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Wirtschaftsumfeld| Vietnam | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

In den städtischen Zentren gewinnt der moderne Einzelhandel an Bedeutung. Die Konkurrenz ist groß. Online-Angebote setzen den stationären Handel unter Innovationsdruck.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Der moderne Einzelhandel expandiert in Vietnam mit hoher Geschwindigkeit. Gab es 2013 nur 724 moderne Supermärkte in Vietnam, konnten die Menschen des Landes 2019 laut vietnamesischem Statistikamt bereits in knapp 8.500 Convenience Stores, 1.000 Supermärkten und 210 Shoppingmalls einkaufen.

Dinge des täglichen Bedarfs kaufen Vietnamesen dennoch weiterhin überwiegend an Straßenmarktständen und in unzähligen familiengeführten Miniläden. Nach Schätzung des Marktforschungsunternehmens Nielsen lag der Anteil moderner Vertriebskanäle Mitte 2019 bei nur rund 20 Prozent.

Markt noch nicht gesättigt

Der Markt ist noch lange nicht gesättigt. Steigende Einkommen, die zunehmende Urbanisierung, die größere Auswahl an Produkten sowie ein stärkeres Bewusstsein für Nahrungsmittelsicherheit führen dazu, dass immer mehr Menschen gerade in den städtischen Zentren des Landes ihre Einkäufe im Supermarkt tätigenDie Corona-Pandemie beflügelt zudem den Einkauf über Online-Kanäle.

Konsolidierungswellen verändern die Anbieterstruktur

Die Anbieterstruktur ist in vielen Branchen noch nicht endgültig etabliert. Sowohl vietnamesische Unternehmen als auch ausländische Einzel- und Großhändler haben das Land im Fokus und versuchen entweder im Wege von Merger & Acquisition-Transaktionen oder durch die Errichtung eigener Ketten den Markt zu besetzen. Allerdings konsolidiert sich der Markt fortlaufend. So hat 2019 der Lebensmittelkonzern Masan die bis dahin wichtigste Einzelhandelskette des Landes, Vinmart und Vinmart+, eine Tochter der Vingroup, übernommen. 2019 haben sich zudem die französische Gruppe Auchan sowie der singapurische Anbieter Shop&Go wieder aus dem Markt zurückgezogen.

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Vietnamesische Handelsketten sind im Einzelhandel und im Convenience-Store-Bereich führend. Statista zufolge stellte im Jahr 2019 die Convenience Store- und Supermarktkette Vinmart, nunmehr im Eigentum Masans, mit einem Anteil von 53 Prozent mehr als die Hälfte aller Ladengeschäfte im Land, gefolgt von den vorwiegend im Süden des Landes aktiven Coop-marts und dem Elektronikfachhandel Bach Hoa Xanh.  

Asiatische Handelsriesen kämpfen um Marktanteile

Ausländischen Handelsfirmen steht der Markt grundsätzlich offen. In der Praxis erweist sich die Gründung jedoch oftmals als zäh. Dennoch haben ausländische Unternehmen, insbesondere aus Thailand, Korea und Japan eine gute Marktposition. Wichtigste ausländische Handelsunternehmen sind die japanische Aeon-Gruppe sowie die koreanische Lotte-Gruppe, die landesweit neue Super- und Hypermärkte sowie Shoppingmalls eröffnen. Wichtigster vietnamesischer Shoppingmall-Betreiber ist die Vingroup, die landesübergreifend Vincom-Einkaufszentren betreibt und neu eröffnet. Europäische Handelskonzerne sind seit dem Rückzugs Auchans nicht mehr im Land vertreten beziehungsweise erschließen den Markt über Franchiseunternehmungen. Metro Cash and Carry Vietnam (Metro AG, Deutschland) ging bereits Anfang 2016 an die thailändische TCC Holding.

Der Lebensmittelgroßhandel ist im Wesentlichen in der Hand der thailändischen TCC Group. Neu ins Geschäft eingestiegen ist die Vingroup, die mit ihrem Arm "Vinshop" beginnt, sich als Großhändler für Kleinstgeschäfte zu etablieren.

