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Branchencheck | Ägypten

In Ägypten erholen sich einige Branchen von Corona

Der Gassektor profitiert von höheren Preisen. Die Bauwirtschaft war selbst in der Krise resilient. Gesamtwirtschaftlich verbessern sich die Aussichten für das Jahr 2022.

Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

Ausländische Touristen kommen langsam wieder nach Ägypten und dürften den Konsum stützen. Die Exporte aller Branchen ziehen wieder an. Ein IHS-Einkaufsmanagerindex unter dem Wert von 50 signalisiert aber immer noch ein gedämpftes Geschäftsklima im privaten Nicht-Öl-Sektor. Risiken bestehen aktuell durch Lieferengpässe und höhere Preise bei bestimmten Vorprodukten aus dem Ausland, auf die die ägyptische Industrie angewiesen ist.

  • Chemieindustrie

    Die Erholung des Öl- und Gassektors wirkt sich positiv auf die ägyptische Petrochemie aus.

    Die Projektankündigungen in der Chemieindustrie haben 2021 deutlich zugenommen, auch durch ausländische Unternehmen. Der Grund liegt unter anderem in der Erholung des Öl- und Gassektors. Außerdem steigen die Weltmarktpreise für die wichtigen ägyptischen Exportprodukte Kunststoffe und Kunstdünger weiter an. Das Erdölministerium verfolgt mit seiner petrochemischen Strategie 2020 bis 2035 ehrgeizige Pläne. Insgesamt stehen elf Projekte im Wert von 19 Milliarden US-Dollar (US$) an. Hier sticht der geplante petrochemische Komplex in Ain Sokhna mit Kosten von 7,5 Milliarden US$ hervor.

    Weitere Informationen:

    Branche kompakt: Ägyptens Chemieindustrie auf Expansionskurs

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Energiewirtschaft

    Ägyptens Fortschritte bei erneuerbaren Energien ebnen Weg für grünen Wasserstoff.

    Erneuerbare-Energien-Projekte wie die Fotovoltaikanlagen in Benban und Qom Ombo oder der Windpark in Ras Ghareb legen die Grundlage für die Produktion von grünem Wasserstoff. Siemens und die belgische Deme Gruppe haben 2021 mit Ägypten entsprechende Pilotprojekte vereinbart. Weitere Unternehmen aus dem Ausland interessieren sich für das Thema. Investitionen stehen zudem für das überalterte Stromnetz an. Überschüsse an Strom sollen exportiert werden. Im Oktober 2021 sind Verträge zum Bau des lange geplanten 3.000 Megawatt-Interkonnektors mit Saudi-Arabien unterzeichnet worden.

    Weitere Informationen:

    Stromüberschüsse fließen vermehrt ins Ausland

    Branche kompakt: Privatsektor übernimmt tragende Rolle beim Ausbau der Windkraft

    Branche kompakt: Ägyptens Solarausbau boomt


    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Bauwirtschaft

    Auch während der Pandemie ist auf die Bauwirtschaft Verlass.

    Laut Fitch Ratings ist die ägyptische Bauwirtschaft 2020 trotz Coronakrise um 5,5 Prozent gewachsen und soll 2021 um 10 Prozent zulegen. Auch der gestiegene Zement- und Stahlverbrauch deutet auf eine verstärkte Bautätigkeit hin. Getragen wird diese Entwicklung durch Städtebauprojekte wie die neue Verwaltungshauptstadt oder New Alamein. Für die wachsende Bevölkerung werden pro Jahr 500.000 neue Wohneinheiten benötigt. Entsprechend steigt der Bedarf an Verkehrsinfrastruktur. Siemens wird in Ägypten eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke für eine Ost-West-Verbindung bauen.

    Weitere Informationen:

    Ägyptische Bauwirtschaft zählt zu den regionalen Schwergewichten

    Siemens erhält Zuschlag für Bahnprojekt in Ägypten

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Gesundheitswirtschaft

    Universelle Krankenversicherung und Bevölkerungsanstieg sorgen für Wachstum der Gesundheitswirtschaft.

    Im Jahr 2019 wurde in der Mittelmeerstadt Port Said erstmalig in Ägypten eine universelle Krankenversicherung eingeführt. Es soll 13 Jahre dauern, bis die Versicherung landesweit ausgerollt ist. Um für die wachsende Bevölkerung ein Mindestmaß an Gesundheitsschutz zu gewährleisten, sind massive Investitionen in das unterfinanzierte Gesundheitssystem nötig. Die Consultingfirma Colliers rechnet mit einem Finanzierungsbedarf zwischen 8 Milliarden und 13 Milliarden US-Dollar für 38.000 zusätzlich notwendige Krankenhausbetten bis zum Jahr 2030. Diese Kalkulation beruht auf Basis des bisherigen, im internationalen Vergleich niedrigen Wertes von 1,3 Betten je 1.000 Einwohner.

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei

    Neue Ackerflächen in der Wüste geplant.

