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Branchen | Vietnam | Druck-, Verlagserzeugnisse

Druckgewerbe

Die Druckindustrie soll sich 2022 wieder deutlich erholen. Die Umsätze dürften aber noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreichen. 

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Das zweite durch Corona bedingte Krisenjahr 2021 hat die vietnamesische Wirtschaft und auch die Druckbranche härter getroffen als das Vorjahr. Zwischen Mai und September des Jahres 2021 wurden der Industrie in weiten Teilen des Landes in unterschiedlicher Intensität Lockdowns auferlegt. Teilweise stellten die Unternehmen daraufhin den Betrieb ein. Andere konnten weiter arbeiten, indem Mitarbeiter auf dem Werksgelände untergebracht und verköstigt wurden.

Im Jahr 2020 hatte der Verlagsdruck durch die Schließung von Schulen und Buchläden noch stärker gelitten als der Verpackungsdruck. Im darauffolgenden Jahr waren beide Bereiche stark betroffen.

Markttrends: Umsätze steigen wieder an

Nach Angaben des vietnamesischen Ministeriums für Information und Kommunikation (Ministry of Information and Communications; MIC) erzielte die Druckindustrie 2021 einen Umsatz von umgerechnet 3,7 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht einem Rückgang um nominal 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bereits 2020 hatte der Sektor gegenüber 2019 ein Minus von 3,9 Prozent erlitten. Die gedruckten Mengen sanken nach Schätzungen des Verbands der vietnamesischen Druckindustrie (Vietnam Printing Association; VPA) von 294 Milliarden auf 266 Milliarden DIN-A4-Seiten. Der Verband erwartet 2022 ein Umsatzplus von 8 bis 10 Prozent. Damit würde der Sektor noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Umsatz in der Druckindustrie in Vietnam (in Milliarden US-Dollar)

Jahr

Umsatz in Mrd. US$

2018

4,01

2019

4,20

2020

4,04

2021

3,69

Quelle: Ministerium für Information und Kommunikation 2022


Angesichts steigender Inputpreise sind die Margen 2021 weiter unter Druck geraten. Die Gewinne gingen nach Informationen des Ministeriums um 17,2 Prozent zurück. Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, da viele Unternehmen, die Druck als Nebentätigkeit betreiben, nicht erfasst sind. Der VPA beziffert die Umsätze grob auf 5 Milliarden US$. Der Papierverbrauch 2021 von etwa 5,5 Millionen Tonnen und die genutzten Mengen an Kunststoff und Aluminium ließen höhere Umsätze vermuten, als die offiziellen Zahlen besagen.

Zeitungen/Zeitschriften: Onlinezeitungen ersetzen Printprodukte

Gedruckte Zeitungen und Magazine haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Bedeutung verloren. Die Leserschaft informiert sich zunehmend über Smartphones. Auch die Regierung verlautbart, dass die Branche dem weltweiten Digitalisierungstrend folgen soll. Onlinemedien erleichtern die Kontrolle der Inhalte. Die Zeitungs- und Buchbranche unterliegt im kommunistischen Einparteiensystem Vietnams starker staatlicher Kontrolle.

Werbedruck/Geschäftsdruck/Formulardruck: Unternehmen drucken weniger Dokumente

Die Digitalisierung des Geschäftslebens beschleunigt sich, nicht zuletzt in Folge der Pandemie. Der Geschäftsdruck verliert an Bedeutung. Nach Schätzungen des MIC werden 2022 etwa 61 Prozent der Unternehmen noch ihre Rechnungen drucken. Bis 2025 soll der Anteil auf 36 Prozent fallen.

Öffentliche Formulare werden durch staatseigene Druckereien gedruckt. Prinzipiell fördert die Regierung aber die Fortentwicklung des E-Governments. Erste Ämter, wie die zentralen Steuerbehörden, akzeptieren digitale Erklärungen. Mittelfristig wird daher auch der Bedarf an Formulardruck sinken.

Auch der Werbedruck steht im Schatten der Digitalisierung und wird Branchenkennern zufolge in den kommenden Jahren gegenüber der Onlinewerbung an Bedeutung verlieren. 

Bücher: Schulbücher werden neu aufgelegt 

Eine wenig ausgeprägte Lesebereitschaft begrenzt die Wachstumsaussichten der Buchverlage. Der Buchumsatz erholte sich 2021 deutlich um 11,2 Prozent und erreichte mit rund 129 Millionen US$ wieder das Vorkrisenniveau. Getragen wird der Verlagsdruck vom Bereich der Schul- und Lehrbücher, welcher rund 35 Prozent des Gesamtbuchmarktes ausmacht. Die Schullektüre wird sukzessive neu aufgelegt. Die Nachfrage nach höherwertigen Produkten steigt auch durch die Ausweitung moderner Buchhandelsketten.