Führende Einzelhandelsgruppen in Vietnam (2019)

Handelsmarke

Sparte

Niederlassungen (Anzahl)

Umsatz 2019 (in Mio. US-Dollar)

Umsatzveränderung zum Vorjahr (in Prozent)

Vincommerce (Vincom, Vinmart, Vinmart +)

Department Store, Supermärkte, Convenience Store

2.934

1.119,2

k.A.

Saigon Co-op (Co.op mart, Co.op Xtra, Co.op Food)

Supermärkte, Convenience Store

465

1.506,7

k.A.

Aeon (Aeon Citimart, Aeon, Ministop)

Hypermärkte, Supermärkte, Convenience Store

173

k.A

k.A.

Lotte (Lotte Department Store, Lotte Mart)

Department Store, Supermärkte

15

k.A.

k.A.

Mobile World (Bach Hoa Xanh, Dien May Xanh, Mobile World)

Supermärkte, Elektronikmärkte

4.169

4.398,4

18,1

Central Group (Big C)

Hypermärkte

35

880,5

10,0

FPT Retail (FPT Shop, F. Studio, Long Chau Pharma)

Elektronikmärkte, Apotheken

663

716,1

9,0

Quelle: VBCS, McKinsey, Pressemeldungen, Unternehmensmeldungen

Der moderne Einzelhandel fokussiert sich noch im wesentlichen auf Ho Chi Minh City (HCMC) und Hanoi. In diesen beiden Metropolen wohnen die einkommensstärksten Bürger. Auch der Mittelstand wächst hier am schnellsten und wird qualitätsbewusster. Zunehmend verfügen aber auch die Peripherie der Großstädte sowie kleinere und mittelgroße Orte wie Haiphong, Danang, Binh Duong oder Can Tho über steigendes Kaufkraftpotenzial. Große Handelskonzerne expandieren und versuchen, sich den First-Mover-Vorteil zu sichern.  

Die Ansprüche der Bevölkerung wachsen. Entsprechend steigt die Nachfrage nach internationalen Marken- und Luxusartikeln. Single-Brand-Shops von internationalen Sportartikelherstellern und Modeunternehmen schießen gerade in Ho Chi Minh City und Hanoi aus dem Boden und finden hohen Anklang. Die verbesserte Strom- und Wasserversorgung sowohl in der Stadt als auch auf dem Land steigert die Nachfrage nach elektrischen Haushaltsgeräten wie Klimaanlagen, Kühlschränken und Waschmaschinen. 

Mietpreise sind trotz steigender Leerstände stabil

Insbesondere in Hanoi und Ho Chi Minh City wird das Angebot an ansprechenden Einzelhandelsimmobilien immer größer. In der Hauptstadt Hanoi lag das Gesamtangebot an verfügbaren Handelsflächen im Jahr 2020 bei 1,6 Millionen Quadratmetern. Im Jahr 2021 sollen noch einmal 41.000 Quadratmeter dazukommen.

In Ho Chi Minh City liegt das Angebot an modernen Einzelhandelsflächen laut CBRE bei rund eine Million Quadratmetern. Bis 2024 soll sich das Angebot um weitere 500.000 Quadratmeter erweitern. 

Allerdings leidet auch der Einzelhandel unter den Folgen der Pandemie. Daher gestaltet sich die Vermietung von Objekten in B-Lagen durchaus schwierig. Eine andauernde Furcht vor dem Virus sowie pandemiebedingte Einkommensverluste haben dauerhaft zu einer größeren Zurückhaltung beim Einkauf geführt. Zudem nutzen immer mehr Menschen E-Commerce- oder Bringservice-Angebote. Geschäftsaufgaben und zunehmende Leerstände landesweit sind die Folge. Dennoch sind die Mieten in 2020 dank einer erfolgreichen Pandemiebekämpfung und der Hoffnung auf ein nachholendes starkes Retail-Wachstum in Hanoi  laut der Immobiliengesellschaft CBRE in B-Lagen trotz größeren Leerstandes weitestgehend stabil geblieben, in Top-Lagen sogar um knapp 10 Prozent auf durchschnittlich 107 US-Dollar (US$) pro Quadratmeter gestiegen. In Ho Chi Minh City verlangen Vermieter in Bestlagen durchschnittlich 135 US$ pro Quadratmeter. Demgegenüber sinken die Preise in B-Lagen mit Leerstand.

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