Wirtschaftsumfeld | Vietnam | Verhandlungspraxis
Privater Umgang
Familie, Gesundheit und Sport stehen für viele Vietnamesen im Vordergrund und bieten vielfältige Gesprächsmöglichkeiten. Politische Themen hingegen sollten eher vermieden werden.
06.10.2021
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Die Familie steht im absoluten Mittelpunkt, wobei sich in den Großstädten die Familienbande etwas lockern. Dennoch wohnen auch hier häufig drei Generationen zusammen. Das familiäre Netzwerk muss auch während des Berufslebens gepflegt und versorgt werden. Religionen spielen eine untergeordnete Rolle. Die Familien pflegen aber einen Ahnenkult. Jedes Haus verfügt über einen Altar, an dem die Vorfahren geehrt werden.
Vietnamesen legen hohen Wert auf ein gesundes Leben. Früh am Morgen füllen sich die Parks mit Menschen, die gemeinsam Gymnastik oder Schattenboxen betreiben oder Walzer tanzen. Auch sind Vietnamesen begeisterte Fußballfans. Die großen internationalen Wettbewerbe werden überall im Land übertragen.
Damit sind Familie, insbesondere Kinder und Enkelkinder, sowie Sport, hier vor allem Fußball, ein beliebtes und in der Regel unverfängliches Thema bei Gesprächen. Tabu sind politische Themen. Kritik am Land oder wichtigen vietnamesischen Persönlichkeiten wird als ausgesprochen unpassend bis beleidigend empfunden.
Vietnamesen lachen gerne und herzlich, auch über sich selbst und andere. Allerdings wird deutscher Humor, Ironie oder Zynismus nur selten verstanden und kann zu unangenehmen Missverständnissen führen.
Im Alltag sind Vietnamesen von einem radikalen Pragmatismus geprägt. Was tatsächlich gewollt oder benötigt wird, wird auch erreicht, manchmal auf aus deutscher Sicht sehr unkonventionellen Wegen.