteinrichtungen und Krankenhäusern, soll auch eine moderne Geschäftsinfrastruktur entstehen. Außerdem ist eine Flaniermeile an einem künstlich angelegten Kanal im Gespräch. Der Fokus liegt auf einer hohen Effizienz bei der Energie- und Wasserversorgung, beim Transport sowie bei den städtischen Dienstleistungen.
Der Bau erster Gebäude hat bereits begonnen, denn die Nachfrage nach Büro- und Wohnflächen ist groß. Allein die Provinzverwaltung und andere öffentliche Einrichtungen zählen 4.700 Personen, hinzu kommen 18.000 Familienangehörige. Zu Jahresbeginn 2021 lebten in der Stadt knapp 50.000 Menschen. In wenigen Jahren soll sich Nurafshon zu einer attraktiven Satellitenstadt der Landesmetropole Taschkent entwickeln.
Projektentwickler für die Smart City ist das Unternehmen Universal Success Enterprises (USE) Pte. Ltd. aus Singapur. Das Vorhaben wird von der Verwaltung der Provinz Taschkent aktiv unterstützt. Die Machbarkeitsstudie befindet sich in der Abschlussphase. Mit einer Bekanntgabe der Ergebnisse ist Anfang April 2021 zu rechnen.
USE ist offen für eine Kooperation und will für die Finanzierung ausländische Investoren (Unternehmen und/oder Banken) gewinnen. Denkbar sei auch ein Konsortium unter Beteiligung ausländischer Partner. Über die Höhe des Projektwerts will der Bauentwickler nach Abschluss der Studie informieren.
Das Unternehmen hatte im November 2018 mit der usbekischen Regierung ein Memorandum über den Bau einer Smart-City vereinbart. Darin hatte USE sich zu Investitionen von 2,5 Milliarden US-Dollar in der Provinz Taschkent bekannt. Der Betrag ist für das Projekt jedoch deutlich zu hoch angesetzt.
Nach Angaben der Provinzverwaltung haben Unternehmen aus Südkorea, der Türkei und China ihr Interesse an einer Beteiligung bekundet und Vorschläge für Bauvorhaben unterbreitet. Der potenzielle südkoreanische Partner will Wohnhäuser mit sieben Etagen für 20.000 Einwohner errichten. Ein türkischer Investor hat Pläne für den Bau von neun bis zwölfstöckigen Gebäuden, die 26.000 Menschen Platz bieten können. Ein chinesisches Staatsunternehmen möchte gar 22 Stockwerke hoch bauen. In den Häusern sollen bis zu 46.000 Einwohner ihr neues Heim finden.
Das Antlitz der Stadt Nurafshon hat sich in den letzten drei Jahren bereits deutlich verändert. Mehr als 200 baufällige Gebäude im Stadtzentrum wurden abgerissen und schrittweise durch Neubauten ersetzt. Viele Häuser und soziale Einrichtungen sowie die Versorgungsinfrastruktur (Gas, Strom, Wasser, Straßen) wurden modernisiert oder zumindest instandgesetzt. Allein im Jahr 2020 sind etwa 70 Millionen US-Dollar in Investitionsprojekte der Stadt geflossen. Im Frühjahr 2020 traf die Regierung eine weitere wichtige Entscheidung für die künftige Entwicklung der Stadt: Nurafshon soll mit einer 22 Kilometer langen Linie direkt an das hauptstädtische Metronetz angeschlossen werden.
Auch die Verwaltung der Provinz Namangan will ein Pilotprojekt auf den Weg bringen. In der gleichnamigen Provinzhauptstadt soll im Stadtteil Davlatabod auf einer Fläche von 3.686 Hektar ein modernes, vernetztes Stadtviertel entstehen. Die infrastrukturelle Erschließung des Gebietes hat bereits begonnen.
Nach Angaben der usbekischen Regierung will das südkoreanische Unternehmen Dongil Construction 100 Millionen US-Dollar in Davlatabod investieren. Gegenwärtig werden die Rahmendaten für das geplante Engagement mit dem Ministerium für Investitionen und Außenhandel der Republik Usbekistan und der Provinzverwaltung Namangan abgestimmt.
Usbekische Regierung will Urbanisierung beschleunigen |
Die usbekische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Urbanisierungsgrad bis 2030 auf 60 Prozent zu steigern. Der Anteil der Stadtbewohner an der Bevölkerung Usbekistans sinkt oder stagniert seit Jahren - entgegen dem globalen Trend. Zum 1. Januar 2021 lebten von den 34,6 Millionen Einwohnern nur etwa die Hälfte in Städten (50,6 Prozent, zum Vergleich 2009/2010: 51,7 Prozent). Der reale Urbanisierungsgrad ist mit geschätzten 36 bis 38 Prozent sogar noch geringer. Grund hierfür: Viele Siedlungen städtischen Typs sind stark ländlich geprägt. Das will die Regierung mit dem Ausbau kleinerer Städte zu modernen, urbanen Zentren ändern. |