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Branchen | Zentralamerika und Karibik | Ernährungswirtschaft
Im Agrarsektor gibt es einige wenige kapitalkräftige Käufer. Die wichtigsten Kunden in Zentralamerika und der Karibik sind Betriebe, die für heimische Verbraucher produzieren.
10.02.2021
Von Sofia Hempel | Bonn
Zentralamerika und die Karibik sind Global Player, wenn es um den Export von Agrarprodukten wie Zucker, Kaffee, Ananas und Kakao geht. Trotzdem ist die Nachfrage nach Landtechnik in der Region gering: Insgesamt kommen die sechs zentralamerikanischen Länder Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama sowie der Karibikstaat Dominikanische Republik auf ein Importvolumen von 186 Millionen US-Dollar (US$).
Das liegt zum einen daran, dass in der Region nur ein kleiner Teil der landwirtschaftlichen Betriebe im größeren Umfang Maschinen einsetzt. Dazu zählen etwa kapitalkräftige Zucker- und Ananasproduzenten. Zum anderen ist der Gebrauch von Sä- und Erntemaschinen bei anderen wichtigen Kulturen wie Kaffee, Kakao und Bananen schwierig. Ein weiterers Manko: Beliebte Tropenfrüchte wie Ananas werden größtenteils unverarbeitet nach Europa und die USA exportiert, so dass die Betriebe nur wenig Verarbeitungsmaschinen nachfragen. Ähnliches gilt für Kaffee.
Die wichtigsten Kunden für Maschinenbauer sind daher vor allem Nahrungsmittelunternehmen, die für die heimischen Verbraucher produzieren. Größter Einzelmarkt für Landtechnikmaschinen sowie für Nahrungsmittelverarbeitungs- und Verpackungsmaschinen ist die Dominikanische Republik mit ihren knapp 11 Millionen Einwohnern. Rund 85 Prozent der von den Dominikanern konsumierten Produkten werden laut Regierungsangaben im Land hergestellt, allen voran Grundnahrungsmittel wie Reis, Eier, Milch und Schweinefleisch. Bei der Selbstversorgung steht die Dominikanische Republik damit deutlich besser da als andere Länder der Karibik oder Zentralamerikas. Kuba importiert sogar 70 bis 80 Prozent der im Land verbrauchten Getränke und Lebensmittel.
In den nächsten Jahren will die Dominikanische Republik ihre Lebensmittelproduktion weiter ausbauen. Bis 2030 um 60 Prozent, das geht aus dem Strategieplan der Regierung (Plan Estratégico del Sector Agropecuario) hervor. Hierzu sei es erforderlich, die Agrarflächen zu erweitern und insbesondere in die Bewässerung zu investieren, so Landwirtschaftsminister Osmar Benítez. Die zunehmende Dürre als Folge des Klimawandels stellt in der gesamten Region eine wachsende Herausforderung für die Landwirtschaft dar.
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Konsumenten tendieren immer stärker zu verarbeiteten Produkten. | Coronabedingter Einbruch im Tourismussektor und geringere Einkommen senken Lebensmittelnachfrage, vor allem nach teureren Produkten. |
Coronapandemie verstärkt Nachfrage nach lokalen Lebensmitteln. | Konkurrenz für zentralamerikanische Produzenten durch billige Schmuggelware aus Mexiko. |
Hohe Lohnkosten in einigen Ländern wie Costa Rica und Panama. | Hohe Transportkosten gehen zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit im Exportgeschäft. |
Wachsende Hygienestandards bei Wurst- und Fleischprodukten. | Mechanisierung von Anbau und Ernte bei wichtigen Agrarprodukten schwieirg. |
Hohe Abwesenheitsquote bei Personal verstärkt Druck zu Automatisierung in Lebensmittelproduktion. | Geringe Wertschöpfung bei wichtigen Exportprodukten wie Ananas, Kaffee und Kakao. |
Zweitwichtgster Einzelmarkt für Technikanbieter ist Guatemala, was zum einem ebenfalls an der recht großen lokalen Lebensmittelproduktion liegt. Hier hat beispielsweise ein regionaler Branchenriese, das Konglomerat CMI, seinen Sitz. Zum Produktportfolio des Unternehmens mit 40.000 Beschäftigten zählen Weizenprodukte wie Mehl, Kräcker und Pasta sowie Fleischerzeugnisse.
