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Branchen | West- und Zentralafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Wertschöpfungsketten in vielen Sektoren im Umbruch

In den Ländern der Region Westafrika fließen zunehmend Investitionen in die Produktion und Auslieferung lokaler landwirtschaftlicher Produkte.

Von Corinna Päffgen, Wolfgang Karg | Accra, Berlin

Westafrika will Getreideimporte aus der Ukraine weiter reduzieren

Viele Länder in Westafrika sind noch immer stark auf Getreideimporte aus der Ukraine und Russland angewiesen. Eine Steigerung der eigenen Getreideproduktion wegen des Krieges in der Ukraine wird nun erst recht mit Nachdruck angestrebt. Dies dürfte mittelfristig mehr Investitionen in Maschinen und Anlagen anziehen. So unterstützt USAid im Senegal das Unternehmen Aïssatou Gaye mit umgerechnet rund 450.000 Euro zum Ausbau der Lieferketten für Reis in der Region Ross Bethio. Das Unternehmen arbeitet bereits mit mehr als 1.500 Reisfarmern zusammen.

In Burkina Faso erweitert Agroserv Industries seine Zusammenarbeit mit Maisanbauern. Agroserv Industries fungiert als Zwischenhändler. Bis 2024 soll die Menge des für den Export bestimmten Mais von 500 Tonnen auf 2.000 Tonnen gesteigert werden.

Mali Shi SA will mehr Foniohirse anbauen. Das Unternehmen plant, umgerechnet mehr als 10 Millionen Euro in Anbau und Export von Fonio zu investieren. Das Getreide wächst auch auf wenig fruchtbaren Böden und gilt in Westafrika als traditionelle Delikatesse.

Küstenstaaten setzen auf Ausbau von Fischerei und Viehzucht

Eine bessere Nutzung der Fischbestände im Atlantik und in Binnengewässern haben sich eine Reihe von westafrikanischen Ländern zum Ziel gesetzt. Damit soll die Versorgung der eigenen Bevölkerung verbessert und der Export angeregt werden. Im Januar 2022 beschloss die ivorische Regierung ein neues Programm zur Förderung von Aquakulturen namens PSTACI aufzulegen. Ab 2030 will das Land dadurch etwa 500.000 Tonnen Fisch zusätzlich ernten, in eigens dafür geschaffenen Wirtschaftszonen für nachhaltige Aquakultur (ZEAD). Pilotfarmen sollen an den Seen in Koubi und Loka sowie in Grand Lahou entstehen, mit Anlagen zur Fischverarbeitung und dafür benötigten Kühlketten.

Auch Kamerun setzt mit seinem neuen Programm PPEA auf Aquakulturen. In fünf der zehn Regionen des Landes soll mithilfe der UN-Agentur IFAD die Unterstützung für Fischzüchter verbessert werden. Die Regierung in Kamerun strebt eine Jahresproduktion von 100.000 Tonnen an.

In der Demokratischen Republik Kongo hat die GoCongo Holding mit PHL den zweitgrößten Viehzuchtbetrieb des Landes übernommen. Die Pastorale du Haut-Lomami (PHL) verfügt über einen Rinderbestand von 24.000 Tieren auf einem 250.000 Hektar großen Gelände in der Region Grand-Katanga. Damit verdoppelt die GoCongo Holding ihren Viehbestand im Land und will Fleischproduktion und -verarbeitung dort deutlich steigern. Die GoCongo Holding gehört zur Forrest Group des belgisch-neuseeländischen Unternehmers George Arthur Forrest.

Bio-Zertifizierungen für Landwirte werden wichtiger

Das beninische Unternehmen Tolaro Global hat vom West Africa Trade & Investment Hub (Trade Hub) von USAid rund 10 Millionen US-Dollar (US$) erhalten. Damit soll der Ausbau der Bio-Zertifizierung für Landwirte vorangetrieben werden, die Cashewnüsse anbauen. Bislang kann Benin sein Potenzial bei den beliebten Nüssen auf dem Weltmarkt nicht voll ausschöpfen. Tolaro Global arbeitet deshalb mit mehr als 3.800 Cashew-Erzeugern in Benin zusammen, um deren Erntemenge binnen drei Jahren auf 8.000 Tonnen zu verfünffachen. Partner von Tolaro Global ist Away4Africa aus den Niederlanden. Bislang wird ein Großteil der rohen Cashewnüsse aus Benin zur Weiterverarbeitung in Länder wie Indien und Vietnam exportiert.

In der Elfenbeinküste soll das Projekt EcoCajou ebenfalls die Wertschöpfungskette rund um Cashewnüsse verbessern. USAid unterstützt das Projekt mit 800.000 US$. Damit soll eine neue Verarbeitungsanlage mit einer Jahreskapazität von 15.000 Tonnen Rohnüssen errichtet werden. Das Projekt arbeitet mit mehr als 4.700 Landwirten zusammen, die Cashewnüsse als Haupteinnahmequelle nutzen.

