Mehr zu:
UsbekistanRegionalstruktur / Investitionsklima
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Wirtschaftsumfeld | Usbekistan | Regionalstruktur
Samarkand ist mehr als nur eine Märchenstadt aus Tausendundeiner Nacht. Geplante Investitionsprojekte in der Stadt und ihrem Umland bieten interessante Geschäftschancen.
02.12.2020
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Samarkand ist für seine islamischen Architekturdenkmäler und seine Geschichten aus Tausendundeiner Nacht weltbekannt. Die Stadt und Provinz entwickeln sich aber auch immer mehr zu einem gefragten Wirtschaftsstandort für die ausländische Geschäftswelt. Die Region punktet mit demografischen und wirtschaftlichen Standortvorzügen.
Die Region ist mit ihren 3,9 Millionen Einwohnern (1. Juli 2020) das mit Abstand bevölkerungsreichste Verwaltungsgebiet der zentralasiatischen Republik. Die lokale Hauptstadt Samarkand, die zweitgrößte Stadt Usbekistans, zählt offiziell 550.000 und inoffiziell mehr als 600.000 Einwohner. Der langfristige Stadtentwicklungsplan rechnet bis 2040 mit einer realistischen Verdoppelung der Einwohnerzahl auf 1,1 Millionen Menschen.
Die Region verfügt über beträchtliche, bislang aber nur zu einem Bruchteil genutzte wirtschaftliche Ressourcen, eine große Verfügbarkeit an Gewerbeflächen und ein beachtliches Potenzial an jungen und motivierten Arbeitskräften. Den noch bestehenden großen Defiziten im Ausbildungsniveau begegnen der Staat und die Region mit Investitionen in Bildungseinrichtungen.
Die lokale Metropole und der Tourismusmagnet Usbekistans, die Stadt Samarkand, ist dabei, sich langfristig neu aufzustellen. Behörden und produzierende Unternehmen wollen die lokalen Planer schrittweise aus dem Stadtzentrum an den Stadtrand oder stadtnahe Gebiete verlagern. Angekündigt ist die Erweiterung des Stadtgebiets um die Landkreise Pastdarg'om, Nurobod und Samarkand.
Hier und ebenso in anderen Stadtteilen sollen moderne Wohnviertel und Satellitenstädte entstehen. Gegenwärtig kann die Stadt den wachsenden Bedarf an Wohnraum nicht decken. Durch den kräftig zunehmenden Zuzug, darunter vor allem junger Menschen aus ländlichen Regionen, spitzt das sich das Wohnungsproblem in der lokalen Metropole immer mehr zu.
Das Stadtzentrum und sein Umland sollen schrittweise zu einer attraktiven touristischen Hochburg mit Herbergen, Verpflegungs-, Kultur-, Freizeit- und Handelseinrichtungen sowie Parks ausgebaut werden. Das Gastgewerbe Horeca (Hotel/Restaurant/Catering) gilt - ungeachtet der gegenwärtigen Coronakrise - als der bedeutendste Wirtschaftszweig in der Stadt.
In den ersten acht Monaten 2020 wurden in der Provinz 34 Hotels und andere Herbergen mit 1.600 Betten eröffnet, die meisten davon in der Stadt Samarkand. Zwei Dutzend Hoteleinrichtungen befinden sich im Bau oder in einer fortgeschrittenen Planung. Allein acht Drei-Sterne- bis Fünf-Sterne-Hotels entstehen in einem neuen Tourismuszentrum in der Stadt Samarkand.
Die Region Samarkand steht für jeweils ein Zehntel der Leichtindustrie (Textilien, Bekleidung. Schuhe/Leder) und der Ernährungswirtschaft Usbekistans. Diese Sektoren werden auch künftig die meisten Investitionen in der verarbeitenden Industrie der Provinz anziehen. Zahlreiche noch nicht oder bisher wenig genutzte Vorkommen an Baustein (Granit, Marmor und Travertin) und Ausgangsstoffen für Produktion von Zement, Ziegeln, Fliesen und anderen Erzeugnissen bieten eine solide Basis für den Ausbau der Baustoffbranche.
Nach Angaben der Gebietsverwaltung gibt es aktuell 57 Projekte für die Errichtung von 42 Industrieclustern. In den Landkreisen Bulung'ur, Ishtixon, Jomboy, Oqdaryo, Payariq und Samarkand sowie in der Stadt Samarkand sollen 16 Cluster für die Lebensmittelindustrie mit Fokus auf die Obst-, Gemüse- und Weinverarbeitung entstehen. Die Errichtung von weiteren Textilclustern für die Herstellung von Erzeugnissen mit einer hohen Wertschöpfung ist in den Landkreisen Narpay, Oqdaryo, Pastdarg'om, Paxtachi und Urgut sowie in der Stadt Samarkand geplant.
