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Deutsche Wettbewerbsposition | Usbekistan

Tiefgreifende Reformen sorgen für mehr Handel und Investitionen

Usbekistan hat seinen Markt seit 2017 umfassend geöffnet. China und Russland buhlen um den ersten Rang als Wirtschaftspartner. Auch deutsche Technik ist zunehmend gefragt.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistan ist mit 36 Millionen Einwohnern der mit Abstand bevölkerungsreichste Staat in Zentralasien. Die Bevölkerung wächst alljährlich um mehr als 700.000 Menschen. Im Schnitt ist sie gerade einmal 29 Jahre alt. Das Land ist damit der größte und sich am dynamischsten entwickelnde Verbrauchermarkt der Region.

Hinzu kommt die Lage im Herzen Zentralasiens und die von Jahr zu Jahr sichtlich zunehmende regionale Kooperation. Das macht Usbekistan zum Sprungbrett für die wirtschaftliche Erschließung der benachbarten zentralasiatischen Republiken einschließlich Afghanistans.

Deutsche Unternehmen entdecken usbekischen Markt

Mehr als zwei Jahrzehnte galt Usbekistan als Hort ungenutzter wirtschaftlicher Entwicklungspotenziale. Es war geprägt von ausbleibenden Reformen und Abschottung. Doch seit 2017 wandelt sich das Land in einem atemberaubenden Tempo zu einem perspektivreichen Standort für Handel, Kooperation und Investitionen. Der Präsident Schawkat Mirsijojew und seine Regierung nahmen Kurs auf eine umfassende wirtschaftliche Liberalisierung, Öffnung und Modernisierung. Ein „Zurück zu alten Zeiten“ ist nicht mehr vorstellbar.

Die bisher erreichten Reformerfolge und der feste Wille zur Fortsetzung der Reformagenda finden ihren Widerhall in einem wachsenden Interesse ausländischer Firmen am usbekischen Markt. Deutschland ist Usbekistans Hauptwirtschaftspartner unter allen Ländern der Europäischen Union. Dies gilt sowohl für den Handel, als auch für die Beteiligung an Investitionsprojekten in sämtlichen Wirtschaftssektoren.  

Das Potenzial der bilateralen Wirtschaftskooperation ist noch lange nicht ausgereizt. In allen Branchen besteht ein großer Erneuerungs- und Ausbaubedarf, ebenso in der Verkehrswege-, Versorgungs- und sozialen Infrastruktur. Das verspricht noch auf Jahrzehnte hinaus eine Fülle von Geschäftschancen.

Usbekistan auf einen Blick

Usbekistan importierte 2022 laut vorläufigen Angaben des Staatlichen Statistikkomitees Waren und Dienstleistungen im Wert von 30,7 Milliarden US-Dollar (US$). Mit einem Einfuhrvolumen von knapp 1,1 Milliarden US$ und einem Anteil von 3,5 Prozent am usbekischen Gesamtimport belegte Deutschland unter allen Einfuhrländern Rang 6. In der vom Statistischen Bundesamt (Destatis) für das Jahr 2022 veröffentlichen Rangfolge der deutschen Exportmärkte nimmt Usbekistan Platz 66 unter 239 Ländern einschließlich Inselstaaten ein.


Usbekistan exportierte 2022 Waren und Dienstleistungen im Wert von 19,3 Milliarden US$. Davon gingen laut Staatlichem Statistikkomitee nur bescheidene 0,6 Prozent nach Deutschland. In der Aufstellung von Destatis über die ausländischen Beschaffungsmärkte Deutschlands im Jahr 2022 liegt Usbekistan auf Rang 119 unter allen 239 Ländern einschließlich Inselstaaten.


Zum 1. Januar 2023 waren in Usbekistan rund 220 aktive Unternehmen mit einer hundertprozentigen oder teilweisen deutschen Kapitalbeteiligung registriert. Im Jahr 2022 wurden 39 neue Firmen mit deutschem Kapital gegründet.

Liberalisierung treibt Wettbewerb an

Das Liberalisierungsprogramm der usbekischen Regierung hat folgende Schwerpunkte:

  • Deregulierung und Entbürokratisierung der Wirtschaft,
  • Öffnung vieler Sektoren für den Privatsektor,
  • schrittweise Abschaffung staatlicher Monopolstrukturen,
  • beschleunigte Implementierung des Models der öffentlich-privaten Partnerschaft in Infrastrukturprojekte aller Art.

Die Reformen sorgen für zunehmenden Wettbewerb unter den im Land tätigen Unternehmen. Auch neuen in- und ausländischen Akteuren wird der Markteintritt erleichtert.

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Wertschätzung für Produkte „Made in Germany“ ungebrochen

Deutsche Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen, Elektromaschinen und -geräten, Mess- und Regeltechnik sowie Transportmitteln sind in Usbekistan schon gut aufgestellt. Die usbekischen Unternehmen schätzen deren komplette Leistungspakete von der Planung bis zur Ausführung, ihre hohe Zuverlässigkeit und Termintreue im Lieferprozess sowie deren schnellen und qualitativ hochwertigen Kundenservice. Produkte und Dienstleistungen „Made in Germany“ genießen in Usbekistan eine ungebrochen hohe Wertschätzung.

