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VAE setzen auf neue Projekte zur Wassergewinnung

Die Vereinigten Arabischen Emirate investieren Milliarden in den Ausbau von Anlagen zur Meerwasserentsalzung. Dabei ergeben sich Chancen für deutsche Unternehmen.

Von Heena Nazir | Dubai

In der Föderation am Persischen Golf haben Meerwasserentsalzungsanlagen an der Trinkwasserversorgung einen Anteil von 98 Prozent. Ihre Kapazitäten sind derzeit ausreichend. Die letzten verfügbaren offiziellen Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2020. Die jährliche Trinkwasserproduktion lag 2020 recht stabil bei 2 Milliarden Kubikmeter, dies entspricht einem Tagesdurchschnitt von rund 5,5 Millionen Kubikmeter. Zugleich betrug die Tageskapazität der vier in den Emiraten operierenden Versorgungsunternehmen rund 7,6 Millionen Kubikmeter.

Die für das Emirat Abu Dhabi zuständige Emirates Water and Electricity Company (EWEC) verfügte im Jahr 2020 über eine Tageskapazität von 4,1 Millionen Kubikmeter, die Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) über 2,3 Millionen Kubikmeter, die Sharjah Electricity & Water and Gas Authority (SEWA) über 0,5 Millionen Kubikmeter und die für die nördlichen Emirate Ajman, Ras Al Khaimah, Fujairah und Umm Al Quwain verantwortliche Federal Electricity and Water Authority (FEWA) über 0,4 Millionen Kubikmeter.

Umkehrosmoseanlagen liegen im Trend

Die Abhängigkeit von Meerwasserentsalzungsanlagen ist groß. Auf der arabischen Halbinsel gibt es kaum Grundwasservorkommen. Im Emirat Dubai regnet es durchschnittlich nur an sieben Tagen pro Jahr. Der Klimawandel verschlechtert die Situation weiter und Niederschläge treten unregelmäßiger auf.

In den nächsten Jahrzehnten wird sich die Wasserknappheit in der Region noch verschärfen. Die Meerwasserentsalzung sei daher "das technologische Schicksal" der Region, sagt Hussein Amery, Nahostforscher und Experte für Ressourcen an der Bergbauuniversität Colorado, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Dies liege am steigenden Wasserverbrauch in dem arabischen Land.

Die Bevölkerung wächst schnell. Dazu kommt ein luxuriöser Lebenswandel. Dementsprechend muss auch künftig in den Ausbau von Meerwasserentsalzungsanlagen investiert werden. Derzeit wird in den meisten Entsalzungsanlagen im Wüstenstaat die energieintensive mehrstufige Flash-Destillation-Methode (MFS) verwendet. Bis zum Jahr 2050 soll das Verfahren zu 40 Prozent auf Umkehrosmose (Reverse Osmosis; RO) umgestellt werden, sodass nur ein Sechstel der Energie benötigt wird, die eine MFS-Anlage verbraucht. 

Milliardeninvestitionen in Abu Dhabi erwartet

Abu Dhabis EWEC bezieht das Trinkwasser aus zwölf unabhängigen Wasseraufbereitungsanlagen (Independent Water and Power Plants; IWPP), an denen private Investoren eine Minderheitsbeteiligung halten.

In der Hauptstadt sollen bis 2026 insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau weiterer Meerwasserentsalzungsanlagen investiert werden. Mit 950 Millionen US$ gehört der Bau einer Anlage mit einer Tageskapazität von 1,4 Millionen Kubikmeter zum größten Projekt. Weiterhin plant EWEC die Errichtung einer Meerwasser-Umkehrosmose-Entsalzungsanlage für 400 Millionen US$ in Al Mirfa.

Erstes PPP-Projekt soll in Dubai starten

In Dubai wurden die Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen von 2008 bis 2012 um fast zwei Drittel auf 2,3 Millionen Kubikmeter pro Tag erhöht. Seitdem gab es keine Erweiterung mehr. Im Jahr 2018 begann DEWA in Jebel Ali mit dem Bau einer RO-Anlage für 50 Millionen US$. Das Projekt mit einer Tageskapazität von 0,18 Millionen Kubikmeter soll noch 2022 fertiggestellt werden.