Verpackungsdruck und Etiketten: Gute Aussichten trotz Umsatzdelle

Der Verpackungs- und Etikettendruck beherrscht die Branchenentwicklung und dürfte 2022 vom soliden Wirtschaftswachstum gestützt werden. Der moderne Einzelhandel und der Onlinehandel haben in der Pandemie an Bedeutung gewonnen und fragen immer anspruchsvollere Verpackungslösungen nach. Die Ansiedlung neuer Fabriken für den Export erhöht den Bedarf an Verpackungen. Dabei spielen Papier und Karton gegenüber Kunststoffen eine wachsende Rolle, da vor allem multinationale Firmen stärker auf Umweltaspekte achten.

International scheint sich Vietnam zudem als Zulieferer für Verpackungen und Verpackungsmaterial zu etablieren. Die Exporte von Papier und Papierprodukten stiegen in den ersten sieben Monaten 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nominal 22 Prozent. Dabei spielte es eine Rolle, dass die Herstellung von Schreibpapier und Verpackungen durch US-amerikanische Firmen aus China nach Vietnam verlagert wurde. Grund hierfür sind hohe Zollsätze für Warenlieferungen aus China. Höherwertiges Papier für den Verpackungsdruck muss aber weiter importiert werden.

Die Ansprüche, die an den Verpackungsdruck gestellt werden, verändern sich mit den höheren Erwartungen in- und ausländischer Kunden. Entsprechend steigen auch die Anforderungen an die drucktechnische Ausstattung der Hersteller. Eine anspruchsvolle Verpackung gilt als ein Zeichen für Qualität und ist wichtiger Marketingbestandteil geworden.

Druck- und Medienvorstufe: Druckmaschinenabsatz litt in der Pandemie

Über 25.000 Unternehmen haben eine Genehmigung für Drucktätigkeiten. Ein Großteil dieser Unternehmen ist im Verpackungsdruck tätig. Dazu zählen Verpackungs-, aber auch Produktionsunternehmen, die die benötigten Verpackungen, Gebrauchsanleitungen und Beilagen betriebsintern herstellen und drucken. Als reine Druckerei fungieren gut 2.000 Firmen.

Die lokale Druckindustrie steht vor Herausforderungen. Die staatlichen, aber auch viele private Druckunternehmen arbeiten oft ineffizient. Die meisten vietnamesischen Unternehmen sind klein und produzieren mit veralteter Technologie. Sie verfügen nicht über die Mittel oder den Zugang zu Finanzierungen, um ihre Anlagen zu modernisieren. Branchenkenner erwarten aufgrund des steigenden Wettbewerbs eine Konsolidierung des Marktes.

Andere Unternehmen haben es jedoch geschafft, sich als Zulieferer international agierender Produktionsunternehmen zu behaupten. Zu den wichtigsten lokalen Verpackungsdruckunternehmen gehört In Nong Nghiep JSC (APP). Das im Umland von Hanoi angesiedelte Unternehmen wirbt mit der Verwendung von Schweizer Offset-Druckmaschinen der Marke Manroland und konnte 2021 im Vergleich zum Vorjahr den Umsatz um 27 Prozent auf über 66 Millionen US$ erhöhen. Es hat zuletzt rund 11 Millionen US$ investiert, um die Fabrik in der Provinz Hung Yen auszubauen. Das ebenfalls in der Provinz Hung Yen produzierende Verpackungsunternehmen Viet Hung beliefert Samsung. Goldsun Packaging mit einem Umsatz von fast 60 Millionen US$ (2020) verfügt über vier Standorte in Hanoi sowie Bac Ninh und beliefert Coca-Cola, Heineken und Samsung.

Wichtige staatliche Verlage und Druckereien sind im Norden des Landes die Gewerkschaftsdruckerei (In Cong Dong) sowie die Militärdruckerei (In Quan Doi). Im Süden ist die 2015 privatisierte Tran Phu Druckerei mit 85,5 Millionen US$ Umsatz (2021) eines der wichtigeren Branchenunternehmen.

Ausländische Unternehmen aus unter anderem Thailand, Korea und Japan drängen in den Verpackungssektor. So baut das thailändische Unternehmen SCG Packaging seine Beteiligungen an vietnamesischen Papier- und Verpackungsfirmen aus. Im Jahr 2021 hat SCG 70 Prozent der Anteile am lokalen Plastikverpackungsunternehmen Duy Tan erworben, eine Investition von 332 Millionen US$. Die japanische OJI Holding hatte 2021 angekündigt, bis Mai 2022 eine sechste Papierverpackungsfertigung zu errichten und plante mit Investitionen in Höhe von 55 Millionen US$.

Rahmenbedingungen: Unternehmen bedürfen Importlizenz

Druckmaschinen können nur von Unternehmen mit einer entsprechenden Importlizenz eingeführt werden. Nur für Post-Press-Produkte, wie Schneide- oder Buchbindemaschinen, hat die Regierung die Einfuhrlizenzerfordernisse aufgehoben.

Mit dem am 1. August 2020 in Kraft getretenen Europäischen Union (EU)-Vietnam-Freihandelsabkommen entfallen Importzölle auf Druckmaschinen mit Ursprung EU.

Stand: September 2022

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