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Wirtschaftsumfeld | Zentralasien | Logistik
Die zentralasiatischen GUS-Republiken errichten an ihren Grenzen logistische Kapazitäten. Die Initiative ist Ausdruck einer neuen Phase in der regionalen Wirtschaftskooperation.
06.12.2021
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die Länder Zentralasiens betrachten ihre Grenzen zunehmend weniger als Barrieren und vermehrt als Chance für eine dynamischere Wirtschaftsentwicklung durch mehr regionale Kooperation. Vor allem Usbekistan treibt regionale Projekte für grenznahe Logistikzentren voran, nachdem eine umfassende Reform für Liberalisierung und Marktöffnung im Jahr 2017 den Grundstein für die Neuausrichtung der Beziehungen zu den Nachbarländern gelegt hat.
Das mit 36 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land der Region kommt damit auch einer Forderung ausländischer Firmen nach. Für diese ist das im Herzen Zentralasiens gelegene Usbekistan das Sprungbrett für die Belieferung der gesamten Region mit ihren 75 Millionen Einwohnern. Unter Einschluss des Nachbarn Afghanistan hat dieser Markt eine Größe von etwa 108 Millionen Menschen.
Der Auf- und Ausbau grenznaher Logistikparks ist in den nationalen Programmen für das Transport- und Logistikgewerbe verankert. Auch die weitere Liberalisierung und Marktöffnung in der Transportwirtschaft schaffen günstige Bedingungen für die Grenzlogistik.
In Usbekistan sollen ab 2022 erste private Betreiber mit eigenen Güterwagen und Containern das staatliche Monopol im Schienenverkehr aufbrechen. Importe von Lkw und Anhängern sind bis Ende 2024 von Zöllen und anderen Einfuhrabgaben befreit. Im August 2021 wurde die Pflichtzertifizierung für Fahrzeuge abgeschafft, die aus der Europäischen Union importiert werden und mindestens die Euro-5-Abgasnorm erfüllen.
Der Aufbau der Logistikzentren geht einher mit der Errichtung lokaler Fertigungsstätten für das produzierende Gewerbe (mit besonderem Fokus auf die Ernährungswirtschaft). Diese stark exportorientierten Standorte werden außerdem durch Einrichtungen für die Warenkommissionierung ergänzt. Dadurch soll der grenzüberschreitende regionale Handel gefördert werden.
In allen Ländern der Region gibt es Pläne für den Ausbau und die Errichtung von grenznahen Logistikzentren. Zu den laufenden und geplanten Projekten gehören unter anderem:
Die Regierungen aller fünf Länder erwarten eine deutliche Ausweitung der gegenseitigen Handelsströme. Allein der Außenhandel zwischen Kasachstan und Usbekistans soll mittelfristig von 3,8 Milliarden US-Dollar (Prognose für 2021) auf jährlich 10 Milliarden US-Dollar (US$) steigen. Für den Warenhandel zwischen Usbekistan und Turkmenistan ist eine Verdoppelung auf 1 Milliarde US$ avisiert. Insgesamt dürfte der Handel Usbekistans mit den GUS-Nachbarn 2021 rund 6 Milliarden US$ erreichen, gegenüber knapp 3 Milliarden US$ im letzten Jahr vor den Reformen (2016).
2018 | 2019 | 2020 | 2021 1) | Veränderung 2021/2020 2) | |
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Export | 2.522 | 3.150 | 2.977 | 2.664 | 11,6 |
Kasachstan | 1.352 | 1.393 | 908 | 952 | 30,4 |
Kirgisistan | 270 | 670 | 760 | 643 | 3,4 |
Afghanistan | 603 | 617 | 778 | 522 | -15,5 |
Tadschikistan | 237 | 326 | 405 | 395 | 25,8 |
Turkmenistan | 60 | 144 | 126 | 152 | 38,2 |
Import | 2.089 | 2.659 | 2.746 | 2.829 | 35,3 |
Kasachstan | 1.567 | 1.942 | 2.097 | 2.211 | 39,3 |
Turkmenistan | 243 | 410 | 412 | 404 | 29,5 |
Kirgisistan | 133 | 151 | 147 | 130 | 14,4 |
Tadschikistan | 153 | 153 | 88 | 81 | 6,6 |
Afghanistan | 2 | 3 | 2 | 3 | 50,0 |
Um einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu schaffen, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatten die Staatsgrenzen über viele Jahre hinweg überwiegend eine Barrierefunktion. Grenzstreitigkeiten, interethnische Konflikte in Grenzregionen, ein übertriebener Protektionismus und ungelöste Probleme bei der regionalen Wasserverteilung führten zu einem nahezu gänzlichen Abbruch der Wirtschaftskontakte von Usbekistan zu den Nachbarn Tadschikistan und Kirgisistan. Auch das Verhältnis zu Kasachstan und Turkmenistan war von Rückschlägen gezeichnet.
Weitere Hürden bilden die Zugehörigkeit der Länder zu unterschiedlichen wirtschaftlichen Zusammenschlüssen, eine fehlende gemeinsame Entwicklungsstrategie und weiterhin bestehende Handelsbarrieren, die dem proklamierten Ziel eines gemeinsamen Wirtschaftsraums entgegenwirken.
Zu diesen Barrieren zählen beispielsweise hohe Kosten und oft aufwändige Verfahren für den Erhalt von Zertifikaten von den Akkreditierungsstellen. Mitunter ist mit einer Nichtanerkennung von Zertifikaten durch die Partnerländer und langwierigen Zollverfahren zu rechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) realisiert noch bis Ende 2022 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) ein Projekt zur Erleichterung des grenzüberschreitenden Handels in Zentralasien.
Bezeichnung |
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