Weiterhin beabsichtigt DEWA, auf dem Gelände des im Bau befindlichen ersten Kohlekraftwerks (Hassyan) der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) eine RO-Anlage mit einer Tageskapazität von 0,5 Millionen Kubikmeter zu errichten. Das Hassyan-Projekt hat ein Investitionsvolumen von 450 Millionen US$ und ist Dubais erste Meerwasserentsalzungsanlage mit privaten Investoren. Das indische Unternehmen WABAG erhielt bei der Ausschreibung den Zuschlag für einen Vertrag über 100 Millionen US$, um Engineering- und Beschaffungsaktivitäten für das Projekt durchzuführen.

Auch die nördlichen Emirate bauen Kapazitäten aus

Im Emirat Sharjah erzeugten die Meerwasserentsalzungsanlagen im Jahr 2020 pro Tag durchschnittlich 0,45 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, so die SEWA-Statistik. Zusätzlich wurden täglich 0,05 Millionen Kubikmeter Grundwasser gefördert. Ein Großteil der Wasserproduktion entfällt auf die Layyah-Anlage, die durchschnittlich 0,22 Millionen Kubikmeter Trinkwasser liefert. Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten wird forciert.

Die Behörde SEWA kündigte Projekte im Wert von über 270 Millionen US$ an und führt die Sanierung einer Meerwasser-Umkehrosmoseanlage in Al Hamriyah für 120 Millionen US$ durch. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2025 abgeschlossen werden. Weiterhin plant SEWA ein Independent Water Plant (IWP). Das Vorhaben soll bis 2026 für 150 Millionen US$ realisiert werden und befindet sich aktuell in der Präqualifizierungsphase. Die Ausschreibung des Hauptauftrags steht noch aus.

Die für die Versorgung der vier nördlichen Emirate zuständige FEWA verfügt nicht über ausreichende eigene Kapazitäten und erhält von Emirates Sembcorp und Fujairah Asia Power, zwei in Fujairah produzierenden EWEC-Lieferanten, zusätzliches Trinkwasser. EWEC pumpte im Jahr 2020 durchschnittlich 0,26 Millionen Kubikmeter pro Tag ins FEWA-Netz. Die installierten FEWA-Kapazitäten summierten sich täglich auf 0,37 Millionen Kubikmeter.

Im Emirat Umm Al Quwain soll für 800 Millionen US$ eine RO-Entsalzungsanlage mit einer Tageskapazität von 0,7 Millionen Kubikmetern gebaut werden. Das Projekt wird auf Basis einer Public-private-Partnership (PPP) umgesetzt. An der Betreibergesellschaft ist FEWA mit 20 Prozent und die staatliche Mubadala Investment Company aus Abu Dhabi mit 40 Prozent beteiligt. Das Unternehmen ACWA Power hält die restlichen 40 Prozent. Die Bauarbeiten sollen noch im Jahr 2022 abgeschlossen werden.

Ausgewählte Meerwasserentsalzungsprojekte in den VAE (in Mio. US$)

Projekt 1)

Investitionsvolumen

Projektstatus 2)

Projektträger

Ruwais IWP

950

S

Emirates Water and Electricity Company

Hassyan IWP 

450

PQ

Dubai Electricity and Water Authority

Hassyan SWRO Phase 2

400

PQ

Dubai Electricity and Water Authority

EWEC - Saadiyat and Hudayriat Island 7 and 8 IWP (SWRO)

400

PQ

Emirates Water and Electricity Company

EWEC - Shuweihat 4 IWP (SWRO)

150

AP

Emirates Water and Electricity Company

Hamriyah IWP

150

PQ

Sharjah Electricity & Water and Gas Authority

1) IWP=Independant Water Plan (Projekte mit privaten Unternehmen); 2) S=Studie, PQ= Präqualifizierung, AP = AngebotsprüfungQuelle: Recherche GTAI, MEED Projects, November 2022

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