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Special | Vereinigtes Königreich | Krieg in der Ukraine

Angriffskrieg auf die Ukraine bremst britisches Wachstum

Der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für ein schwächeres Wachstum der britischen Wirtschaft. Dabei sind es weniger die britisch-russischen Handelsbeziehungen, die bremsen.

Von Marc Lehnfeld | London

Die russische Invasion in die Ukraine trifft auch die britische Wirtschaft. In einer ersten Einschätzung erwarten die Ökonomen des britischen Wirtschaftsverbands CBI ein schwächeres Wirtschaftswachstum des Vereinigten Königreichs. Dieses soll 2022 um real 4,5 Prozent und damit um etwa 0,6 Prozentpunkte schwächer ausfallen als noch Ende 2021 prognostiziert. Das Analysehaus Oxford Economics senkt die Prognose zwar nur um 0,1 Prozentpunkte, dafür fällt sie mit 3,7 Prozent aber bereits niedrig aus. Die größere Korrektur nimmt Oxford Economics für 2023 vor, wenn die Wirtschaft nur noch um 2,1 anstelle von 2,6 Prozent wachsen soll. 

Steigende Inflation als größter Wachstumskiller

Die britisch-russischen Handelsbeziehungen spielen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Vereinigten Königreichs eine untergeordnete Rolle. Vielmehr sehen sowohl CBI als auch Oxford Economics die größten Schwachpunkte der britischen Konjunktur in der Inflation, die nach dem globalen Ölpreisschock noch stärker unter Druck geraten ist. Auf dem Rücken anziehender Energiepreise und höherer Erzeugerpreise durch Lieferkettenprobleme ist die Inflation 2021 bereits stark gestiegen und betrug 2,6 Prozent. In diesem Jahr dürften die Verbraucherpreise laut Oxford Economics um 6,5 Prozent zulegen.

Dafür sorgt auch der nächste Preisschub im April 2022. Dann steigt die staatlich festgelegte Preisobergrenze bei Energiekosten, was die Haushalte weiter belastet. Über die kürzlich stark gestiegenen Erdölpreise werden auch die Erzeugerpreise weiter anziehen und die Inflation breit befeuern. Deshalb unterstützt die Regierung den westlichen Vorstoß gegenüber der Organisation erdölexportierender Länder Opec-plus, dass diese die Erdölfördermengen ausweiten soll. Damit könnte der starke Anstieg des Ölpreises gebremst werden, die auf der britischen Wirtschaft lastet. Hinzu kommen im Zuge des Krieges in der Ukraine ohnehin steigende Rohstoffpreise, wie zum Beispiel bei Weizen und Speiseöl, die besonders die Lebensmittelpreise treffen werden.

Britische Regierung: Erdölimporte aus Russland sollen 2022 enden

Neben bereits umfangreichen Sanktionen gegen die russische Wirtschaft, Politiker und Oligarchen verkündete die britische Regierung noch in diesem Jahr den Import von Erdöl aus Russland vollständig zu ersetzen. Premierminister Boris Johnson sprach bei der Ankündigung von "einem weiteren wirtschaftlichen Schlag gegen das Putin Regime". Andererseits betont die Regierung in ihrer Pressemitteilung die bereits geringe Abhängigkeit von Russland. Weniger als 4 Prozent des britischen Erdgasbedarfs werden durch russische Lieferungen gedeckt. Bei Kerosin sind es nur 5 Prozent, wohingegen Diesel zu 18 Prozent aus Russland stammt. Anders als viele Länder der Europäischen Union profitiert das Vereinigte Königreich von einer starken Erdölindustrie in der Nordsee.

Umstritten sind Überlegungen des Premiers, die nationale Erdölförderung anzutreiben. Damit soll der Prozess der Abkopplung von Russland beschleunigt werden, berichtet der Guardian. Ein solcher Schritt kollidiert allerdings mit den ambitionierten staatlichen Plänen zur Verringerung der Neuemissionen von Kohlenstoffdioxid.

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