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Marktstruktur: Unternehmen punkten mit Erfahrung und Innovation

Eine starke heimische Landtechnik- und AgTech-Branche wird durch ein breites Angebot internationaler Hersteller ergänzt. Digitale Plattformen sind ein Schlüsselfaktor.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Argentiniens Landtechnikbranche gehört zu den am besten entwickelten Industriezweigen des Landes. Die Branche erzielte 2020 einen Gesamtumsatz von 1,43 Milliarden US-Dollar (US$). Besonders stark ist das heimische Angebot bei Sämaschinen, Feldspritzen, Vorsätzen und sonstige Geräte. Auch bei Erntemaschinen dominieren Maschinen aus lokaler Produktion den Markt (2020 mehr als zwei Drittel des Umsatzes). Wichtige Produktionscluster sind die Provinzen Buenos Aires, Santa Fé und Córdoba, die zusammen auch drei Viertel der Anbaufläche für Getreide und Ölsaaten auf sich vereinigen.

Ein breites Angebot an Landtechnik

Unternehmen wie Abelardo Cuffia (Marcos Juárez), D&E (Munro, Buenos Aires), ControlAgro (Avellaneda, Santa Fe) y Verion (San Martín, Buenos Aires) werden als Pioniere effizienter Sätechnik genannt. Die Hersteller Fertec (Marcos Juárez), Yomel (9 de Julio, Buenos Aires), Altina (Zenón Pereyra, Santa Fé) gelten als führend für Ausrüstungen zu Ausbringung von Düngemitteln. Die Unternehmen Metalfor (Marcos Juárez), Pla (Las Rosas) CNH (Córdoba), John Deere (Granadero Baigorria, Santa Fé) y Jacto (Arrecifes) sind in Argentinien führende Hersteller von Feldspritzen. Detaillierte Marktdaten liefert die Jahresstatistik des Verbandes der Vertragshändler ACARA.

Klarer Marktführer in Argentinien sind die Unternehmen John Deere und CNH. Die Marke John Deere führt mit einem Marktanteil von 36 Prozent bei Erntemaschinen und 34 Prozent bei Schleppern (jeweils 2020 in Einheiten). Bei Erntemaschinen folgen die Marken Case IH (27 Prozent) und New Holland (25 Prozent), vor Massey Ferguson, Vassalli und Claas (je 2 bis 3 Prozent in Einheiten). Bei Schleppern kommen New Holland, Case und Case IH zusammen auf 30 Prozent Marktanteil, dahinter liegt das heimische Unternehmen Pauny (19 Prozent).

Schon in den 1990er Jahren hatte das staatliche Agrartechnologieinstitut INTA mit GPS-Technologie erste Landkarten der geografischen Verteilung der Erträge  entwickelt. In der vergangen Dekade haben mehrere argentinische Hersteller Ertragsmonitore entwickelt. Unternehmen wie IGB (Laboulaye), Sensor (Totoras, Santa Fe) und Plantium (Villa Constitución, Santa Fe) machten Ertragsmonitore zu einem Schlüsselinstrument für den Erhalt von georeferenzierten Daten.

Digitale Plattformen beackern das Land

Digitale Landwirtschaftsplattformen wie FieldView, Auravant, My Data Plant, Skyfld und Optiagro sorgen für die Vernetzung von Maschinen, Satelliten und Kontrollstationen. Die Plattform Auravant lancierte im Mai 2021 eine neue Funktionalität, die es ermöglicht, hochauflösende Bilder, die von Drohnen aufgenommen wurden, zu importieren und als verfeinerte Ergänzung mit Satellitenaufnahmen zu kombinieren.

Deutsche Zulieferer der Agrarwirtschaft betreiben in Argentinien eigenen Plattformen für die digitale Landwirtschaft wie etwa die Chemieunternehmen Bayer und Helm, oder sie arbeiten mit verschiedenen in Argentinien etablierten Plattformen zusammen so etwa der Landtechnikhersteller Class mit FieldView von Bayer und der Agrarchemiefirma DVA Agro mit der Plattform Auravant. Ein wichtiger Kontakt und Vertriebskanal sind Agraringenieure wie Luis Verri, der mit seiner Firma Agronomy Tech Beratungsleistungen zur Anwendung der Präzisionslandwirtschaft für 50.000 Hektar Ackerland erbringt.

Ein gutes Ökosystem für AgTech-Startups  

Laut einer Studie, die von der Universität Austral mit Unterstützung von Endeavour, Glocal und The Yield Lab Institute durchgeführt wurde, verzeichnet das AgTech-Ökosystem in Argentinien rund hundert Startups, von denen nur sieben mehr als fünf Jahre alt sind. 70 Prozent der befragten Unternehmen erzielten im Jahr 2018 einen Umsatz von weniger als 1,5 Millionen US$. 57 Prozent der Unternehmen verkaufen ihre Lösungen im gesamten Landes. Nach Einschätzung der Unternehmen ist der nationale Markt für sich allein betrachtet eher klein, doch Argentinien sei ein guter Ausgangspunkt, um die Tauglichkeit von Produkten und Dienstleistungen zu testen und auf dieser Basis im globalen Markt zu expandieren. Nach Einschätzung von Endeavour braucht die Branche vor allem mehr Angelinvestoren um neue Projekte zu finanzieren. 

Satelliten für den Ackerbau

Das staatliche High-Tech-Unternehmen INVAP (Kernenergie, Raumfahrt, Industrie, Energie, IKT und technologische Dienstleistungen) übernahm 2017 die ein Jahr zuvor von privaten Unternehmern gegründete Technologie-Plattform Frontec (http://www.frontec.net/). Dieses Unternehmen integriert Raumfahrttechnik und Softwareentwicklung mit der Agrarwissenschaft, um die Produktivität des argentinischen Ackerbaus weiter zu steigern und innovative sowie nachhaltige Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion anzubieten.

Das argentinische Raumfahrtunternehmen Satellogic betreibt bereits mehr als 20 eigene Satelliten, die unter anderem Daten für die Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion liefern. Das 2010 gegründete Start-up hat bisher 110 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt, beschäftigt 190 Ingenieure für Satellitentechnik und vertreibt seine Dienstleistungen weltweit. Nach eigenen Angaben baut Satellogic die erste skalierbare Erdbeobachtungsplattform, die in der Lage ist, den gesamten Planeten sowohl mit hoher Frequenz als auch mit hoher Auflösung neu zu kartieren. Das komplett vertikal integrierte Unternehmen entwirft und projektiert seine Satelliten in Argentinien und montiert sie in Uruguay. Anfang 2021 schloss sich Satellogic mit dem Unternehmen SpaceX des us-amerikanischen Technologie-Tycoons Elon Musk zusammen um weitere Satelliten in Umlauf zu bringen.

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