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Vietnam fördert ausländische Investitionen. Die Fördermaßnahmen verändern sich allerdings häufig. Unternehmen sollten sich dringend gut beraten lassen.
05.11.2020
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Die Regierung Vietnams will den Zuzug ausländischer Unternehmen unterstützen und arbeitet konstant an der Verbesserung des Investitionsumfelds. Der Doing Business Report der Weltbank listet Vietnam 2020 auf Rang 70. Damit liegt das Land zwar deutlich hinter Thailand und Malaysia, aber vor vom Entwicklungsstatus her vergleichbaren Ländern wie Indonesien oder den Philippinen.
Die vietnamesische Regierung unterstützt Investitionsprojekte durch eine Vielzahl an steuerlichen und nicht-steuerlichen Fördermaßnahmen. Das Investitionsgesetz aus dem Jahr 2015, überarbeitet in 2020, sowie Umsetzungsdekrete bestimmen die wesentlichen Förderinstrumente, die Investoren in Anspruch nehmen können. Dazu regeln Einzelregelungen Sonderförderungen für spezielle Branchen wie Hochtechnologie oder Zulieferindustrien. Die Förderlandschaft ist unübersichtlich; eine sorgfältige Beratung vor Aufnahme eines Engagements sollte daher zum Pflichtprogramm gehören.
In- oder ausländische Investition sind in Bezug auf staatliche Fördermaßnahmen gleichgestellt. Die Fragen, wo sich ein Investor ansiedelt, in welchem Umfang er investieren möchte und vor allem in welcher Branche das Unternehmen aktiv ist, bestimmen über das Ausmaß der möglichen Förderung.
Die Regierung möchte verstärkt die Ansiedlung moderner, nachhaltiger und technologisch fortgeschrittener Industrien unterstützen. Daher betreffen Förderschwerpunkte u. a. die Agrarindustrie, Medizintechnik und Müllentsorgung. Zudem können Investitionen in den Sektoren Hochtechnologie, erneuerbare Energien, Maschinenbau und Elektrik, IT- und Software-Produktion sowie in der Zulieferindustrie von steuerlichen und nicht-steuerlichen Fördermaßnahmen profitieren.
Regional werden insbesondere Projekte in wirtschaftlich benachteiligten Gebieten, vorwiegend im bislang wirtschaftlich noch hinterherhinkendem Hochland, gefördert. Auch Projekte in einem Umfang von mehr als 6.000 Mrd. VND (knapp 250 Mio. Euro) sowie arbeitskraftintensive Vorhaben, die 500 oder mehr Arbeitskräfte beschäftigen, qualifizieren sich für eine Förderung.
In steuerlicher Hinsicht unterstützt der Gesetzgeber in- und ausländische Investoren durch reduzierte Körperschaftsteuersätze für unterschiedliche Zeiträume, zeitlich begrenzte vollständige Steuerbefreiungen, reduzierte Einkommensteuersätze für Mitarbeiter sowie Einfuhrumsatzsteuererleichterungen. Ob und welche Steuererleichterung Anwendung findet, ist einzelfall- und projektbezogen. Die regulativen Vorgaben wechseln häufig, so dass für jedes Projekt, möglichst mit professioneller Unterstützung, genau eruiert werden muss, welche steuerliche Fördermaßnahme in Frage kommt.
Des Weiteren gibt es zeitlich beschränkte Befreiungen von Landnutzungsgebühren von drei bis sieben Jahren. Zudem unterstützt der Staat bei der Infrastrukturentwicklung insbesondere in Wirtschaftszonen, High-Tech- und Industrieparks sowie bei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und fördert auch die Ausbildung von Arbeitskräften.
Die Provinzen des Landes stehen in starkem Wettbewerb. Dies erschwert die einheitliche Wirtschaftsentwicklung Vietnams insofern, als dass eine einheitliche landesweite Planung und eine sinnvolle Verteilung der öffentlichen Ressourcen nicht immer gewährleistet ist.
Für Investoren kann dieser Konkurrenzkampf günstig sein, wenn je nach Attraktivität des Projektes, die Lokal- oder Provinzregierungen gewillt sind, nicht-fiskale Vorteile einzuräumen. Von Bedeutung ist dies vor allem bei der Vergabe von Landnutzungsrechten oder dem Ausbau der Infrastruktur (Straßenbau, Anbindung an die öffentliche Wasser- und Stromversorgung). Außerhalb von Industrieparks und -zonen kann gerade die Suche und Zuteilung geeigneten Landes eine Unternehmung für mehrere Jahre verzögern.
Die Ansiedlung in einer für wirtschaftliche Tätigkeiten reservierten Zone kann den Aufbau einer Produktion in Vietnam erheblich vereinfachen. Zu diesen Sondergewerbezonen zählen Economic Zones, innerhalb oder außerhalb dieser Economic Zones eingerichtete Industrial Parks, Export Processing Zones und High-Tech-Parks. Investoren, sie sich in einer dieser Sonderzonen ansiedeln, profitieren von erleichtertem Zugang zu Landnutzungsrechten, steuerlichen Sonderförderungen und beschleunigten Genehmigungs- und Registrierungsprozessen.
Qualitativ unterscheiden sich die einzelnen Industrieparks erheblich. Gut geführte Einrichtungen bieten eine ausgebaute Infrastruktur in Form von Straßen, Stromversorgung sowie Abwasser- und Müllentsorgung. Beratungs- und Unterstützungsleistungen, beispielsweise in Bezug auf zollrechtliche Fragen oder bei Investitions- oder Baugenehmigungen, runden das Leistungspaket ab. Gerade bei einer Erstinvestition kann diese Hilfestellung ein wertvolles Extra darstellen, hat allerdings auch seinen Preis. Andere Industrieparks sind wesentlich einfacher aufgebaut und stellen Unternehmen lediglich das (teils noch unerschlossene) Land zur Verfügung.
Ursprünglich hatte die Regierung geplant, drei Sonderwirtschaftszonen im Land einzurichten. Allerdings hat sie 2018 von diesen Planungen Abstand genommen, nachdem es in der Bevölkerung zu heftigen Protesten und Demonstrationen kam, eine Seltenheit im kommunistischen Einparteienstaat.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.