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Internationale Geber und Investoren aus der Privatwirtschaft treiben Projekte voran. Gegen den Import von Milchpulver formiert sich ein länderübergreifender Protest.
01.03.2021
Von Wolfgang Karg | Berlin
In Benin soll die Verwertung von Ananasresten ausgebaut werden. Die belgische Entwicklungsagentur Enabel hatte dazu einen Wettbewerb ausgelobt. Von den rund 40 eingereichten Projektideen wurden fünf prämiert und sollen in Pilotprojekten starten. Die bei der Verarbeitung von Ananas anfallenden Reste sollen dabei für die Produktion von Keksen und die Herstellung von Tierfutter verwendet werden. In weiteren Vorhaben werden Pulver und Pulpe auf Ananasbasis produziert sowie Reste zu organischem Dünger verarbeitet und als Basis für eine Pilzzuchtanlage eingesetzt. Enabel leistet technische und finanzielle Unterstützung.
In Côte d'Ivoire hat der Nationale Cashew-Baumwoll-Rat (CCA) eine Plattform für die Cashew-Verarbeitung initiiert. Die industrielle Verarbeitung der vor allem für den Export angebauten Cashew-Nüsse soll in den Gebieten von Bondoukou und Korhogo durch verstärkte Investitionen in Maschinen und Anlagen vorangetrieben werden. Die Elfenbeinküste ist der weltweit größte Produzent der Nüsse.
Die ivorische Brauerei Solibra hat die Anteile des Getränke-Distributors Sicodis übernommen. Beide sind Tochtergesellschaften der französischen Castel-Gruppe. Sicodis ist auf die Distribution, Verpackung und Konfektionierung von Getränken fokussiert. Die französische Gruppe BGI–Castel ist in elf afrikanischen Ländern mit 42 Brauereien aktiv. In der Elfenbeinküste kämpfen Solibra und die Heineken-Tochter Brassivoire seit Jahren um den wachsenden Biermarkt des Landes.
Die Regierung der Elfenbeinküste will den Anbau von Reis in 5 Jahren verdoppeln. Dazu wurden Abkommen mit Bayer, dem norwegischen Düngemittelhersteller Yara, der marokkanischen OCP-Gruppe sowie Solevo Cote d'Ivoire getroffen. Solevo vertreibt Chemikalien und Anlagen für die Landwirtschaft und gehört den Investmentfirmen Helios Investment Partners (Vereinigtes Königreich) und Temasek (Singapur). OCP ist Weltmarktführer im Bereich Phosphat und dessen Nebenprodukte. In ihrer Nationalen Reisentwicklungsstrategie strebt die ivorische Regierung bis 2025 zunächst die Selbstversorgung mit Reis an, später auch den Export. Dazu sind mehr Investitionen in Maschinen und Anlagen nötig. Bislang muss das Land die Hälfte seines Reisbedarfs von jährlich 2,7 Millionen Tonnen durch Importe abdecken.
Der britische Agrarkonzern Dekel Agri-Vision will seine Palmöl-Aktivitäten in Côte d'Ivoire ausbauen. Auf der Plantage des Konzerns in Ayenouan ist die Produktion 2020 gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent auf rund 1.800 Tonnen gestiegen. Dort betreibt Dekel auch eine der größten Palmöl-Mühlen in Afrika. Die Weltmarktpreise für das in Europa teilweise umstrittene Pflanzenöl haben jüngst zugelegt. Neben Palmöl ist Dekel in der Elfenbeinküste auch beim Anbau von Cashew-Nüssen aktiv.
Die Regierung von Kamerun will die Wertschöpfung bei Milch, Honig, Vieh und Geflügel ausbauen. Dazu sollen mit Mitteln des Livestock Development Project (Prodel) der Weltbank fünf Verarbeitungszentren gebaut werden. Private Investoren sollen die Projekte kofinanzieren. Entstehen sollen eine Molkerei für UHT-Produkte, Schlachthöfe für Schweine- und Rindfleisch sowie Geflügel und eine Verarbeitungsanlage für Bienenprodukte wie dem weißen Oku-Honig.
Der Senegal hat 2020/2021 eine Rekordernte bei Getreide verzeichnet. Mit geschätzten 4 Millionen Tonnen konnte die Getreidemenge im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent gesteigert werden. Die Reisernte stieg um 26 Prozent auf 1,45 Millionen Tonnen, die Hirseproduktion um 48 Prozent auf rund 1,2 Millionen Tonnen. Ein dickes Plus mit jeweils 44 Prozent gab es auch bei Sorghum (389.000 Tonnen) und Mais (766.000 Tonnen). Die Rekordernte dürfte zu verstärkten Investitionen in Maschinen und Anlagen zur Weiterverarbeitung von Getreide führen.
Japan stellt für den Ausbau der Reisproduktion im Senegal umgerechnet rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Im Tal des Flusses Senegal soll damit in die Bewässerung der Reisfelder investiert werden. Entlang des Flusses könnte Reis auf etwa 240.000 Hektar angebaut werden. Bislang wird nur ein Teil davon genutzt. Für 2020/21 wird im Senegal eine Reisernte von 1,45 Millionen Tonnen erwartet, das sind 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Bedarf der Bevölkerung liegt bei rund 1,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Der Bedarf an Verpackungsanlagen für Reis dürfte weiter steigen.
Mehr Wettbewerb in der Bierproduktion soll es in Togo geben. Seit Mitte 2020 produziert die Société Nouvelle de Boissons (SNB) ihr erstes Lagerbier namens "Djama Pilsner". Das Unternehmen wird von der Sozialversicherungskasse und der Nationallotterie Togos finanziert. Bislang war der Biermarkt des Landes von der Brasserie du Bénin Lomé (BB Lomé) und den Brasseries et Glacières Internationales (BGI) dominiert. BGI ist eine Tochtergesellschaft der französischen Castel-Gruppe. Der neue Herausforderer SNB will auch Softdrinks und Fruchtcocktails herstellen und dazu in neue Anlagen investieren. Zukünftig sollen auch die Nachbarländer Mali, Niger und Côte d'Ivoire beliefert werden.
In Westafrika gewinnt eine Kampagne zur lokalen Milchproduktion an Unterstützung. Mit dem Slogan "Meine Milch ist lokal" protestieren Landwirte, Molkereien und Organisationen gegen den Import von Milchpulver. In Burkina Faso, Mali, Senegal, Mauretanien, Niger und im Tschad ist "Mon Lait Est Local" aktiv. Im Jahr 2018 wurden allein aus Europa fast 280.000 Tonnen Milchpulver nach Westafrika exportiert. Rund 80 Prozent der dort benötigten Milch werden importiert. Eine Ausweitung der lokalen Produktion in diesen Ländern erfordert jedoch massive Investitionen in Anlagen für Gewinnung, Lagerung, Transport und Weiterverarbeitung von Frischmilch.
Stand: 31. Januar 2021