Mehr zu:
Welt / EntwicklungsländerEntwicklungszusammenarbeit / Coronavirus / Finanzierung
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Coronavirus
Deutschland stellt 1 Milliarde Euro aus dem laufenden Entwicklungsetat zur Verfügung, um auf die Krise zu reagieren. Auch die Angebote für die Privatwirtschaft werden ausgebaut.
07.05.2020
Gastbeitrag von Judith Geller, EZ-Scout Programm
In einer global vernetzten Welt treffen die Folgen der Coronapandemie Länder und Menschen rund um den Globus. In besonderem Maße werden allerdings die ohnehin ärmeren Regionen der Welt unter den Auswirkungen leiden. Denn hier sind die Gesundheitssysteme und die Wirtschaft weit weniger belastbar, soziale Sicherungsnetze gibt es nur selten. Es steht zu befürchten, dass viele Länder in ihren erreichten Entwicklungen zurückgeworfen werden.
Um die Pandemie und ihre Folgen zu bekämpfen, bedarf es einer gemeinsamen Reaktion auf internationaler Ebene. Dazu arbeitet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eng mit wichtigen Akteuren wie beispielsweise Europäischer Union (EU), Vereinten Nationen (VN), Internationalem Währungsfonds (IWF) und G20 zusammen. Gleichzeitig werden die Maßnahmen auf nationaler Ebene verstärkt. Am 23. April 2020 veröffentlichte das BMZ ein Corona-Sofortprogramm. Darin kündigt das Ministerium an, den gesamten Entwicklungsetat des laufenden Jahres zur Stabilisierung der Partnerländer einzusetzen: 1 Milliarde Euro wird 2020 gezielt zur Bewältigung der Krise zur Verfügung gestellt, laufende Programme zur Nothilfe, Flüchtlingsversorgung und Krisenbewältigung werden umgestaltet.
Bereits seit Beginn der Pandemie stärkt das Ministerium gezielt die Gesundheitsinfrastruktur in Entwicklungsländern – insbesondere mit Hygienemaßnahmen, mit der Ausbildung von medizinischen Fachkräften für eine verbesserte Diagnostik und Behandlung von Erkrankten sowie Maßnahmen zur Stärkung von Meldesystemen. So bereiten in der "Schnell einsetzbaren Expertengruppe Gesundheit" (SEEG) Expertinnen und Experten des Robert-Koch-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH den Aufbau benötigter Diagnostik in verschiedenen Ländern vor. Dies soll sie in die Lage versetzen, Infektionen mit dem Virus schnell und verlässlich nachzuweisen.
Neben den unmittelbaren gesundheitlichen wird die Krise aber auch fatale wirtschaftliche Folgen für die ärmeren Weltregionen haben. Fast 100 Milliarden US-Dollar an Kapital wurde bereits aus dem globalen Süden abgezogen. Das schwächt die Volkswirtschaften weiter, viele ärmere Staaten drohen in der Krise zahlungsunfähig zu werden. Besonders exportorientierte und rohstoffproduzierende Länder wird es hart treffen.
Wenn globale Lieferketten zusammenbrechen, droht vielen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern ohne Arbeit, Einkommen und einer staatliche Grundsicherung der Ruin. Geschätzte 20 Millionen Arbeitsplätze werden allein im Tourismussektor wegbrechen, ein ähnliches Ausmaß droht der Textilwirtschaft. In Afrika ist Schätzungen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) zufolge jeder zweite Arbeitsplatz gefährdet. Hier will das BMZ gezielt gegensteuern. So soll zum Beispiel die Sonderinitiative „Ausbildung und Beschäftigung“ auf den Erhalt von Arbeitsplätzen ausgerichtet und ihre Maßnahmen verstärkt werden.
Internationalen und auch deutschen Unternehmen kommt jetzt eine wichtige Rolle dabei zu, die schlimmsten Auswirkungen der Krise abzufedern. Sei es durch die kurzfristige Umverteilung von Produktionskapazitäten oder dadurch, ihre Innovationskraft für Strategien gegen die Auswirkungen der Krise zu nutzen. Sie sind in besonderem Maße gefordert, die Basisversorgung sicherzustellen, Lieferketten aufrecht zu erhalten und Jobs zu sichern, um den Menschen in den ärmeren Weltregionen eine Perspektive zu bieten. Auf diesem Weg werden sie durch vielfältige Angebote der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Bewährte Formate wurden weiter ausgebaut, um unternehmerisches Engagement in Zeiten der Coronakrise abzusichern und weiter zu fördern:
Zusätzlich zu den regulären Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft können über develoPPP.de ab sofort auch Projekte gefördert werden, welche gezielt die Auswirkungen der Coronapandemie abmildern. Dabei können bei einer maximalen Fördersumme von 200.000 Euro bis zu 100 Prozent der Kosten übernommen werden.
Die KMU-Finanzierung soll über bestehende Fonds ausgebaut werden. Im Rahmen von AfricaConnect werden nun auch Darlehen zur Überbrückung von krisenbedingten Liquiditätsengpässen und zum Erhalt von Arbeitsplätzen in Afrika vergeben.
Auf einer neuen Themenseite der Plattform leverist.de können Unternehmen aus aller Welt konkrete krisenbedingte und entwicklungsrelevante Bedarfe veröffentlichen lassen und sich mit passenden Partnern vernetzen – zum Beispiel mit Akteuren aus der Entwicklungszusammenarbeit oder auch mit Zulieferern.
Im lab of tomorrow können in einem verkürzten Innovationsprozess unternehmerische Lösungen zu Corona-spezifischen Herausforderungen entwickelt werden – interdisziplinär und digital.
Auf der Homepage des Textilbündnisses finden Unternehmen aktuelle Informationen zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Textillieferketten und zur Situation in den wichtigsten Produktionsländern sowie Empfehlungen zum Umgang mit diesen Risiken.
Eine Übersicht zu den aktuellen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten des BMZ, Beratung und lokale Ansprechpartner bietet die Sonderseite der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung
Die Autorin Judith Geller ist im EZ-Scout Programm tätig, das die GIZ im Auftrag des BMZ umsetzt.