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E-Mobility

Vinfast will die Welt mit seinen Elektrofahrzeugen erobern. In Vietnam selbst dürfte der Elektroboom noch etwas auf sich warten lassen. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Vinfast startet die Elektrorevolution

Vietnam steht im Bereich Elektromobilität noch am Anfang. Der erste und einzige vietnamesische OEM-Autobauer Vinfast aber will nun durchstarten und Vietnam als Produzent elektrischer Fahrzeuge auf der Weltbühne etablieren.

Ende Dezember 2021 wurden die ersten E-Autos an Kunden in Vietnam ausgeliefert. Ende 2022 wird Vinfast die Produktion von Verbrennerfahrzeugen einstellen und sich ab 2023 ausschließlich auf E-Fahrzeuge konzentrieren. Neben E-Autos produziert der Konzern seit 2019 E-Mopeds und hat Ende 2021 die ersten E-Busse auf die Straßen der Hauptstadt Hanois gebracht.

Vinfast denkt groß und plant, mit seinen Elektrofahrzeugen nicht nur den vietnamesischen, sondern vor allem auch den US-amerikanischen und europäischen Markt zu erobern. Auf der Consumer Electronics Show 2022 in Las Vegas hat Vinfast der Welt fünf E-Modelle präsentiert. Unternehmensankündigungen zufolge will das Unternehmen noch 2022 die ersten in Vietnam produzierten E-Fahrzeuge in die USA verkaufen und in den USA eine eigene E-Auto- und Batteriefabrik aufbauen. Avisierter Produktionsstart ist 2024. Auch in Deutschland sucht Vinfast geeignete Flächen für den Bau einer 250-ha großen E-Fahrzeug- und Batterieproduktion.

Das durch den Milliardär Pham Nhat Vuong geführte Vingroup-Konglomerat richtet die gesamte Unternehmensgruppe auf das Ziel der Entwicklung von Elektromobilität "Made in Vietnam" aus.

Dafür nimmt Vuong tiefe Einschnitte in die Struktur des Großkonzerns vor. Nicht mehr zum Unternehmensziel "Elektromobilität" passende Konzernbereiche werden umstrukturiert oder auch komplett abgestoßen. So hat die Vingroup-Tochter Vinsmart ihre Smartphone- und Fernseherproduktion eingestampft und fokussiert sich nunmehr auf Forschung und Entwicklung im Bereich des autonomen Fahrens und digitalen Mobilitätslösungen. 

Auch ist Unternehmenschef Vuong bereit, massiv im In- und Ausland zu investieren. In der Provinz Ha Tinh soll ein Batteriewerk für Fahrzeuge entstehen, eine Investition von insgesamt knapp 390 Milliarden US-Dollar (US$). Die für die geplanten Auslandsproduktionen in Deutschland und den USA erforderlichen Investitionen werden bislang auf zwischen sechs bis acht Milliarden US$ geschätzt. 

E-Mobilität steht noch am Anfang

Vinfast ist nicht das einzige Unternehmen, das E-Autos auf den vietnamesischen Markt bringen will. Internationale Autohersteller beginnen schrittweise, elektrische Autos sowie Hybridfahrzeuge in Vietnam zu verkaufen. Porsche hat sein E-Modell Taycan bereits in den Showrooms des Landes, 2022 wird auch der Audi eTron in Vietnam debütieren. Toyota verkauft seit September 2020 mit dem Corolla SUV das erste Hybridfahrzeug im Land und hat angekündigt, 2022 seine Produktpalette in Vietnam um die Toyota bZ-Serie zu erweitern. Auch Nissan und Kia haben in Aussicht gestellt, ihre Hybrid- und E-Fahrzeuge noch 2022 auf den vietnamesischen Markt zu bringen.

Der lokale Autobauer Thaco hingegen hält sich bei der Entwicklung von E-Bussen und E-Lastwagen zunächst noch zurück. Branchenkennern zufolge wartet Thaco noch auf eine verlässliche und langfristige Förderstrategie des Staates. 

Ladeinfrastruktur erst in Ansätzen vorhanden

Bislang sind E-Autos noch kaum im Straßenverkehr zu finden. Laut dem vietnamesischen Verkehrsregister (Vietnam Register) waren im 1. Quartal 2021 insgesamt erst knapp 1.800 Elektrofahrzeuge registriert. Beobachter erwarten, dass E-Mobilität zumindest noch in den kommenden fünf Jahren einen schweren Stand in Vietnam haben wird.

Nicht nur sind E-Fahrzeuge in der Regel teurer als vergleichbare konventionelle Autos. Noch dazu fehlt es bislang an einer ausgebauten Ladestruktur, so dass abseits der privaten Ladestelle ein Aufladen des E-Autos nicht gewährleistet ist. Die Vingroup will hier Abhilfe schaffen und hat angekündigt, bis 2025 in den 63 Provinzen des Landes insgesamt 40.000 öffentliche Ladestationen aufbauen zu wollen. 

Industrieverbände fordern Mobilitätsstrategie

E-Mobilität stand trotz steigender Luftverschmutzung vor allem in den großen städtischen Zentren des Landes bislang nicht im Fokus der Regierung. Weder existiert außer steuerlichen Erleichterungen eine übergreifende Förderstrategie von E-Mobilität noch bestehen Industrie- und Sicherheitsstandards für die produzierende Industrie. Zumindest hat die Regierung angekündigt, ausländische Investitionen in den Bereich E-Mobilität zu fördern. Die Vietnam Automobile Manufacturer's Association fordert eine darüber hinausgehende Unterstützung der lokalen E-Auto-Industrie abseits von Vinfast, damit das Land industriell nicht den Anschluss verliert. 

Käufer von Elektrofahrzeugen profitieren von Steuer- und Gebührenabsenkungen. So entfallen für die Registrierung von E-Autos, unabhängig ob in Vietnam oder im Ausland produziert, ab dem 1. März 2022 für einen Zeitraum von drei Jahren die Registrierungsgebühren in Höhe von zehn bis zwölf Prozent des Kaufpreises.

Zudem unterliegen E-Autos einer abgesenkten Special Consumption Tax von 15 Prozent. Beim Kauf konventioneller Autos beträgt die Special Consumption Tax je nach Motorengröße zwischen 35 und 150 Prozent des Kaufpreises.  

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