    Westlich des Nildeltas soll in der Wüste eine landwirtschaftliche Fläche von 1 Million Feddan (1 Feddan = 4.200 Quadratmeter) entstehen. Das als New Delta bezeichnete Projekt befindet sich gegenwärtig in der Studienphase und hat zum Ziel, die starke Abhängigkeit Ägyptens von Agrarimporten wie Weizen, Linsen und Zucker zu verringern. Die Bewässerung soll durch Grundwasser erfolgen. Der Klimawandel, der äthiopische Nilstaudamm und das starke Bevölkerungswachstum machen eine effiziente Wassernutzung in der ägyptischen Landwirtschaft in Zukunft immer wichtiger.

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Bergbau

    Der Berg ruft und die Investoren kommen. Eine Gesetzesänderung weckt Interesse im Goldabbau.

    Ägypten verfügt über große Goldvorkommen von geschätzten 300 Tonnen. Dennoch haben Bergbauunternehmen das Land am Nil für mehrere Jahre gemieden. Grund dafür waren die unattraktiven gesetzlichen Rahmenbedingungen. Diese hat die Regierung im Jahr 2020 geändert. Die daraufhin ausgeschriebenen Lizenzen für die Exploration von Gold führten zu einer großen Resonanz. Insgesamt erteilte das Ministerium für Bergbau Zuschläge für 82 Explorationsblöcke mit geplanten Investitionen von rund 60 Millionen US-Dollar (US$). Bereits 2020 war der Goldexport um 50 Prozent auf einen Wert von 3 Milliarden US$ gestiegen.

    Weitere Informationen:

    Ägypten öffnet Bergbau – Suche nach Gold startet im März


    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Öl und Gas

    Neue Projekte dank gestiegener Weltmarktpreise.

    Nachdem die Notierungen für Öl und Gas weiter steigen, füllt sich im Upstreamsektor wieder die Projektpipeline. Nach einer coronabedingten Zwangspause hatte das ägyptische Erdölministerium Anfang 2021 neue Konzessionen im Wert von circa 1 Milliarde US-Dollar erteilt. Eine weitere Ausschreibung für 24 Explorationsblöcke erfolgte im Februar 2021. Auch die Gasexporte werden weiter zunehmen. Im ersten Quartal 2022 soll eine Pipeline in den Libanon reaktiviert sein. Und nach einer Pause von acht Jahren ist die zweite ägyptische Flüssiggasanlage in Damietta am Mittelmeer jüngst wieder in Betrieb gegangen.

    Weitere Informationen:

    Erdölministerium vergibt Explorationslizenzen

    Ägypten fördert Erdgas und Kooperation mit Nachbarn

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Nahrungsmittelindustrie

    Ägyptische Nahrungsmittelhersteller profitieren vom größten Markt in der MENA-Region.

    Ägyptische Nahrungsmittelhersteller können optimistisch in die Zukunft blicken. Die Bevölkerung nimmt zu und die Pro-Kopf-Kaufkraft steigt. Fitch Solutions schätzt, dass die Konsumenten 2020 insgesamt 52,4 Milliarden US-Dollar (US$) für Essen und Trinken ausgegeben haben. Die Nahrungsmittelhersteller beziehen ihre Maschinen vornehmlich aus dem Ausland - besonders häufig aus Deutschland. Ein Grund dafür ist die Exportstärke ägyptischer Hersteller und den hiermit verbundenen, höheren Qualitätsanforderungen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die ägyptischen Nahrungsmittelausfuhren auf 3,5 Milliarden US$.

    Weitere Informationen:

    Nahrungsmittelindustrie in Nordafrika expandiert

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Textil- und Bekleidungsindustrie

    Die ägyptischen Bekleidungsexporte haben sich 2021 wieder erholt. Derweil plant die Regierung Investitionen in staatliche Textilunternehmen.

    Laut des "Export Council for Ready Made Garments" sind die ägyptischen Bekleidungsexporte in den ersten acht Monaten 2021 auf 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen, 44 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das Ministerium für Staatsunternehmen verfolgt die lange geplante Restrukturierung staatlicher Textilhersteller. Dabei sollen auch Stellen abgebaut werden. Bei den streikfreudigen ägyptischen Textilarbeitern wird das kein leichtes Unterfangen. Geplant sind aber auch Investitionen in neue Spinn- und Webmaschinen im Wert von umgerechnet 1,3 Milliarden US$.

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

  • Umwelttechnik

    Regierung plant Investitionen für den Einsatz von Technologie gegen den Wasserstress.

    Im Kampf gegen die Wasserknappheit beabsichtigt die ägyptische Regierung bis 2037 rund 50 Milliarden US-Dollar zu investieren. Wegen der herausragenden Rolle der Landwirtschaft beim Wasserverbrauch ist die Wiederverwertung von Abwasser ein wichtiges Mittel. So erhielt jüngst ein von der Firma Metito geführtes Konsortium den Zuschlag für den Bau der El-Hamam Abwasseranlage. Diese soll mit einer Kapazität von täglich 6 Millionen Kubikmetern landwirtschaftliches Drainagewasser aufbereiten, das sodann wieder für die Bewässerung genutzt werden kann. Ebenso rückt die Meerwasserentsalzung stärker in den Fokus.

    Weitere Informationen:

    Wasserwirtschaft Ägypten

    Wassersektor in der MENA-Region

    Von Sherif Rohayem, Friedrich Henle | Kairo

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