Deutsche Investitionsgüter sind gefragt

Deutsche Lieferanten nehmen in der von der usbekischen Statistik zusammengefassten Warengruppe Maschinen und Ausrüstungen aller Art sowie Transportmittel einen traditionell vorderen Rang ein. Im Jahr 2022 belegten sie Rang drei nach Anbietern aus China und der Türkei (ohne Berücksichtigung von Kfz-Zulieferungen aus Korea für den Bedarf des usbekischen PKW-Montagewerks in Asaka/Andischan).

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Die deutschen Lieferungen in der genannten Warengruppe haben sich 2022 im Vergleich zu 2021 von 339 Millionen US$ auf 693 Millionen US$ mehr als verdoppelt, so die usbekische Statistikbehörde. Ihr Anteil am Gesamtimport solcher Waren (2022: knapp 9,7 Milliarden US$) stieg gegenüber 2021 um 3,1 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent.

Der mit Abstand größte Lieferant von Maschinen und Ausrüstungen aller Art sowie Transportmitteln ist und bleibt China. Das Land kam 2022 mit einem Liefervolumen von rund 3,6 Milliarden auf einen entsprechenden Importanteil von 37,8 Prozent (2021: 33,0 Prozent). Es folgen Korea (1,2 Milliarden US$; hauptsächlich Lieferungen für das PKW-Montagewerk in Asaka/Andischan), die Türkei (727 Millionen US$) und Russland (626 Millionen US$). Die russischen Lieferungen sind 2022 gegenüber 2021 (894 Millionen US$) um gut 30 Prozent geschrumpft.

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2018

2019

2020

2021

2022

Maschinen 2)

1

China

32,2

35,9

32,3

35,5

41,4

2

Türkei

11,0

9,2

9,2

17,4

12,2

3

Russland

8,0

6,8

10,0

9,5

7,4

5

Deutschland

7,5

8,5

8,0

5,9

4,9

Chemische Erzeugnisse 3)

1

China

21,1

20,8

16,9

20,7

19,4

2

Russland

14,9

14,6

15,6

15,9

15,7

3

Türkei

7,6

7,8

8,4

8,2

8,7

6

Deutschland

3,8

3,5

3,4

4,0

3,9

Kfz und -Teile 4)

1

Korea

52,1

42,1

48,4

40,1

44,0

2

China

9,3

20,8

17,7

19,4

24,7

3

Kasachstan

0,1

0,7

5,5

5,8

8,4

8

Deutschland

3,6

4,2

2,0

2,5

1,9

1 Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Usb.; 2 SITC-Gruppen 71 bis 74; 3 SITC-Gruppe 5; 4 SITC-Gruppe 87; Für die Jahre vor 2017 liegen keine verlässlichen Außenhandelsdaten zu Usbekistan vor. Quelle: UN Comtrade 2023

China ist wichtigster Investor

Aber auch Chinas Position als Hauptinvestor spielt eine Rolle. Wo chinesische Unternehmen investieren und bauen, kommt meistens auch chinesische Ausrüstung zum Einsatz. In den Jahren 2017 bis 2022 summierten sich die nach Usbekistan geflossenen chinesischen Investitionen und Kredite auf ein Volumen von knapp 12 Milliarden US$.

Der jährliche Kapitalzufluss aus China soll steigen: von durchschnittlich 2 Milliarden US$ pro Jahr auf bis zu 5 Milliarden US$ in den Jahren bis 2025. So heißt es in der Strategie für die Entwicklung des Neuen Usbekistans für den Zeitraum 2022 bis 2026. Russland und die Türkei belegen die Plätze 2 und 3 unter den Investoren und Kreditgebern (2021/2022: im Schnitt 2,1 Milliarden US$ und 1,1 Milliarden US$ pro Jahr). Deutschland folgt auf Rang vier (2021/2022: 0,7 Milliarden US$ pro Jahr).

Usbekistans bietet sich als Beschaffungsmarkt an

Der Warenexport Usbekistans ist trotz der an Dynamik zunehmenden Diversifizierung der Wirtschaft noch begrenzt. Gold und Nichteisen-Metalle standen 2021 und 2022 für im Schnitt 38 Prozent der wertmäßigen Ausfuhren. Doch es gibt klare Signale für eine Abkehr von der Rohstofflast der Exporte.

Usbekistan investiert viel Geld in stark exportorientierte Branchen wie:

  • Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Schuhindustrie,
  • Produktion und Verarbeitung von Obst und Gemüse,
  • Veredelung von Erdgas zu Olefinen und synthetischen Kraftstoffen,
  • Herstellung von Kupferprodukten mit einer hohen Wertschöpfung.

Durch die Aufnahme Usbekistans in das europäische einseitige Zollpräferenzsystem (GSP+) im Jahr 2021 kann das Land viele seiner Produkte zollfrei in die EU exportieren.

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