Die WTO und ihre Relevanz für Unternehmen

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spielen in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle. Sie werden sogar als Rückgrat der europäischen Wirtschaft bezeichnet. Zahlreiche Arbeitsplätze und ein gesteigertes Wirtschaftswachstum gehen mit den rund 23 Millionen KMU in Europa einher (99,8 Prozent der Unternehmen in Europa). International sind rund 95 Prozent der Unternehmen KMU; sie decken 60 Prozent der Arbeitsplätze ab. Wichtige Lieferketten von beispielsweise Medizinprodukten beinhalten vollständig oder teilweise KMU.  

Definition "Kleine und Mittelständische Unternehmen"

Nach der Definition der Europäischen Union (EU) haben KMU weniger als 250 Beschäftigte. Zudem liegt der Jahresumsatz bei maximal 50 Millionen Euro oder bei einer Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro. Für die Inanspruchnahme von Förderprogrammen ist die Definition und Unterscheidung zu großen Unternehmen essenziell.

Die WTO unterteilt die KMU in weitere Kategorien und spricht von MSMEs (Micro, small and medium-sized enterprises):

Aktuelle Herausforderungen

KMU stehen häufig vor großen Herausforderungen, von denen große Unternehmen zumeist nicht im selben Ausmaß betroffen sind. Denn diese können auf einen größeren Ressourcenbestand zurückgreifen. KMU werden mit unter anderem folgenden Herausforderungen konfrontiert:

• Fachkräftemangel
• Digitalisierung
• Nachhaltigkeit 
• Unternehmensnachfolge
• Lieferkettenproblematik

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen und dem enormen Potenzial, das KMU im Hinblick auf die Wirtschaftsleistung und der globalen Wertschöpfungsketten vorweisen können, setzt sich die WTO in Form von Arbeitsgruppen, Events, Gesprächskreisen und Tools für KMU ein.

Die KMU-Politik in der WTO

Seit der 11. WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires (2017) setzt sich die sogenannte informelle Arbeitsgruppe für die Belange der KMU ein. Sie besteht mittlerweile aus 99 WTO-Mitgliedern. Sie haben sich dazu verpflichtet, KMU vollständig in den internationalen Handel zu integrieren und dafür entsprechende Lösungen zu erarbeiten.

Aktuelles Arbeitsprogramm

Auf der Sitzung Mitte März 2023 genehmigte die Gruppe das neue Arbeitsprogramm, das fünf Kernthemen in den Fokus nimmt:

1. Verbesserung des Informationszuganges für KMU
2. Verstärkte Einbeziehung von KMU in den internationalen Handel
3. Bereitstellung politischer Leitlinien
4. Umsetzung des Pakets aus dem Jahr 2020
5. Verstärkte Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft

Paket mit Empfehlungen und Erklärungen

Die WTO-Arbeitsgruppe für KMU hat am 11. Dezember 2020 ein Paket mit sechs Empfehlungen und Erklärungen verabschiedet, um KMU zu unterstützen. Das Paket enthält eine Reihe freiwilliger und unverbindlicher Empfehlungen, die folgende Themen abdecken: 

1. KMU-bezogene Informationen im Rahmen der Trade Policy Reviews
2. Zugang zu Informationen
3. Handelserleichterungen für KMU
4. Einbeziehung von KMU in regulatorische Entwicklungen
5. Umsetzung des Beschlusses über die Integrierte Datenbank (IDB)
6. Zugang zu Finanzmitteln und grenzüberschreitenden Zahlungen

Trade-Helpdesk für KMU

Im Zuge der 11. Ministerkonferenz hat die WTO in Zusammenarbeit mit dem International Trade Centre (ITC) und United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) einen Trade-Helpdesk entwickelt. Hier können sich KMU kostenlos über internationale Handelsregeln informieren.

Trade4MSMEs-Plattform

Das von der WTO-Arbeitsgruppe im Dezember 2021 veröffentlichte Tool Trade4MSMEs stellt einerseits für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU/MSMEs) und andererseits für politische Entscheidungsträger und Forscher vielfältige Leitfäden (MSME Guides/Policymaker Guides) sowie allgemeine Informationen zu verschiedenen Handelsthemen (MSME Library/Policymaker Library) zur Verfügung.

