Branchen | Vietnam | Automobilsektor
Marktchancen Kfz-Absatzmarkt
Die Kfz-Verkäufe in Vietnam ziehen nach einem harten Corona-Sommer wieder an. Lokale Produzenten profitieren von Fördermaßnahmen, Importeure treffen auf Gegenwind.
22.02.2022
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Rabattschlachten befeuern die Kauflaune
Der Ausbruch der Pandemie im Sommer 2021 brachte die Autoverkäufe zwischenzeitlich zum Erliegen. Von Juni bis September waren in den wichtigsten städtischen Zentren des Landes Showrooms aufgrund von Lockdowns weitestgehend geschlossen. Verbraucher hielten sich angesichts der unsicheren Wirtschaftslage in Coronazeiten mit dem Kauf von Neuwagen zurück. Die Absätze von Kfz und Nutzfahrzeugen (Nfz) brachen im 2. und 3. Quartal 2021 massiv ein. Im August 2021 lagen die Verkaufszahlen so niedrig wie zuletzt 2015.
Seit November 2021 aber ist die durch Covid-19 verursachte Talsohle durchschritten. Die Verkäufe ziehen wieder an, erreichen im Gesamtjahresvergleich aber noch nicht wieder das Vorkrisenniveau. Die Gesamtverkäufe an Kfz lagen 2021 bei knapp 380.000 Fahrzeugen und damit 3,8 Prozent niedriger als im coronabedingt bereits schwachen Vorjahr.
Kategorie | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/20 |
---|---|---|---|
Pkw | 318.872 | 300.220 | -5,8 |
Lkw | 70.985 | 75.419 | 6,2 |
Busse | 2.536 | 2.039 | -19,6 |
Tendenziell blicken Autohäuser dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Der Nachholbedarf ist hoch, landesweit haben Zahlen des Statistikamtes aus 2019 zufolge erst knapp sechs Prozent der Bevölkerung ein eigenes Auto. Noch ist der eigene Wagen ein Privileg der Ober- und gehobenen Mittelschicht. Gerade aber in den städtischen Zentren wächst der Anteil an Menschen, der sich einen fahrbaren Untersatz leisten kann und bereit ist, in das Statussymbol Auto zu investieren. Zudem haben die Menschen die Unabhängigkeit, die ihnen ein eigenes Fahrzeug gerade in Pandemiezeiten bietet, schätzen gelernt.
Nach Monaten der erzwungenen Konsumzurückhaltung befeuern zudem attraktive befristete staatliche Förderungen und großzügige Rabatte der Autohäuser die Autoverkäufe. Viele Händler haben aufgrund der schlechten Verkaufszahlen die Lager voll und versuchen, Platz für neue Fahrzeugmodelle zu schaffen. Die Regierung hingegen hat von Dezember 2021 bis zunächst 31. Mai 2022 die Registrierungsgebühr für in Vietnam hergestellte Kraftfahrzeuge um 50 Prozent abgesenkt. Anstelle von je nach Registrierungsort zehn oder zwölf Prozent des Kaufpreises müssen für die Fahrzeugregistrierung nur noch zwischen fünf bis sechs Prozent abgeführt werden. Importierte Fahrzeuge profitieren allerdings nicht von dieser Förderung.
Batteriebetriebene Elektroautos, unabhängig ob im Ausland oder in Vietnam produziert, kommen zwischen dem 1. März 2022 bis 28. Februar 2025 in den Genuss einer Komplettbefreiung von der Registrierungsgebühr. Hiermit will die Regierung sicherlich nicht nur Elektromobilität im Allgemeinen fördern. Nicht zuletzt dürfte die Maßnahme die Attraktivität der ersten lokal hergestellten E-Autos des vietnamesischen Autobauers Vinfast erhöhen.
Deutsche Oberklassewagen bleiben beliebt
Bei Kleinwagen sowie im Mittelklassesegment dominieren die Fahrzeuge von Hyundai, Toyota und Kia. Der Vinfast-Kleinwagen Fadil, der auf der Opel-Plattform Karl basiert, gewinnt zunehmend Marktanteile und war mit gut 24.000 verkauften Fahrzeugen in 2021 das meistverkaufte Auto Vietnams. Wer es sich aber leisten kann, bevorzugt Oberklassemodelle aus europäischer, gerne deutscher Fertigung. Mercedes, aber auch Audi und Porsche, genießen hohes Ansehen. BMW und Volkswagen hingegen sind deutlich weniger präsent. Beide Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren mit ihren Vertriebsstrukturen zu kämpfen. BMW wird 2022 eine Produktion in Vietnam selbst eröffnen und hofft, so an die Popularität insbesondere von Mercedes aufzuschließen.
