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Afrika, übergreifendLand- und Forstwirtschaft, übergreifend / Finanzierung
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Branchenbericht Afrika, übergreifend Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
Berlin (GTAI) - Ernährungssicherung ist angesichts wachsender Bevölkerung und Klimawandel von zentraler Bedeutung für Afrika. Wie können deutsche Unternehmen dazu beitragen?
28.01.2020
Zusammenarbeit war der zentrale Begriff auf dem German-African Agribusiness Forum (GAAF), zu dem der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft am 20. Januar 2020 nach Berlin geladen hatte. Der Austausch von Wissen und Ideen und die Kooperation bei der Anwendung und Umsetzung stand in praktisch allen Diskussionen und Arbeitsgruppen als übergeordnetes Thema im Raum. Die Veranstaltung im Rahmen der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche fand in diesem Jahr zum sechsten Mal statt. Unter den Teilnehmern waren neben der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, auch mehrere Landwirtschaftsminister aus afrikanischen Ländern.
Der Handlungsbedarf ist groß. Wie Zahlen der Food and Agriculture Organisation (FAO) der Vereinten Nationen zeigen, haben sich die landwirtschaftliche Produktion und die Menge der vor Ort erzeugten Nahrungsmittel in den letzten Jahren zwar insgesamt deutlich erhöht. Pro Kopf jedoch stagniert die Nahrungsmittelversorgung aus lokalen Quellen, da die Bevölkerungszahl ebenso stark zunimmt. Noch immer gilt rund ein Fünftel der afrikanischen Bevölkerung als unterernährt.
Index | 2005 | 2010 | 2015 | 2016 |
Landwirtschaftliche Produktion (brutto) | 100,01 | 116,97 | 130,82 | 129,91 |
Nahrungsmittelproduktion pro Einwohner (netto) | 99,92 | 103,97 | 102,77 | 99,93 |
Quelle: FAO
Dieser Befund kontrastiert mit dem enormen Potenzial an Nutzflächen oder noch nutzbaren Flächen. Geringe Produktivität, wenig Marktorientierung und immens hohe Nach-Ernte-Verluste infolge fehlender oder schlechter Lager- und Transportmöglichkeiten erklären die Divergenz. Lösungen liegen meist in der Kombination verschiedener Faktoren. Technische Verbesserungen und Finanzierungsmöglichkeiten auf der einen Seite müssen mit gesteigertem Problembewusstsein, agrarischem Wissen und der Innovation von Prozessen kombiniert werden. Das geht nur im Austausch und in der Zusammenarbeit.
Ganz wichtige Ansprechpartnerinnen sind dabei die Frauen. Sie stellen die weit überwiegende Mehrheit der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Afrika und produzieren häufig in Kleinstbetrieben mit Flächen unter 2 Hektar für den Eigenbedarf. Oft fehlt das Wissen um Möglichkeiten zur Ertragssteigerung oder der Marktteilnahme. Indikatoren wie die Alphabetisierungsrate oder der Zugang zum Internet liegen in der Regel niedriger als bei Männern oder städtischer Bevölkerung. Die auf dem GAAF anwesenden Vereinigungen wie das African Women Agribusiness Network (AWAN) oder die Pan-African Farmers Organization (PAFO) können Kanäle sein, um eine größere Anzahl von ihnen zu erreichen.
Auch deutsche Nichtregierungs-Organisationen (NGO) können mit ihrer oft guten Vernetzung auf der lokalen Ebene geeignete Kooperationspartner für Unternehmen sein. Beispiele sind die auf der Konferenz vorgestellten Projekte zur Aufforstung in Uganda zwischen dem Kleingeräte-Hersteller Stihl und Fairventures oder der Aufbau einer Verleih-App für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen, die Stihl gemeinsam mit der Welthungerhilfe auf den Weg gebracht hat. Der Aspekt der Anpassung an die lokalen Bedürfnisse steht bei diesem Vorgehen vorne an.
Digitale Plattformen können die Entwicklung auf diesem Feld erheblich beschleunigen, etwa indem sie Marktinformationen wie aktuelle Preise vermitteln, den Kontakt zu Händlern und Transportunternehmen herstellen oder den Zugriff auf Kleinkredite eröffnen. All diese Schritte erleichtern Kleinbauern eine Umstellung zu mehr Marktorientierung und damit zu zusätzlichen Einkommen. Schwieriger wird es allerdings, wenn der Bedarf an Finanzierungskapital über den Kleinkredit zur Beschaffung von Saatgut oder ähnlichem hinausgeht, wenn zum Beispiel ein Traktor für den vergrößerten Betrieb angeschafft oder ein Silo errichtet werden soll, wie Johannes Buschmeier, Managing Director des Beratungsunternehmens AFC ausführte.
Denn obwohl über lokale Banken, zum Teil gefördert durch internationale Geber, Geld zur Verfügung steht, erfüllen die Kleinbetriebe oft nicht die formalen Anforderungen für eine Kreditvergabe, sind nicht "bankable". Es fehle, so Edward Katende, Geschäftsführer der Uganda Agribusiness Alliance, an mittelfristigem Kapital für größere Projekte. In der Regel stünden Mittel nur kurzfristig zur Verfügung. Die Ursachen dafür liegen oft tiefer, etwa in bodenrechtlichen Fragen. Dennoch ließe sich mit mehr Unterstützung der wachsenden, mittelgroßen landwirtschaftlichen Betriebe in diesem Bereich wahrscheinlich viel bewegen - ein weiteres Feld für die gezieltere Zusammenarbeit.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Afrika können Sie unter http://www.gtai.de/afrika abrufen.