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Eine wichtige Rolle in der Coronakrise haben die Entwicklungsbanken. Sie helfen nicht nur Staaten, sondern stellen auch wichtige finanzielle Hilfen für Unternehmen zur Verfügung.
25.05.2020
Von Martin Walter | Bonn
Die Entwicklungsbanken sind ein zentraler Akteur in der internationalen Finanzarchitektur. Ihre Hauptaufgabe ist die Gewährung zinsgünstiger Kredite zur Finanzierung langfristiger Investitionsvorhaben in bedürftigen Staaten. Mit ihren Investitionen in armen Ländern tragen sie zur Armutsbekämpfung und wirtschaftlichen Entwicklung bei. Neben der klassischen Förderung von Vorhaben in Entwicklungsländern bieten die Entwicklungsbanken auch günstige Kredite für den Privatsektor an. So hat beispielsweise die Weltbank bereits in den 50er-Jahren die International Finance Corporation (IFC) gegründet, um Darlehen oder Handelskredite an Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu vergeben. In Lateinamerika und der Karibik hat die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB) mit der IDB-Invest ebenfalls die Möglichkeit, spezielle Finanzierungsprodukte für Unternehmen bereitzustellen. In Deutschland fällt diese Aufgabe der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) zu.
Entwicklungsbanken verfügen aufgrund der Kapitaleinlagen ihrer Mitgliedsländer über einen großen Kapitalstock und von den Ratingagenturen bekommen sie durch die staatlichen Garantien immer Bestnoten. Daher können die Entwicklungsbanken an den Finanzmärkten günstig Geld aufnehmen und diese Vergünstigungen durch entsprechende Hebelwirkungen an ihre Kunden weitergeben. Gerade in Krisenzeiten können die Entwicklungsbanken mit ihrer soliden Kapitalausstattung den Unternehmen mit Krediten und Bürgschaften zur Seite stehen. In der Coronakrise haben die Entwicklungsbanken schnell mit entsprechenden Sonderprogrammen reagiert.
Die IFC, der Privatsektorarm der Weltbankgruppe, hat bereits 8 Milliarden US-Dollar (US$) bereitgestellt. Das Hilfspaket besteht aus 2 Milliarden US$, die direkt an Unternehmen verliehen werden, und 6 Milliarden US$ an weiteren Darlehen, welche über Geschäftsbanken abgewickelt werden.
Die IFC stellt 2 Milliarden US$ für bestehende Kunden in von der Pandemie gefährdeten Bereichen wie beispielsweise Infrastruktur, Fertigung, Landwirtschaft und Dienstleistungen zur Verfügung. Falls erforderlich, vergibt die IFC ebenfalls Kapitalbeteiligungen. Dieses Instrument kann auch Unternehmen im Gesundheitssektor unterstützen, die eine steigende Nachfrage verzeichnen und ihre Produktion ausweiten.
Die über Geschäftsbanken in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitgestellten 6 Milliarden US$ für von der Corona-Pandemie betroffene Unternehmen teilen sich wie folgt auf:
Kunden der DEG können sich Maßnahmen über die COVID-19 Rapid Response kofinanzieren lassen. Europäische Unternehmen, die bereits in Afrika aktiv sind, können Überbrückungskredite über die AfricaConnect Krisen-Liquiditätsfinanzierung beantragen.
In Lateinamerika und der Karibik unterstützt IDB-Invest im Rahmen des IDB-Hilfspaketes die wirtschaftliche Produktivität und Beschäftigung in der Region. Zu den Leistungen gehören Finanzierungsprogramme und kurzfristige Liquiditätsgarantien, Außenhandelsfinanzierungen und -bürgschaften sowie Kreditumstrukturierung und Unterstützung strategischer Lieferketten. Dafür wird IDB-Invest im Jahr 2020 bis zu 7 Milliarden US$ bereitstellen. Davon werden 6,5 Milliarden US$ aus einem Investitions- und Handelskreditprogramm stammen, das sich auf von der Krise betroffene Unternehmen konzentriert. Darüber hinaus arbeitet IDB-Invest an einer neuen Krisenbekämpfungsfazilität in Höhe von 500 Millionen US$. Damit werden Investitionen gefördert, die eine direkte Reaktion auf die Pandemie durch das Gesundheitswesen ermöglichen. Hinzu kommen kurzfristige Kredite für kleine und mittlere Unternehmen durch Finanzinstitute zur Finanzierung von Lieferketten.
Die ADB stellt Finanzmittel und Unterstützung für Investitionen zur Steigerung der Produktion medizinischer Artikel wie beispielsweise Persönliche Schutzausrüstung (PSA) bereit. Dadurch schafft die Bank Anreize für öffentlich-private Partnerschaften, um effiziente und effektive Produktions- und Logistikstrategien zu entwickeln. Dafür mobilisiert die Bank in einem Supply Chain Programm 200 Millionen US$ zur Stabilisierung und Unterstützung der Liefer- und Versorgungsketten von Unternehmen im Gesundheitsbereich zur Bekämpfung von COVID-19. Hinzu kommt eine Aufstockung des Handelsfinanzierungsprogramms der ADB um 800 Millionen US$. Mit der Kapitalaufstockung sollen der inländische und grenzüberschreitende Handel in Notzeiten unterstützt und Kofinanzierungen unter Einbeziehung des Privatsektors mobilisiert werden.
Für den afrikanischen Privatsektor stellt die AfDB im Rahmen ihrer COVID-19 Response Facility 1,3 Milliarden US$ an Krediten und Zuwendungen für Unternehmen bereit. Finanziert werden Überbrückungskredite, Liquiditätshilfen sowie Handelsfinanzierungen und Garantien.
Die EIB hat einen Garantiefonds für europäische Unternehmen mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro eingerichtet. Aus einem Hilfspaket von 5,2 Milliarden Euro der Europäischen Union (EU) für Länder außerhalb der EU können auch privatwirtschaftliche Investitionen in mehr als 100 Ländern weltweit gefördert werden.
Darüber hinaus sind die Entwicklungsbanken als multilaterale Kooperationsform zwischen den Staaten und als regionale Wissensträger wichtige Akteure und Bindeglieder bei der internationalen Koordinierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.