Weitere Informationen zu KMU in der WTO:

• Aktuelle Entwicklungen und Neuigkeiten zu KMU (MSMEs) in der WTO
• Arbeitsdokumente und Erklärungen der Arbeitsgruppe
• WTO-Datenbank: MSME references in trade policy reviews

Die KMU-Politik in der EU 

In der EU gelten KMU in vielen Bereichen als Vorreiter. Um daran festhalten zu können, fördert die EU die KMU bereits durch KMU-Förderprogrammen und spezifischen KMU-Wettbewerbsregeln. Die KMU-Politik der EU möchte unter anderem folgende Bereiche dadurch fördern:

• Unternehmerische Fähigkeiten und Unternehmensgeist
• Marktzugang für KMU
• Abbau bürokratischer Hindernisse
• Verbesserung des Wachstumspotenzials der KMU
• Stärkung des KMU-Austausches/Dialogs

Die sogenannte KMU-Strategie der Europäischen Kommission für ein nachhaltiges und digitales Europa fokussiert dabei folgende Schlüsselbereiche: nachhaltige und digitale Transformation, freie Geschäftsausübung im Binnenmarkt und bessere Rechtsdurchsetzung sowie besserer Zugang zu Finanzmitteln. Damit trägt die Strategie unter anderem bei der Umsetzung des europäischen Green Deals bei.

Von Melanie Hoffmann | Bonn

Die WTO strebt mit dem Abbau von Handelshemmnissen einen freien Handel an, wovon auch die Unternehmen deutlich profitieren.

Einheitliche Standards und Normen

Der Abbau von Handelshemmnissen und die zunehmende Anzahl von Freihandelsabkommen ermöglichen eine Angleichung von Standards und Normen. Dies vereinfacht den organisatorischen Aufwand und die Umsetzung bestimmter Regeln in Unternehmen und senkt gleichzeitig Kosten.

Erschließung neuer Märkte 

Zudem ist der Eintritt in fremde Branchen und Märkte ohne Handelshemmnisse einfacher. Die Erschließung neuer Märkte steigert die Bekanntheit der Unternehmen und den Absatz. Dies wiederum wirkt sich positiv auf den Wohlstand der Bevölkerung aus, da sich nicht nur das Produktangebot vergrößert, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen werden.

Kostensenkung und steigende Exportkraft

Handelsbarrieren sind jährlich mit hohen Kosten verbunden. Unternehmen zahlen jedes Jahr mehrere Milliarden Euro, um Waren zu importieren und exportieren. Die steigenden Handelsbarrieren der letzten Jahre gelten vielfach als Auslöser der sinkenden Exportkraft vieler Unternehmen.

Wettbewerbsvorteile durch WTO-Mitgliedschaft

Nach den Grundsätzen der WTO sind alle WTO-Mitglieder gleich zu behandeln. Dies hat vor allem Auswirkungen auf die Höhe von Zöllen und den Erlass nicht-tarifärer Handelshemmnisse. Demnach können in einem WTO-Mitgliedstaat ansässige Unternehmen nur in Höhe der maximal vereinbarten Zölle belastet und nicht-tarifäre Maßnahmen können nur unter bestimmten Voraussetzungen erlassen werden. Dies hat folglich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Unternehmen zur Folge, die in einem Staat ansässig sind, der nicht WTO-Mitglied ist.

Vorteile auf den Punkt gebracht

Ein freier Handel ohne Barrieren bringt folglich Wohlstand im Inland, fairen internationalen Wettbewerb sowie transparente und einheitliche Regeln.

Weitere Themen und Informationen:

• Fact Sheet zur WTO: "Das WTO-Recht: Relevanz für Welthandel und Unternehmen"
• Fact Sheet "Freihandelsabkommen - Zur Öffnung von Märkten"

Von Melanie Hoffmann | Bonn

Die verschiedenen Tools bieten Informationen zu den unterschiedlichsten Themen, von nichttarifären Handelshemmnissen für landwirtschaftliche Waren über Umweltmaßnahmen bis hin zu regionalen Freihandelsabkommen. Wir stellen Ihnen einige der WTO-Onlinesysteme vor, die für Unternehmen eine Unterstützung darstellen können. Bitte beachten Sie dabei, dass das WTO-Recht für Staaten eine unmittelbare Wirkung vorsieht, jedoch nicht für Unternehmen.