Die Projektliste in der Leder- und Schuhindustrie umfasst 13 Einzelvorhaben sowie den Aufbau eines größeren Clusters für die Produktion von Leder und Ledererzeugnissen. Clusterinitiativen gibt es auch in den Sektoren Baustoff- und elektrotechnische Industrie.
Projekt | Projektwert (in Mio. US$) | Geplante Realisierung | Investor oder Auftraggeber |
---|---|---|---|
Solarkraftwerk (100 MW), Turtli (Landkreis Nurobod) | 110 | Ende 2021 bis Ende 2022 | Total Eren/Turly Solar MCHJ (Frankreich) |
Agrocluster (Gewächshäuser, Produktion von Fleisch und Milch, Logistikzentrum), Landkreis Paxtachi | 70 | 2021 bis 2023 | |
Handelszentrum Ko'k-Saroy Auto Mall (2.200 Geschäfte), Stadt Samarkand | 65 | Herbst 2020 bis Mitte 2022 | |
Ausweitung der Golderzförderung, Lagerstätte Karakutan, Landkreis Paxtachi | 55 | 2022 bis 2025 | |
Cluster für die Verarbeitung fester Haushaltsabfälle, Landkreis Jomboy | 35 | 2021 bis 2022/2023 | Samdong Re Jomboy MCHJ/Samdong ENT Co, Ltd. (Südkorea) |
Smartes Stadtviertel Humo Smart City, Samarkand (25 Wohnhäuser mit 1.154 Wohnungen, 120-Betten-Hotel, medizinisches Zentrum, Handels- und Freizeitobjekte) | k.A. | 2020 bis 2022 | |
Produktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger, Landkreis Nurobod | 32 | Projekt in Vorbereitung | Schelkovo Agrohim (Russland) |
Modernisierung der zentralen Wärmeversorgung in der Stadt Samarkand | 30 | 2021 bis 2025 | O'zbekiston Respublikasi Uy-joy kommunal xizmat ko'rsatish vazirligi (Ministerium für Kommunalwirtschaft) |
Ausbau der Produktion von Marmor (3.500 cbm/Jahr), Samarkand | 25 | 2021 bis 2022 | Samarqand Marmor MJ |
Modernisierung der Wasserkraftwerkskaskade Samarkand - Kraftwerk 1B (Erneuerung/Ausbau der Kapazität auf 3,1 MW), Landkreis Pastdarg'om | 16 | 2021 bis 2023 |
Von besonders günstigen steuerlichen und anderen Investitionsbedingungen können Unternehmen profitieren, die sich in der freien Wirtschaftszone Urgut ansiedeln. Die 2017 gegründete Zone umfasst eine Gesamtfläche von 918 Hektar und erstreckt sich über Gewerbegebiete in den Landkreisen Urgut, Pastdarg'om und Nurobod sowie in der Stadt Samarkand (102 Hektar). Die öffentliche Hand investiert erhebliche Mittel sowohl in die weitere infrastrukturelle Erschließung des Industriegebietes als auch ihres Umlands.
Nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Außenhandel Usbekistans wurden in der Freizone bis zum 1. Oktober 2020 rund 50 Projekte realisiert. Vom investierten Kapital in Höhe von 270 Millionen US-Dollar (US$) entfallen 52 Millionen US$ auf ausländische Direktinvestitionen. Die in der Zone ansässigen Betriebe produzierten in den ersten zehn Monaten 2020 Waren für 76 Millionen US$ und exportieren Erzeugnisse für 17 Millionen US$.
Zu den Hauptinvestoren zählen die Unternehmen Sam Elektro Servis (Gasherde und Elektroöfen), Ideal Laser Tex (Frottee- und Velourshandtücher), Yasham Erkaplan Carpet (Teppichwaren aus Polypropylenfasern) und Sam Negin (Vlieseline, Sintepon, Lärmschutzsmaterialien und PE-Blasfolien). Ferner produzieren die Firmen Gummi- und Lederschuhe, Nahrungsgüter, Pharmazeutika und Baustoffe. Die Investitionen in weitere Fabriken, die sich Bau befinden oder vor dem Baustart stehen, betragen etwa 180 Millionen US$.
Hauptansprechpartner für alle laufenden und geplanten regionalen Projekte sind das Ministerium für Investitionen und Außenhandel Usbekistans und die Provinzverwaltung Samarkand.