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Geschäftspraxis

Der Marktzugang für ausländische Unternehmen ist leichter, wenn Projekte durch internationale Geberorganisationen gefördert sind.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Ägyptens wenige große Baufirmen verfügen über genügend nationale und internationale Erfahrung, auch in der Realisierung von Großprojekten. Die Einbindung internationaler Firmen schafft zusätzlich die Chance auf Bildung multinationaler Konsortien mit Zugang zu privatem Auslandskapital wie auch zu Entwicklungsbanken und Hilfsorganisationen.

Internationale bilaterale Finanzierung über Entwicklungsdarlehen oder Zuschüsse bildet durchaus eine nicht zu unterschätzende Erleichterung. Sie kann ein Türöffner sein für Firmen, die aus dem Geberland stammen, sei es als Baubeteiligte oder als Lieferanten von Maschinen und Ausrüstungen. Zu beobachten ist diese Form der Zusammenarbeit beispielsweise bei Bauabschnitten für die Metro in Kairo oder bei verwandten Aufträgen.

Local Content-Regeln beachten

Ausländische Unternehmen dürfen regulär nur 10 Prozent ausländische Arbeitskräfte einsetzen, der Rest müssen Beschäftigte aus Ägypten sein. In Ausnahmefällen ist maximal ein Anteil von 20 Prozent möglich. Dies ist jedoch mit Blick auf die Branche und die Lohnkosten gerade von theoretischer Bedeutung, da regelmäßig nur Management, Aufsicht, Technik und Maschinen aus dem Ausland kommen. Wenn es doch mal knapp wird mit dem ausländischen Anteil an Beschäftigten, wird der in der Regel lokale Projektpartner mit einbezogen in die Berechnung der Angestellten. Spätestens dann wird die 10-Prozent-Grenze unterschritten sein.

Bei Aufträgen von sogenannten Governmental Entities, die sehr große Auftraggeber sind, gilt ein Local Content von 40 Prozent. Über diese Pflicht sehen Auftraggeber hinweg - allerdings ist das Branchenexperten zufolge keine Großzügigkeit, vielmehr dient die Nachsicht zum Aufbau von Verhandlungsmasse.

Bisweilen kann es zur Verhängung von Schutzzöllen kommen (etwa für Stahl). Für ausländische Interessenten relevante Ausschreibungen werden nach international üblichen Mustern durchgeführt. Tender für Projekte, die durch internationale Geldgeber finanziert werden, sind daher eine gute Gelegenheit, sich innerhalb eines international bekannten Rahmens in einem neuen Markt zu engagieren. Im privaten Sektor gibt es häufig langjährig bestehende Beziehungen, so zwischen Immobilienentwickler und Hauptauftragnehmern oder Consultants. Auch eingespielte Lieferketten und eine bestimmte Auswahl an Subunternehmen bestimmen häufig den Markt.

Keine zentrale Anlaufstelle für Ausschreibungen

Zentrale Informationen oder Internetplattformen für Ausschreibungen existieren bislang nicht. Ministerien, Gouvernorate, öffentliche Dienststellen und Unternehmen schreiben für ausländische Interessenten oft kurzfristig aus. Entsprechende Ankündigungen erfolgen meist in ägyptischen Zeitungen auf Arabisch, insbesondere im Bereich der Untervergaben.

Große Tender werden auch in der Zeitung Al Ahram auf Arabisch und Englisch veröffentlicht. Die American Chamber of Commerce in Egypt bietet einen Tender Alert Service (TAS) für 17 Branchen/Sektoren an. Er speist sich unter anderem aus Auswertungen der Inlandspresse. Schließlich bietet auch der Egyptian Commercial Service des ägyptischen Außenministeriums Informationen zu Ausschreibungen.

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