Der Milchsektor in Nigeria verzeichnet schon seit Längerem ein verstärktes Engagement und steigende Investitionen von Unternehmen wie FrieslandCampina WAMCO Nigeria, Olam und Arla Foods. Ziel ist der Aufbau von Kapazitäten für die lokale Produktion von Milcherzeugnissen. Nigeria hat sich zum Ziel gesetzt, die Milchproduktion von derzeit etwa 600.000 Tonnen auf 1.700.000 Tonnen bis 2024 zu steigern, um die jährlichen Importe in Höhe von 1,5 Milliarden US$ zu reduzieren und mehr lokale Wertschöpfung zu erreichen. Erst kürzlich hat Olam Foods weitere fünf Milchsammelzentren im Bundesstaat Kano eröffnet, an die Bauern ihre Milch zur Weiterverarbeitung verkaufen können. Den Milchproduzenten werden für die Lieferung der Rohmilch Transportmittel wie Motorräder und speziell ausgestattete Dreiräder zur Verfügung gestellt.

Zum Aufbau eines modernen kommerziellen Milchviehbetriebes im Bundesstaat Kaduna ist das Unternehmen Arla Foods mit der singapurischen Tolaram Group ein Joint Venture eingegangen. Der Betrieb soll mit 400 Milchkühen gestartet werden, mit dem Ziel, etwa 10.000 Liter Milch pro Tag zu produzieren. Die Milch wird dann von der Arlas Molkerei zu Milchprodukten für den heimischen Markt weiterverarbeitet. Erwartet wird die Fertigstellung des Betriebes noch für 2022.

Investitionen in Anbau von Sheabutter, Kautschuk und Honig

Den Export von Sheabutter von Westafrika nach Europa und in die USA will Savannah Fruits Company ankurbeln. Dazu arbeitet das amerikanische Unternehmen mit dem Trade Hub Westafrika von USAid zusammen. Ziel ist der Ausbau der Kooperation mit Shea-Sammler, -Verarbeiter sowie Kooperativen in Ghana, Côte d'Ivoire und Mali.

In Côte d'Ivoire will Olam Agri Hevea seine Verarbeitungskapazität für Naturkautschuk bis Juli 2023 auf 88.000 Tonnen pro Jahr verdoppeln. Derzeit verarbeitet der Konzern mit Sitz in Singapur in seiner ivorischen Fabrik rund 6 Tonnen Rohkautschuk pro Stunde. Dazu arbeitet Olam mit 9.000 unabhängigen Erzeugern und 150 Genossenschaften in der Elfenbeinküste zusammen. Côte d’Ivoire ist mittlerweile mit 950.000 Tonnen geerntetem Rohkautschuk im Jahr 2020 zum viertgrößten Produzenten der Welt hinter Indonesien, Thailand und Vietnam aufgestiegen. 

Das senegalesische Unternehmen Bio African will seine Produktion von Honigspezialitäten erweitern. Die für europäischen Geschmack exotischen Geschmacksrichtungen umfassen Mango-, Zimt-, Ingwer-, Baobab- und Minzhonig in Bio-Qualität.

Ebenfalls im Senegal ist das Unternehmen Le Lionceau mit seiner Babynahrung auf der Erfolgsspur. Die Marke mit dem Logo eines Löwenbabies produziert mit 20 Mitarbeitern Bio-Nahrung für Babys und Kleinkinder. Dabei setzt Le Lionceau auf lokale Produkte wie Hirse, Fonio, Süßkartoffel, Moringa, Schwarzaugenbohne sowie die Wildfrüchte Ditakh, Bouye, Solom, Papaya und Mango. Daraus werden Babybrei, Kompott, Kekse und Müsli hergestellt.

Schweizer Maschinenbauer in Ghanas Kakaosektor aktiv

Ghana ist neben Côte d'Ivoire ein wichtiger Produzent von Kakao, beide Länder zusammen produzieren mehr als die Hälfte des weltweiten Kakaos. Bislang wurde der wertvolle Rohstoff vor allem unverarbeitet exportiert. Allerdings zieht der wichtige Sektor vermehrt Investitionen für den Aufbau von Verarbeitungskapazitäten vor Ort an. Das Unternehmen West African Mills verfügt über eine derzeitige Verarbeitungskapazität von 250 Tonnen pro Tag. Nun sollen etwa 5 Millionen US$ in die Modernisierung der Anlage für die Produktion von Kakaolikör und Kakaobutter fließen. Bestimmt sind die Produkte vor allem für den Export nach Europa und die USA.

Die ghanaische Regulierungsbehörde für Kakao - COCOBOD - hat mit dem Schweizer Maschinenbau-Unternehmen Bühler eine Vereinbarung getroffen: in Ghana sollen lokale Kakaoverarbeitungs- und Wertschöpfungskapazitäten mithilfe von Schulungen, Produktentwicklungen und Technologieberatungen aufgebaut werden. Bühler ist eines der weltweit führenden Unternehmen in Sachen Schokoladentechnologie und bietet Komplettlösungen für die Verarbeitung von Kakaobohnen zu hochwertigen Schokoladenmassen.

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