Agriculture Information Management System

Das System ermöglicht Zugang zu Dokumenten und Aufzeichnungen, die im Rahmen des WTO-Übereinkommens über die Landwirtschaft relevant sind. Nutzer haben die Möglichkeit, tarifäre sowie nichttarifäre Hemmnisse des landwirtschaftlichen Sektors zu identifizieren sowie gezielt nach entsprechenden Handelsmaßnahmen zu recherchieren. 

Weitere Informationen sowie Zugang zum System

Environmental Database

Diese Datenbank sammelt die von den WTO-Mitgliedern eingereichten umweltbezogenen Notifizierungen sowie die in den handelspolitischen Überprüfungen erwähnten Umweltmaßnahmen.

Weitere Informationen sowie Zugang zur Datenbank

ePing SPS & TBT Notification Alert System

Die Plattform bietet Informationen zu technischen Handelshemmnissen (TBT), sanitären und phytosanitären Maßnahmen (SPS) sowie zu länderspezifischen Produktanforderungen. Nutzer können Informationen zu Neuigkeiten in Form der E-Mail-Benachrichtigung (Alerts) erhalten, über einen Filter nach konkreten Informationen recherchieren sowie auf Fachwissen in Form von zum Beispiel Video Tutorials zurückgreifen.

• Weitere Informationen zu ePing sowie Zugang zur Plattform
• Datenbank gemeldeter SPS-Maßnahmen: Information Management System
• Datenbank gemeldeter TBT-Maßnahmen: Information Management System

GATT Disputes Database

Die Datenbank ermöglicht gezielte Recherchen zu den über 300 GATT-Streitbeilegungsverfahren. Nutzer dieser Datenbank können kurze Erläuterungen zum Thema, aber auch konkrete Berichte, Visualisierungen und Grafiken sowie Dokumente zu verschiedenen Regeln und Verfahren der GATT-Streitbeilegung abrufen. 

Weitere Informationen zur Datenbank sowie Zugang zur Datenbank

General Council ePortal

Die Datenbank bietet Zugang zu Dokumenten, Entscheidungen, Protokollen sowie Fragen, die im Allgemeinen Rat aufgeworfen und diskutiert wurden. Die Datenbank reicht bis ins Jahr 1995 zurück und soll folglich für mehr Transparenz sorgen.

Weitere Informationen zum Portal sowie Zugang zum Portal 

Global Services Trade Data Hub

In dieser Datenbank gibt es einen umfassenden Überblick über den weltweiten Dienstleistungshandel. Unter anderem werden die digitalen Dienstleistungen und Unternehmensdienstleistungen umfassend dargestellt. Ferner gibt es eine Auflistung von Dienstleistungen getrennt nach Erbringungsarten. 

Weitere Erklärungen und Zugang zur Datenbank

Global Trade Helpdesk

Die Datenbank unterstützt beim Warenverkehr zwischen verschiedenen Staaten. Nutzer können produktspezifisch nach Zoll- und Steuerabgaben, Marktzugangsvoraussetzungen, Markttrends sowie potenziellen Abnehmern und Partnern recherchieren. 

Weitere Informationen sowie Zugang zur Datenbank

Goods Schedule e-Library / Tariff Profiles

Das Onlineportal stellt die WTO-Schedules (Listen der Zugeständnisse) aller WTO-Mitglieder zur Verfügung und ermöglicht Nutzern somit, die länderspezifischen Listen sowie Daten und Dokumente dazu einsehen zu können. Neben den konkreten Listen stellt das Tool ebenfalls allgemeine Informationen zu dieser Thematik zur Verfügung.

• Informationen zu den Listen der Zugeständnisse
• Zugang zur Datenbank "Goods Schedules"
• Übersicht der länderspezifischen Tariff Profiles

HS-Tracker

Der sogenannte HS-Tracker stellt relevante Informationen, Dokumente und Visualisierungen zu verschiedenen Überarbeitungen der HS-Nomenklaturen zur Verfügung. Änderungen im Harmonisierten System (HS) können so schnell und einfach recherchiert und nachvollzogen werden. 