Wichtiger Kunde ist zum anderen die finanzkräftige Zuckerindustrie, die für den Export produziert. Gemäß den Angaben des Branchenverbandes Asazgua ist Guatemala der viertgrößte Zuckerexporteur der Welt. Die Branche besteht zwar aus gerade einmal elf Firmen, dafür sind sie allesamt vertikal integriert und entsprechend umsatzstark. Die Betriebe kümmern sich um den Anbau des Zuckerrohrs bis hin zur Raffinierung und Weiterverarbeitung des Zuckers zu Alkohol oder Sirup. Ein weiteres Standbein der Unternehmen ist die Energieerzeugung aus den Überresten der Zuckerrohrpflanzen.
Costa Rica war 2019 mit einem Ausfuhrvolumen von knapp 1 Milliarde US$ der mit großem Abstand weltgrößte Ananasproduzent. Auch beim Export von Ananassaft ist das Land führend, der Ausfuhrwert erreicht aber nur etwa ein Zehntel des Wertes von frischen Ananas. Da die Früchte über das ganze Jahr geerntet werden, sind Sä- und Erntemaschinen ununterbrochen im Einsatz und werden alle vier bis fünf Jahre erneuert. Laut dem Fachverband der Hersteller und Exporteure von Ananas CANAPEP gibt es landesweit 170 Produzenten, wobei US-amerikanische Agrarkonzerne wie Pindeco, ein lokales Tochterunternehmen von Del Monte, und Dole über den Großteil der Anbaugebiete verfügen.
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig in Costa Rica ist der Orangenanbau. Zwei einheimische Firmen beherrschen die Produktion und Weiterverbarbeitung von Orangen im Land: TicoFrut und Del Oro. Der größte Teil wird zu Fruchtsaftkonzentrat weiterverarbeitet und exportiert. Das United States Department of Agriculture geht davon aus, dass die Anbaufläche für Orangen in den kommenden Jahren unverändert bei 21.000 Hektar bleibt. Die Produzenten würden sich eher darauf konzentrieren, ertragreichere Sorten zu pflanzen und in die Bewässerung zu investieren.
Die Fleisch- und Milchwirtschaft ist in keinem Land ein wichtiger Kunde für Maschinenanbieter. Die meisten Rinder grasen in Nicaragua, dem größten regionalen Exporteur von Fleisch. Das Vieh versorgt sich also weitgehend selbst auf den Weiden. Das benachbarte Costa Rica hat einen kleineren Viehbestand und importiert trotzdem mehr milchwirtschaftliche Maschinen. Etwa 1.400 Milchproduzenten des Landes, vornehmlich kleine und mittlere Betriebe, liefern fast ausnahmslos an die Genossenschaft Dos Pinos, die den einheimischen Markt für Molkereiprodukte beherrscht.
Zu den führenden Molkeireunternehmen Zentralamerikas zählt indes die mexikanische Gruppe Lala. In den letzten Jahren hat sie etliche Produzenten in der Region aufgekauft. Aus dem costaricanischen Markt hat sich das Unternehmen allerdings im Dezember 2020 zurückgezogen. Begründung: Lala wolle sich stattdessen auf die Märkte in Guatemala und Nicaragua konzentrieren, wo es mehr Wachstumspotenzial gebe. Die 3 Millionen US$, die der Verkauf der Fabrik in Costa Rica generiert habe, wolle das Unternehmen unter anderem für Investitionen in neue Technik nutzen.
Organisation | Land | Anmerkung |
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CENGICAÑA (Centro Guatemalteco de Investigación y Capacitación de la Caña de Azúcar) | Guatemala | Brancheninitiative unterstützt die elf Mitgliedsunternehmen in technologischen Belangen und bei Themen wie Schädlingsbekämpfung, Digitalisierung und verbesserten Anbaumethoden |
Guatemala | Fachverband der Zuckerindustrie | |
Guatemala | Verband der Lebensmittel- und Getränkeproduzenten | |
Guatemala | Privater Verband exportorienterter Unternehmen, darunter aus der Agrarindustrie und Nahrungsmittelprodukion | |
La Cámara Nacional de Productores y Exportadores de Piña (CANAPEP) | Costa Rica | Fachverband der Ananasproduzenten |
Costa Rica | Milchgenossenschaft | |
Costa Rica | Verband der Lebensmittelproduzenten | |
Dominikanische Republik | Verband der Schweinehalter, Zahl der Mitglieder laut Verbandsangaben: 356 | |
La Asociación Dominicana de Factorías de Arroz | Dominikanische Republik | Verband der Reisfabrikanten und -mühlen |
Nicaragua | Investitionsförderagentur |