Auch das Oberklassemodell Lux von Vinfast erfreut sich, obwohl preislich anspruchsvoll, wachsender Beliebtheit. Dies mag auch mit einer von Beobachtern als äußerst offensiv qualifizierten Verkaufsstrategie zu tun haben. Allerdings hat Vinfast angekündigt, die Produktion von benzinbetriebenen Fahrzeugen zum Ende 2022 auslaufen zu lassen.
Land | 2021 | 2020 | Veränderung 2021/20 |
---|---|---|---|
Thailand | 80.903 | 52.674 | 53,6 |
Indonesia | 44.250 | 35.043 | 26,3 |
China | 22.753 | 7.420 | 206,6 |
Japan | 3.173 | 2.431 | 30,5 |
Korea | 1.634 | 1.283 | 28,1 |
USA | 1.626 | 1.530 | 6,3 |
Deutschland | 1.093 | 986 | 10,9 |
Sonstige | 4.603 | 3.834 | 20,1 |
Gesamt | 160.035 | 105.201 | 52,1 |
Land | 2021 | 2020 | Veränderung 2021/20 |
---|---|---|---|
Thailand | 1.509 | 1.0723 | 40,7 |
China | 873,1 | 275,6 | 216,8 |
Indonesien | 559,5 | 438,8 | 27,5 |
Japan | 150,1 | 110,1 | 36,3 |
Korea | 106,5 | 75,0 | 42,0 |
USA | 92,5 | 72,8 | 27,1 |
Deutschland | 84,9 | 54,7 | 55,2 |
Sonstige | 281,5 | 249,2 | 13,0 |
Gesamt | 3.657 | 2.349 | 55,7 |
Zollsenkungen machen europäische Autos wettbewerbsfähiger
Hohe Abgaben auf importierte Fahrzeuge belasten deutsche Autohersteller. Aus Europa importierte Wagen unterliegen einem Zollsatz von bis zu 70 Prozent. Zudem profitieren Importfahrzeuge nicht von der Senkung der Registrierungsgebühr, sodass für die Fahrzeugzulassung vom Kunden weitere zehn bis zwölf Prozent des Kaufpreises zu entrichten sind. Preislich sind daher gerade importierte Mittelklassewagen gegenüber den im Land oder im zollbegünstigten ASEAN-Raum produzierten Autos nur wenig konkurrenzfähig. Allerdings ist für europäische Autobauer mittelfristig zumindest ein Ende der Zollbelastung absehbar. Im Rahmen des im August 2020 in Kraft getretenen EU-Vietnam Free Trade Agreements haben sich die EU und Vietnam auf eine stufenweise Absenkung der Einfuhrumsatzsteuer geeinigt. Ab 2031 können damit auch in Europa produzierte Fahrzeuge, wie die Konkurrenz aus Thailand oder Indonesien, zum Nullsteuersatz eingeführt werden.
Allerdings zeigt die vietnamesische Regierung grundsätzlich wenig Hemmungen, technische Handelshemmnisse als Schutz gegen Kfz-Importe zu errichten. Zwar hat sie im März 2020 strikte Einfuhrbeschränkungen wieder zurückgenommen, die sie Anfang 2018 für Kfz-Importe eingeführt hatte. Dennoch erschweren wechselnde Zertifizierungs-, Einfuhr- und Zollvorgaben sowie deren praktische Umsetzung den Vertrieb von Importfahrzeugen und Kfz-Teilen.
Hersteller | Absatz 2021 | Absatz 2020 | Veränderung 2021/20 | Marktanteil 2021 |
---|---|---|---|---|
Hyundai | 70.518 | 81.368 | -13,3 | 18,4 |
Toyota | 67.533 | 70.692 | -4,5 | 17,6 |
Kia | 45.532 | 39.180 | 16,2 | 11,9 |
Vinfast | 35.723 | 29.485 | 21,2 | 9,3 |
Mazda | 27.286 | 32.224 | -15,3 | 7,1 |
Mitsubishi | 27.243 | 28.954 | -5,9 | 7,1 |
Ford | 23.708 | 24.663 | -3,9 | 6,1 |
Honda | 21.698 | 24.418 | -11,1 | 5,7 |
Sonstige | 64.203 | 63.852 | 0,5 | 16,7 |
Total | 383.444 | 394.836 | -2,9 | 100 |