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Wirtschaftsumfeld | Afrika | FDI

Deutsche Investitionen in Afrika steigen weiter

Marokko stärkt seine Rolle als zweitwichtigster Standort für deutsche Investitionen in Afrika. Die Republik Südafrika bleibt Top-Ziel für deutsche Unternehmen.

Von Michael Monnerjahn | Bonn

Der Bestand der deutschen Investitionen in Afrika (FDI) erhöhte sich im Vorkrisenjahr 2019 um 5 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro. Afrika spielt als Standort zur Produktion und für den Vertrieb für deutsche Unternehmen jedoch weiterhin eine kleine Rolle. Lediglich knapp ein Prozent ihrer Direktinvestitionen hat die deutsche Wirtschaft durch die 884 Unternehmen auf dem Kontinent investiert.

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Der mit Abstand größte Investitionsstandort auf dem Nachbarkontinent ist für die deutsche Wirtschaft Südafrika. Allein in der Republik am Kap sind über 400 Unternehmen mit FDI. Sie stehen auch für zwei Drittel der gesamten Umsätze deutscher Firmen in Afrika. Die prominentesten deutschen Investoren in Südafrika sind BMW, Daimler und Volkswagen. Sie profitieren von einer attraktiven Investitionsgesetzgebung für den Kfz-Sektor und haben allein in den vergangenen fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro zusätzliche investiert.

Deutsche Direktinvestitionen und Kennzahlen in Afrika 2009 bis 2019

Jahr

FDI (in Mio. Euro)

Unternehmen (Anzahl)

Umsatz (in Mrd. Euro)

Beschäftigte (in Tsd.)

2009

7.907

712

24,8

175

2010

9.854

739

31,3

194

2011

9.671

772

29,3

196

2012

9.714

807

32,1

195

2013

8.560

810

27,6

198

2014

9.700

801

29,1

202

2015

8.529

816

27,2

190

2016

10.650

849

31,9

192

2017

10.525

842

31,0

204

2018

11.510

898

31,9

220

2019

12.090

884

35,1

216

Quelle: Deutsche Bundesbank


Marokko gewinnt an Bedeutung

Der zweitwichtigste Standort für deutsche Investoren in Afrika ist seit 2017 das Königreich Marokko, das damit Ägypten hinter sich ließ. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Anzahl der deutschen Unternehmen in Marokko verdoppelt. „Die Nähe zu Europa, eine erstklassige Infrastruktur und effiziente Logistik sowie günstige Produktionsfaktoren und politische Stabilität sind attraktive Standortfaktoren, mit denen Marokko verstärkt auch bei deutschen Investoren punkten kann“, sagt Andreas Wenzel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Marokko (AHK Marokko). Die 87 vor Ort tätigen Unternehmen beschäftigten 2019 rund 35.000 Arbeitnehmer. Lediglich in Südafrika und Tunesien haben deutsche Unternehmen mehr Beschäftigte.

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Rund ein Viertel der Unternehmen, die sich in Marokko in der letzten Dekade angesiedelt haben, kommt aus dem Automobilsektor. Dies zeigt ein Blick in die auf Neuinvestitionen spezialisierte Datenbank FDI Markets. Eine Ankerfunktion für den Automobilsektor hatten die Investitionen von Renault. Das französische Unternehmen eröffnete 2012 eine Fabrik. Inzwischen ist Marokko nach Südafrika der wichtigste Standort für die Produktion von Autos in Afrika. „Die industrielle Entwicklung des Landes hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht. Sie bietet eine gute Grundlage für ein Engagement in Hochtechnologiesektoren, gerade auch bei Themen wie Engineering und Forschung & Entwicklung“, so AHK-Geschäftsführer Wenzel gegenüber GTAI.

Mit 38 Neuinvestitionen seit 2010, welche FDI Markets verzeichnet, ist Deutschland jedoch nur auf dem siebten Platz in Marokko – was die Anzahl der Projekte angeht. Die meisten Investoren vor Ort kommen aus Frankreich mit 195 Projekten. Es folgen Spanien (123) und die USA (92). Frankreich hat dabei inzwischen auch einen Schwerpunkt auf die Luftfahrtindustrie. In dieser Branche haben sich in Marokko 23 französische Firmen angesiedelt, aus Deutschland dagegen nur eines. Das könnte sich nach Ansicht von AHK-Geschäftsführer Wenzel ändern: „Marokko wird nach der Coronapandemie von der Diversifizierung von Liefer- und Produktionsketten profitieren. Das Land bietet sich als Standort zur Einbindung moderner Produktionsstrukturen in europäische Wertschöpfungsketten an.“

Top-5 werden von Nordafrika dominiert

Von der Nähe zu Deutschland könnte Nordafrika insgesamt profitieren. Die Top-5-Investitionsstandorte deutscher Unternehmen befinden sich – mit den Ausnahmen Südafrika und Nigeria – in Nordafrika. Neben der Automobilindustrie, die auch in Tunesien stark vertreten ist, spielt die Erdöl- und Erdgasproduktion eine wichtige Rolle. In Ägypten und Libyen fördert die DEA Deutsche Erdöl AG Erdöl und Erdgas.

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Von zusätzlichen Investitionen konnten zuletzt auch entlegenere Märkte wie Ghana und Kenia profitieren, wo sich die Anzahl der deutschen Unternehmen jeweils verdoppelte. Auch in Nigeria, wo deutsche Unternehmen in den 1970er-Jahren stark engagiert waren, stieg im vergangenen Jahrzehnt die Anzahl der vor Ort mit FDI vertretenen Unternehmen wieder.

Im Jahr 2020 könnte der Bestand der deutschen Direktinvestitionen in Afrika stagnieren oder höchstens leicht zunehmen. Das Wachstum wird, wenn überhaupt nur gering ausfallen, da die Forderungen gegenüber verbundenen deutschen Unternehmen in Afrika im Jahr 2020 nach Angaben der Deutschen Bundesbank lediglich um 881 Millionen Euro zunahmen, während sie im Jahr 2019 noch um 1.147 Millionen Euro zugenommen hatten. Die Bestandsangaben der Direktinvestitionen veröffentlicht die Deutsche Bundesbank jeweils erst 16 Monate nach dem Ende eines Jahres.

Da Direktinvestitionen meist mit einer Vorlaufzeit von mehreren Jahren getätigt werden, könnten die Folgen der Coronapandemie sich erst in den Direktinvestitionen für das laufende Jahr 2021 zeigen. Die Coronapandemie hatte kurzfristig zu einer erheblichen Unsicherheit geführt, welche vermutlich auch in Afrika zu einer zögerlichen Investitionstätigkeit geführt haben dürfte. Die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) prognostizierte im Januar 2021 für das Jahr 2020 einen Rückgang der getätigten Investitionen in Afrika um 18 Prozent auf 38 Milliarden US-Dollar.


Deutsche Investitionen (Bestand) 2019 in Afrika (in Mio. Euro)

Land

Mio. Euro

Südafrika

7.010

Marokko

1.285

Ägypten

778

Algerien

641

Nigeria

459

Mauritius

359

Tunesien

254

Tansania

158

Kenia

152

Namibia

112

Ghana

111

Libyen

45

Angola

41

Afrika (gesamt)

12.090

Quelle: Deutsche Bundesbank


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