Weitere Informationen zum HS-Tracker sowie Zugang zum Tool

Import Licensing Notification Portal

Mitglieder können über das Portal Notifizierungen einreichen und kommen somit ihrer Verpflichtungen aus dem Übereinkommen über Einfuhrlizenzverfahren nach. Mithilfe des Portals sollen Prozesse beschleunigt und der Zugang zu Informationen erleichtert werden.

Weitere Informationen und Zugang zum Portal

Import Licensing Procedures Website

Nutzer können allgemeine Informationen zum Übereinkommen über Einfuhrlizenzverfahren abrufen, nach konkreten Notifizierungen und laufenden Notifizierungsprozessen recherchieren sowie entsprechende Dokumente einsehen.

Weitere Informationen und Zugang zur Internetseite

Rules of Origin Facilitator 

Das Tool ermöglicht Unternehmen, zahlreiche und relevante Informationen zu möglichen Freihandelsabkommen zu erlangen. 

Weitere Informationen zum Tool sowie Zugang zum Tool

Regional Trade Agreements Database 

Übersicht aller weltweit notifizierten Handelsabkommen. Nutzer können nach entsprechenden Abkommen recherchieren, Daten und Dokumente einsehen sowie Entwicklungen in Form von Grafiken verfolgen. 

Weitere Informationen sowie Zugang zur Datenbank

Informationen zu allen Präferenzhandelsabkommen der WTO-Mitglieder: Database on Preferential Trade Arrangements

Subsidy Platform

Die Plattform bündelt Informationen zu Art, Umfang und wirtschaftlichen Auswirkungen von Subventionen. Sie trägt somit dem Transparenzgedanken Rechnung.

Weitere Informationen sowie Zugang zur Plattform

Trade4MSMEs-Plattform

Das Tool richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmen (KMU/MSMEs) und an politische Entscheidungsträger und Forscher. Vielfältige Leitfäden (MSME Guides/Policymaker Guides) sowie allgemeine Informationen zu verschiedenen Handelsthemen (MSME Library/Policymaker Library) stehen zur Verfügung. 

Weitere Informationen zu Trade4MSMEs sowie Zugang zum Tool

Trade Facilitation Agreement Database

Die Datenbank bündelt zahlreiche Informationen zum Trade Facilitation Agreement (TFA), ermöglicht Nutzern, den aktuellen Umsetzungsstand der jeweiligen Staaten sowie konkrete Notifikationen und Ratifikationen einzusehen. 

Weitere Informationen sowie Zugang zur Datenbank

Trade Monitoring Database

Nutzer dieser Datenbank können nach konkreten Handelsmaßnahmen, die die Bereiche Handel, Dienstleistungen und geistiges Eigentum betreffen, recherchieren. Neben handelsbeschränkenden Maßnahmen bildet die Datenbank auch Handelserleichterungen ab.

Weitere Informationen sowie Zugang zur Datenbank

Trade Remedies Data Portal

Das Portal bietet Zugang zu allen Antidumping- und Ausgleichsmaßnahmen, die von WTO-Mitgliedern gemeldet wurden.

Weitere Informationen sowie Zugang zum Portal

Quantitative Restrictions Database

Die Datenbank ermöglicht Nutzern, nach Informationen zu Handelsbeschränkungen und -verboten zu recherchieren sowie Diagramme dazu abzurufen. Zudem stellt die WTO grundlegende Informationen zum Thema Handelsbeschränkungen zur Verfügung. 

Weitere Informationen zur Datenbank sowie Zugang zur Datenbank

WTO Stats Dashboard

Das Dashboard stellt Statistiken über den Warenhandel und den Handel mit Dienstleistungen, Marktzugangsindikatoren (gebundene, angewandte und präferenzielle Zölle) und Informationen zu nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. Nutzer können zwischen drei Ansichten (Merchandise Trade, Commercial Service Trade und Market Access) wechseln.

Weitere Informationen und Zugang zum Dashboard

Weitere Datenbanken der WTO

Übersicht aller Datenbanken der WTO

Von Melanie Hoffmann | Bonn